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4. Januar J
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^hrg.XVI, Nr. 1/2 vom 4. Januar 1942

DIE WELTKUNST




. Ie deutsche Militärverwaltung hat durch die
^ckführung des Altars diesem selbst wieder
11 unverleichlicher Wirkungsmöglichkeit im
^ehrseitig beleuchteten Chor der Heiliggeist-
Qlrche verholten und gleichzeitig den „lübischen“
esamteindruck des Kircheninneren mit seinen
len Messingleuchtern, Gestühl, Schnitzereien
'ederhergestellt.
„ Ans der Fülle von Einzelkunstwerken in
' ,adt und Land, zu denen die deutsche Kunst-
,'lssenschaft aus naheliegenden Gründen bisher
e|üen Zugang finden konnte, seien einige in
“itlicher Folge hier genannt. Bekanntlich ist
baltische Raum („Alt-Livland“) auch nach
Cl" Ausscheiden aus dem Verbände des Deut-
chen Reiches, 1561, eine deutsche Kunstprovinz
^eblieben, da bis um 1880 allein der deutsche
°lkste,il Kunstpflege trieb. Dies erklärt den

rein deutschen Charakter der Kunstwerke des
Baltenlands.
Neben der Baukunst, die in allen Kolonial-
ländern den Vorrang behauptet, verdient vor
allem die Skulptur des späteren Mittelalters
und der Dürerzeit Aufmerksamkeit. Etwa der
Zeit um 1300 entstammt ein Kruzifix in Kergel;
vielleicht zwei Menschenalter später dürfte das
Kreuz der Revaler Nikolaikirche entstanden
sein: em schlechteres Seitenstück dazu befindet
sich in der Kirche von Klein-Johannis. Die
Kreuzigungsgruppe in Kreuz ist um 1400 zu
datieren, jedenfalls die beiden Seitenfiguren.
Die stilistische Herkunft all dieser Arbeiten ist
nicht ohne weiteres zu klären.
Zweifellos „lübisch“ sind jedoch der aus der
Landkirche von Rosleep nach Reval überführte
Georg und die Apostel von einem Apostelaltar
in Karmel auf der Insel
Ösel; diese dürften der
Werkstatt von Claus Berg
angehören. Auch der in
der „Weltkunst“ vom
12. Oktober abgebildete
Leuchter der Rigaer Ma-
riengilde ist Lübecker
Ausfuhrgut.
Ein eigentümliches, in
lichten Tönen gehaltenes
Beispiel der deutschen
Malerei des 17. Jahrhun-
derts ist ein in Reval be-
findliches Bildnis von 1663
des seltenen B. Block;
die holländischen, insbe-
sondere Delfter Vorbilder
sind unverkennbar. Wohl
schon dem 18. Jahrhundert
gehört das Silberkruzifix
der Revaler Olaikirche
an, das Natalie v. Üxküll
gestiftet hat.
Dr. Niels von Holst

Andrea Solar io (1460—65 bis nach 1515): „Verkündigung“
Signiert unten rechts, am Fuße des Tisches: Andrea de Solario, F. 1506. Holz. 76X78 cm
Wurde durch die Galerie Haberstock, Berlin, an eine öffentliche Sammlung verkauft

Graphik und Plastik

(Foto: Marburg)

Kunstmuseum Reval

BERLIN W 62, Lützowplatz 12 / Tel. 24 45 59

Verkauf

Ankauf

am Kurfürstendamm — Tel.: 91 73 89

Die von der Ausstel-
lungsleitung Berlin durch

diesmal neben reizvollen Kleinplastiken und
Porträts auch einige größere Figuren beigesellen,
auf die Ausdruckskraft der Form. In diesem
Sinne bleiben, wie manche Beispiele erweisen,
die Aquarelle und Pastelle nicht hinter den
Ölgemälden zurück. Hans Zeeck

1 e ist mit 200 Werken
wieder ein recht lebhaftes

Berlin W 15, Meinekestraße 2, I. Etage

lung finden auch bei den Landschaften
die Winterstimmungen, die hier z. B.
durch Max Clarenbachs große Sauer-
landdarstellungen oder Albert Birkles
kraftvolles Ölbild mit den Reisigsamm-
lern ausgezeichnet vertreten sind,
gegen früher, wo bunte herbstliche
Ausblicke auf den Ausstellungen meist
in der Mehrzahl waren, eine weit stär-
kere Berücksichtigung. Diese neu-
erwachte Freude am Stofflichen, an
eigenartig ausgewählten Motiven,
kommt naturgemäß im Figurenbild am
deutlichsten zur Geltung. Sie führen
hier mit Akten und symbolischen Ge-
stalten des Wieners Ivo Saliger, des
Düsseldorfers H. A. Simon-Schäfer und
des Müncheners Helmut Ullrich bereits
in die Bezirke, wo die dekorativen
Elemente regieren. Im Porträt ver-
schwimmen Kleidung und häusliche
Umgebung nicht mehr in unwirklichen
Hintergründen, sondern sie werden
zur schärferen Charakteristik deutlich
betont. Gewiß kommt es letzten Endes
bei allen diesen Malereien auf die
Eigenart der Darstellungsweise an, wie
bei den Bildhauerwerken, denen sich

CARL NICOLAI
GEMÄLDE DES 18.—19. JAHRHUNDERTS

Malerei,
in der Berliner Knnstlialle

bach, Defregger u. a. für ihre Bilder spielend
erhalten konnten. Sie liegen in den meisten
Fällen höher als ihre heutigen Auktionspreise.
Und wenn etwa, wie es in diesem Jahre ge-
schah, für ein einmaliges Angebot französischer
Impressionisten besonders hohe Summen be-
zahlt wurden, so darf nicht vergessen werden,
daß diese Dinge vor dem Weltkrieg noch be-
trächtlich höher bewertet waren: es war ein
Bild von Degas, das im Jahre 1910 mit 435 000
Goldfranken den überhaupt höchsten Preis für
das Werk eines lebenden Meisters erzielen
konnte. Der Beispiele sind Legion.
Überbewertungen werden immer Einzelfälle
auf dem Kunstmarkt bleiben, die neben dem
festen Niveau des gesunden Marktes keine aus-
schlaggebende Rolle spielen Und so kann, im
Zusammenhang der Entwicklung der letzten
Jahre gesehen, auch das Jahr 1941 als erfolg-
reiches Glied im Wiederaufbau eines deutschen
Kunsthandels bezeichnet werden.

Gesamtbild erzielt worden. Es wird in der
Hauptsache dem Reichtum an Motiven verdankt,
ein Ergebnis, das auch einer in Künstlerkreisen
immer stärker werdenden Auffassung
entspricht, nach der neben der hand-
werklichen Vollendung das Interesse
am Stofflichen nicht zu kurz kommen
darf. Man bevorzugt also, wie es hier
Ernst Pfannschmidt mit dem „Alten
Sarazenennest in Taormina“ und Alfred
Pfitzner in seinem „Gartenblick auf
Dietrich Eckarts Atelierfenster“ getan
haben, Bildervorwürfe, die schon „an

Rückblick auf den Kunstmarkt 1941
Cb
°Hsctzung von Seite 1)
O^nsation“ zu bezeichnen pflegt, auch auf
Seltenheit und den Mangel eines gleich-
Crtigen Angebots zurückgehen kann, ist
jHbstverständlich, und die Geschichte des
Osthandels bietet dafür ebenso viele Bci-
j^'ele wie dafür, daß sich plötzlich bestimmte
^Ostgebiete einer Käufer-Renaissance erfreuen
( N mit der Konkurrenz und dem damit auf-
. etendeh größeren Seltenheitswert die Preise
aOüziehen beginnen. Man denke nur etwa an
0 Italiener- oder Niederländer-Mode lange
(1°r dem Weltkrieg und vergegenwärtige sich
z'l|IT|al die damals bezahlten Preise, um ein-
hllSehen, daß dagegen die heutige Bewertung
j.Xh vielfach dahinter zurücksteht: und wer
O"1 über die in unserer Zeit für gute
ü'atsche Malwerke des 19. Jahrhunderts be-
l'/Üten Preise wundern zu müssen glaubt, der
lO^nkc einmal die auch für unsere Vorste’,-
XSen außerordentlichen Summen, die zu Leb-
’Un Künstler wie Feuerbach, Böcklin, Len-

größeren Zeitabständen
gegebenen Veranstaltun-
gen können ein beson-
deres Interesse bean-
spruchen, weil hier auch
das Wirken von weniger
bekannten Talenten aus
dem Reich in größerem
Umfange hervortritt. In
der neuesten Schau der

PAUL ROEMER
Werke deutscher und ausländischer Meister des 19. Jahrhunderts

JULIUS BOHUER
ALTER GEMÄLDE ■ ANTIQUITÄTEN UNI) ALTER MÜREL

AUSSTELLUNGEN

KUNS TVERS TEIGER UNGEN

M ü N C II EN • R R 1 E N N E R STRASSE 12
 
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