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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 9.1914

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Besprechungen.

Benedetto Croce, Brcviario di Estctica. Bari 1913. Gius. Laterza c figli.

Das kleine Büchlein von 127 Seiten, das seine Entstehung einer Aufforderung
verdankt, zur Eröffnungsfeier einer Universität in Texas Vorlesungen zu halten,
wird vom Autor selbst als konzentriertester Ausdruck seiner wichtigsten Gedanken
aus früheren Werken bezeichnet. In der Tat ist dies ästhetische Brevier eine denk-
bar glückliche Propädeutik für das Studium der Ästhetik und gibt mit durchsich-
tiger Klarheit und in lebendiger, liebenswürdiger Form einen erstaunlich reichhaltigen
Überblick über die Probleme, die mit dem instinktiven Kunstgefühl des Romanen
auf ihre richtige Basis gestellt werden. Schon allein die Abweisung des Hedonis-
mus, Moralismus, Konzeptualismus (Rationalismus) und einer zerreißenden Abstraktion
von Form und Inhalt ist in ihrer Treffsicherheit bewundernswert, und wer einiger-
maßen mit dem Italienischen vertraut ist, sollte sich die keineswegs schwierigen
Darlegungen im Original ansehen, wo die lebendige Anschaulichkeit der Sprache
unmittelbar zu spüren ist. Etwas beengend für die Ausführungen ist es, daß sie
fast zu einseitig am literarischen Kunstwerk orientiert sind, und zwar an den
Nationalschätzen der Italiener; ebenso verführt die starke Anlehnung an Hegel
zwischendurch zu einigen Gewaltsamkeiten der Konstruktion, die nicht restlos in
dem Gesamttenor des Gedankengangs sich auflösen. Anderseits hat der Hegeische
Gedanke des konkreten Allgemeinen, des universale individuato, wie Croce es
wendet, gerade für die Ästhetik hier seine fruchtbarsten Konsequenzen entwickelt,
womit für Croce die Begründung der Allgemeingültigkeit des Ästhetischen außer
Frage steht. Auch sichert ihm dieser Hintergrund des einen und ungeteilten Abso-
luten in allen Gebieten den hohen idealistischen Schwung seiner Betrachtungen,
wenn sie auch die im Prinzip durchaus bejahte Autonomiefrage des Ästhetischen
an einzelnen Punkten an ihrer Schärfe wieder verlieren läßt. Etwas zu optimistisch
— vielleicht veranlaßt durch die in romanischen Ländern stärkere und breitere
Kunsttradition auch für den Laien — urteilt Croce wohl über die Entbehrlich-
keit einer Kunstkritik, die nach ihm im Grunde nur »Tote erschlägt«, den consensus
generalis wiederholt, oder »dem Lebenden ins Gesicht bläst«, um ihn zu beleben,
wenn Croce auch die Schäden einer Kunstkritik sehr fein analysiert und von echter
Kunstdemut beseelt ist. Die Kritik muß >farsi piccinina innanzi aW artet-. Dies ist
der Geist, der die ganzen philosophischen Ausführungen dieses reizvollen Büch-
leins trägt.

Berlin-Halensee. Lenore Ripke-Kühn.

Erich Bern he im er, Philosophische Kunstwissenschaft. Vierter Band
der »Beiträge zur Philosophie«. Heidelberg 1913, Carl Winters Universitäts-
buchhandlung. 8°. VIII u. 310 S.

Ein neuer Name; ein die schwierigsten Probleme zusammenfassendes Werk;
ein angesehener Verlag; und eine Sammlung, die schon durch das Buch von Richard
Hönigswald »Zum Streit über die Grundlagen der Mathematik« Beachtung heischt;
 
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