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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 32.1938

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Damian, Erwin: Rilkes Gestaltung der Landschaft, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.14217#0250
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236 ERWIN DAMIAN, RILKES GESTALTUNG DER LANDSCHAFT

Symbol der aus der Seele hinausgetretenen Bilder, als „reine Überstei-
gung" der hinter allen Sinneserfahrungen liegenden Idee des Baumes, als
Urbild, das ebensogut ins Sichtbare wie ins Hörbare übertragen werden
kann. Dem Kunstwerk als der „gebrauchten Natur" steht die Landschaft
als „der dumpfe und stumme Vorrat der vollen Natur" gegenüber. Alles
ist reines Dasein — die zerstörende Zeit ist ausgeschaltet, das „Gespenst
des Vergänglichen haftet nur den scheinenden Gegenständen an. Die im
Gesang neu erstandene Welt ist unvergänglich, von dauernder Schönheit
und „erfüllt von bleibenden Kräften". Der orpheische Gesang ist die
reinste Regung des Irdischen, die feinste Verdichtung aller wachsenden
Kräfte. So begegnen sich alle Dinge, aneinander und ineinander verwan-
delt und aus dem neu entstandenen hebt sich ihr eigentlicher Sinn, der
alle Wesen durchdringt und vereint.

(„Späte Gedichte", S. 84:)

„Was haben wir seit Anbeginn erfahren
als daß sich eins im anderen erkennt,
als daß an uns Gleichgültiges erwärmt?
O Haus, o Wiesenhang, o Abendlicht,
auf einmal bringst du 's beinah zum Gesicht
und stehst an uns, umarmend und umarmt.
Durch alle Wesen reicht der eine Raum:
Weltinnenraum......"
 
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