Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 32.1938

DOI Artikel:
Besprechungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14217#0282
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Besprechungen

Kurt Breysig: Die Geschichte der Menschheit. Erster Band:
Die Anfänge der Menschheit: Urrassen, Nordasiaten, Australier,
Südamerikaner. Breslau 1936, Verlag von M. und H. Marcus.

Zu seiner groß geplanten Geschichte der Menschheit gibt Breysig in dem vor-
liegenden Bande einen breitangelegten Unterbau, indem er vor den Völkern, die in
die Weltgeschichte im üblichen Sinne eingehen, jene Menschengruppen behandelt,
die eigentlich keine „Geschichte" haben. Insofern ähnelt dieser Band mehr als
einem Geschichtswerk einer Völkerpsychologie oder Ethnographie. Daß dabei die
Kunst überall ausführlich gewürdigt wird, rechtfertigt es, daß das Werk an dieser
Stelle besprochen wird, und wir beschränken uns darauf, gerade auf diese Partien
einzugehen, zumal der Verfasser, nach Ausweis anderer Werke, gerade zur Kunst
ein besonders intimes und selbständiges Verhältnis hat. Während jedoch andere
Forscher, die die Kunst primitiver Völker behandeln, überwiegend das Gemeinsame
herausheben, behandelt Breysig die von ihm herangezogenen Völkergruppen durch-
aus nach den bei ihnen sich abhebenden spezifischen Tatsachen. Er beginnt mit
Zwergvölkern, die keine eigene Sprache und keine bildende Kunst haben. Sehr
interessant ist der Nachweis einer außerordentlich feingegliederten Sprache bei
einem sonst so primitiven Volke wie den Tschuktschen. Bei den Australiern wird
hervorgehoben, daß bei ihnen die redenden Künste wenig, dafür aber das Drama
stark entwickelt ist. Bei den Südamerikanern, speziell den Patagoniern, wird die
Einheit von Lied, Tanz und Leben betont. Überall jedoch wird die Kunst im Zu-
sammenhang des gesamten geistigen Lebens gesehen, und gerade darin scheint
uns die Bedeutung von Breysigs Werk zu liegen, daß er mit feinsinniger Einfühlung
die Individualisierung der Kultur auf den Frühstufen der Menschheit verfolgt, die
er z. T. auf die Anlagen, z. T. auf die neugeschaffenen Besonderheiten des Werde-
gangs der Geschichte zurückführt. Indem Breysig die Gegensätzlichkeit von Ver-
änderung und Beharrung und die Bedeutung der Auslese im historischen Geschehen
würdigt, kommt er zu einem seiner zentralen, geschichtsphilosophischen Gedanken:
dem verschiedenen „Stufenalter" der Kulturgruppen, für das insbesondere auch
die Entwicklungsgeschwindigkeit bedeutsam ist. Wir können hier nur Andeutungen
von dem außerordentlich reichen Inhalt des Buches geben, das gerade durch den
weiten Zusammenhang, in dem die Einzeltatsachen gesehen sind, viel Licht auf die

Frühstufen der Kultur und der Kunst wirft. , _

M. F.

Coriolan Petranu: Begriff und Erforschung der nationalen
Kunst, Sonderdruck aus den Südostdeutschen Forschungen Bd. II, München
1937.

Der kurze Aufsatz, der nur wenige Seiten umfaßt, liefert dem Kunstforscher
reichen Stoff zum Nachdenken. Das Problem stellt sich auch keineswegs als gelöst
 
Annotationen