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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 8.1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.3587#0660
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BESPRECHUNGEN. 553

hier wäre größere Klarheit recht sehr erwünscht; und insbesondere ein Ausmerzen
derartig allgemeiner Anschuldigungen, die jeder auf etwas anderes beziehen kann,
und mit denen jeder seine Rückständigkeit in Sachen der Kunst zu verteidigen
vermag. Hoermann selbst trifft dieser Vorwurf nicht, aber der Lehrer muß auch
den falschen Schein meiden und vorsichtig sein, um nicht den Anfänger auf eine
schiefe Bahn zu drängen oder ihn in einer irrigen Anschauung zu bestärken. Im
allgemeinen darf man aber dem Buch viel Glück auf seinen Weg wünschen und
zahlreiche Leser in weiteren Kreisen; denn den Fachgenossen bringt es — wie
schon angedeutet — nicht viel Neues.

Rostock i. M. Emil Utitz.

J. Gramm, Die ideale Landschaft, ihre Entstehung und Entwicklung.
(Mit einem Atlasbande.) Freiburg im Breisgau, Herdersche Verlagshand-
lung, 1912.
Wer dies Buch zur Hand nimmt, wird, um sich vor Enttäuschungen zu be-
wahren, gut tun, den Untertitel zu beachten: Die Entwicklung der Landschafts-
malerei von der Antike bis zum Ende der Renaissance und das Werden der idealen
Landschaft. In der Tat hört das 532 (!) Seiten starke Werk gerade da auf, wo die
»ideale Landschaft« als bewußte Sonderart des künstlerischen Schaffens fertig da-
steht zur Reise durch die Jahrhunderte bis in die Gegenwart; Poussin, Dughet,
Elsheimer, Bril und Claude Lorrain kommen gerade auf der Schlußseite noch zur
Erwähnung. Der Verfasser rechtfertigt dies im Vorwort mit den Worten: »Das
Werdende zu belauschen erschien mir reizvoller, als das Gewordene zu überblicken
und in seinen Verzweigungen zu verfolgen.« Man wird einwerfen dürfen, daß das
eine das andere nicht ausschloß, ja geradezu forderte, und man wird sich vorstellen
können, daß ein Verfolgen beider Ziele bei knapperer Art der Behandlung seinen be-
sonderen Reiz und Wert gehabt hätte. Nachdem die Entwicklung der Landschaftsmalerei
im Altertum (Woermann und Heinemann), in der deutschen Kunst bis Dürer
(Kämmerer), in Venedig (Zimmermann), in Toskana und Umbrien (Guthmann und
Kailab), in Holland (J. de Jongh) — von anderen tüchtigen Einzeldarstellungen zu
schweigen — uns bisher meist nach ihren historischen Etappen vorgeführt worden
ist, durfte eine Untersuchung nach inhaltlichen Kategorien vielleicht besonders
interessant und fruchtbar erscheinen. Und der zweite Abschnitt des »Allgemeinen
Teils« in dem vorliegenden Buche mit seinen Analysen mehrerer Darstellungen des
Aqua acetosa-Motivs und des Nemisees im Vergleich zum Naturvorbilde erweckt
in dieser Hinsicht auch die besten Erwartungen. Leider fällt er aber aus dem
Rahmen des übrigen ganz heraus, denn Poussin, Koch und Rottmann, um die es
sich hierbei handelt, kommen dann in dem ganzen Buche nicht mehr zu eingehen-
der Behandlung.

Der Verfasser definiert in seiner systematischen Einleitung die »Ideale Land-
schaft« als »eine auf Grund einer ethischen Vorstellung mit freier Benutzung der
Naturvorbilder nach künstlerischen Gesichtspunkten bildmäßig gestaltete (kompo-
nierte) Landschaft.« Unter »ethischer Vorstellung« versteht er dabei im allgemeinen
nur eine solche von menschlicher Bedeutsamkeit, vornehmlich in Beziehung auf eine
ideal aufgefaßte Persönlichkeit, deren Geistesverfassung — in der Ruhe wie im
Affekt — die Grundstimmung bildet. »Als würdiger Schauplatz eines Helden, eines
Heroen, wird die ideale Landschaft, in allen ihren Formen das Einfach-Klare, Große
und Bedeutende verkörpernd, zurHeroischenLandschaft.« Von der einfachen
Vedute leitet die Stimmungslandschaft, wo der Maler sich selbst mit der in den idealen
Mittelpunkt gestellten Persönlichkeit identifiziert, zur idealen Landschaft über; eine
 
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