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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 18.1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.3820#0131

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128 BESPRECHUNGEN.

problem im Altertum und Mittelalter, die Entstehung der Musik, die Theorien über
Harmonie und Konsonanz u. a.).

Gerade die weit ausholende und alles Wichtige zusammenfassende Arbeit von
Moos läßt erkennen, wie wenig noch auf dem Gebiet der eigentlichen Musikästhetik
erreicht worden ist. Es sind einige wenige Probleme, die immer wiederkehren: Be-
deutung der Gefühle in der Musik, Verbindung von Ton und Wort u. a. m.; und
selbst bei ihnen hat man den Eindruck, daß die Analyse noch ganz in den Anfängen
steht, daß die Mehrzahl der Autoren mehr von Einfällen und von psychologischen
oder philosophischen Vormeinungen bestimmt ist als von einer an den Tatsachen
orientierten Auseinandersetzung mit dem Problem.

Vielleicht läßt die Art, wie der Verfasser die Darstellung der Philosophie der
Musik gibt, diese Geringfügigkeit des Erreichten besonders deutlich hervortreten.
Dadurch, daß er die Anschauungen der verschiedenen Musikphilosophen aneinander-
reiht, tritt der tatsächliche Gehalt ihrer Meinungen klar hervor. Freilich gewährt diese
Methode keinen Einblick in die geistigen und persönlichen Kräfte, auf deren Boden
diese Anschauungen erwachsen sind. Gerade die musikphilosophischen Anschau-
ungen sind ja fast nirgends etwas Selbständiges, isoliert Entstandenes. Sie sind in
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Auswirkung allgemein philosophischer
Anschauungen auf ein spezielles Gebiet, in der zweiten Hälfte in sehr vielen Fällen
Exponent des Streites um Wagner. Wer von diesen und ähnlichen Dingen wenig
oder nichts weiß, der wird die eigentlichen Hintergründe, von denen sich die Autoren
abheben, nicht verstehen, dem wird das Buch als eine bloße Sammlung von Mei-
nungen erscheinen.

So ist das Buch nicht eigentlich zur Lektüre noch auch zur Einführung geeignet.
Trotzdem — das Werk ist unentbehrlich für jeden, der in die Musikphilosophie von
Kant bis zur Gegenwart tiefer eindringen will. Es ist eine Rück- und Überschau,
von der man nur wünschen könnte, daß wir sie für andere Gebiete der Ästhetik in
ähnlicher Weise besäßen.

Gött^gen. Moritz Geiger.

II. Kongreß für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft.

Der Kongreß wird nunmehr in Berlin (Aulagebäude der Universität) stattfinden
und zwar vom 16.—IS. Oktober 1924. Alles Nähere durch Prof. Dessoir, Berlin W,
Speyererstr. 9. Das Programm ist im wesentlichen dasselbe geblieben, wie es für
Halle in Aussicht genommen war.
 
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