Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft (32.1938)

WAS HEISST STILENTWICKLUNG?

297

So können mit Ausnahme des immanenten Bewegungsantriebes alle
Momente des Entwickelungsbegriffes beim Stilgeschehen angetroffen wer-
den, so daß man es wenigstens im transitiven Sinne als Entwickelung
bezeichnen kann. Zugleich ist auch der Grund dafür gefunden, warum
der Stil häufig relativ folgerichtig und kontinuierlich fortschreitet und
den Eindruck einer selbständigen zielstrebigen Fortbewegung erweckt,
obwohl er doch weder Bewußtsein noch eigene Kräfte besitzt. —

Damit glauben wir das, was unter Stilentwickelung zu verstehen ist,
einmal genauer erläutert zu haben; wir können noch hinzufügen, daß
unser Ergebnis für die Gegenstände aller anderen immanenten17) Kunst-
historien gleichfalls Gültigkeit besitzt. Wie dagegen die Objekte der
Ausdruckshistorien sich zu dem Entwickelungsbegriff verhalten, kann
hier nicht mehr dargelegt werden.

17) Über die Unterscheidung von immanenten und Ausdruckshistorien: Z. f.
Ästhetik, 31, 1937, S. 340 und 345.