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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 8.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.3587#0499
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BESPRECHUNGEN.

495

Einmal wäre dieses Merkmal ja nur auf Melodien anwendbar, denen Texte
zugrunde liegen. Sodann läge die Gefahr nahe, eine Melodie an dem zugehörigen
Text zu messen, obgleich dieser der ursprünglich selbständigen Melodie vielleicht
erst nachträglich »unterlegt« worden ist — eine Möglichkeit, die Penkert selbst zu-
gibt (S. 62) und die bei der heutigen Kunstfabrikation, die auch zu fertigen »Illu-
strationen« nachträglich das »Illustrierte«, nämlich Gedichte und »Witze«, hinzufügt
(was man »textieren« nennt), durchaus nicht graue Theorie ist.

Und wie mißt Penkert die Melodie am Texte? Er verlangt, daß sie die natür-
liche Betonung der Verse beibehalte. Er zitiert (S. 68):

Selbst der gestreng-ste Mann sich niemals schützen kann
und sagt:

»Hinter Mann würde niemand atmen, keiner die Reimworte in der Länge
herausheben, als ob sie die Hauptsache wären.«

Nun, auch Mozart »atmet* im Don Juan, wo man es nicht erwartet, sogar
mitten im Wort:

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(S. 41 der Guglerschen Partitur)

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und:

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(S. 30, ebenso S. 31)

oder:

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oder:

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>) (S. 146/47)

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(S. 35)

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und mit Absicht sind hier die Silben auseinandergerissen, um das Todesröcheln
des Komturs darzustellen.

Und wie steht es mit der Betonung des Reimwortes?

(Schumann, Wohlauf noch getrunken den funkelnden
Wein.)

ge - schie-den muß sein!
') Die Fortsetzung:

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/w sa/wo te - r/ar, sa/w 6a - dar, ba - «ar

zeigt übrigens Triller zur Bezeichnung des Kusses, mitten im Wort, was beides
Penkert S. 48 und 70 bei »Gassenliedern« tadelt.
 
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