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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 18.1925

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248 BESPRECHUNGEN.

Urphänomen menschlicher Existenz (dies sind aber nicht Georgys Worte,
sondern die meinigen), wie das Handeln oder das Anschauen, das Grenzüberschreiten
oder das Opfern mußte auch hier den alles belebenden Kern bilden: das Dienen.
»Durch Dienen zum Werden« — so formuliert Georgy die Grundidee der Nibelungen,
die im Dietrich von Bern anschaulich vor uns steht.

Dennoch verfährt Georgy noch viel zu kompliziert und noch viel zu doktrinär.
So große Fortschritte er auch seit seinem merkwürdigen, an tiefen Gedanken und
sonderbaren Verschrobenheiten gleich reichen Buch »Das Tragische als Gesetz des
Weltorganismus« (1905) besonders in formaler Hinsicht gemacht hat — noch ist er
selber ein Ringender, dem das Glück einer reifen Gestaltung nicht zuteil geworden
ist. So mag er sich denn auch dem kämpfenden Denker Hebbel verwandter fühlen
als dem seligen Künstler, der beim Veilchenpflücken im Prater »Mutter und Kind«
gedichtet hat und jene herrlichen Schlußzeilen des Sonettes »Juno Ludovisi«, die dem
»Werden alles Schönen« nachspüren, die zu den Tiefen hinuntergeleiten, aus denen
Hebbels Lyrik floß, in denen aber auch sein dramatisches Künstlertum und seine
schöpferische Persönlichkeit überhaupt verankert und gegründet ist:

Erst keusches Leben, wurzelhaft gebunden,

Dann scheuer Vortraum von sich selbst, der leise
Hinüberführt zur wirklichen Entfaltung;
Und nun ist auch der Werdekampf verwunden,

Man sieht nicht Anfang mehr noch Schluß im Kreise,
Und dieses ist der Gipfel der Gestaltung.
Heidelberg.

Hermann Glockner.

Karl Grunsky, Musikästhetik. Sammlung Göschen Nr. 334.

Das Büchlein liegt in 4. Auflage vor, hat also bei Studierenden und Musikern
seinen Wert erwiesen. In 120 Seiten die Ästhetik der musikalischen Urtatsachen,
der Mittel und Formen zu geben und dazu noch eine knappe Psychologie musika-
lischer Gefühle, dazu gehört viel Wissen, guter Überblick, treffende Dialektik. All
das vereinigt Grunsky. Er vermittelt so etwas wie einen Querschnitt ästhetischer
Grundanschauungen, ohne die Probleme gerade hin- und herzuwälzen. Das liegt
im Wesen solcher Kompendien, auch wenn sie, wie das vorliegende, eine persön-
liche Einstellung sehr bewußt durchdrücken. Das praktische Material der Beispiele
rekrutiert sich aus Bach, Beethoven, Mozart, Wagner, Brückner. Grunsky verleugnet
auch hier seinen »völkischen« Geist nicht, verrät sich gern als Brucknerianer. Vom
»Gewinsel« neuer Musik hätte er etwas mehr als das Schimpfwort aussagen können.
Gerade zur Frage des Rhythmus und der Tonalität gibt sie doch (wenn auch oft
im negativen Sinn) Belege und Hinweise. Schließlich stände dem vernünftigen und
praktischen Büchlein eine objektivere Literaturangabe gut. Wo Wolzogen und
Grunsky namhaft gemacht sind, braucht Lazarus und Hanslick nicht zu fehlen; wo
der Name Wundt steht, würde der Name Ed. v. Hartmanns nichts verunzieren.

Berlin.

Kurt Singer.

H. v. d. Pfordten, Der Musikfreund. Franckhsche Verlagsbuchhandlung, Stutt-
gart.
Ein Laienbrevier, das, mehr im Stil populärer Verträge, als einer Druckschrift,
mehr plaudernd als systematisch lehrend, über die Probleme musikalischen Genießens
 
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