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Zeitschrift für Ästhetik und allgemeine Kunstwissenschaft — 36.1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.14218#0243
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Besprechungen

Heinrich Schaller: Die europäische Kulturphilosophie. Verl.
v. Ernst Reinhardt in München, 1940.

Der Verfasser tritt an sein Problem, obwohl er es historisch aufrollt, nicht bloß
als Historiker heran, sondern selbst als Kulturphilosoph. Als ersten Gedanken der
Geschichtsphilosophie stellt er den „Kreislaufgedanken" des Werdens und Vergehens
heraus, neben den später die „Fortschrittsidee" tritt, die der Verf. aus den religiösen
Heilslehren ableitet. In besonderen Kapiteln werden dann der Ursprung der moder-
nen Geschichtswissenschaft in der Renaissance, die Kulturphilosophie in der Auf-
klärung und in Klassik und Romantik dargestellt. Überall zeigt sich der Verf. gut
orientiert mit selbständiger Wertung. Die moderne Kulturphilosophie wird nur in
einem Kapitel behandelt, und hier bedauert man, daß nicht eine klarere Ordnung
der Richtungen erstrebt ist. Natürlich läßt sich über die Auswahl der Persönlich-
keiten streiten. Der Verfasser behandelt nacheinander von den Neueren: Renan,
Burckhardt, Nietzsche, Strindberg, dann die russischen Kulturphilosophen, wobei
er auch auf die russische Musik eingeht. Zuletzt erhalten besondere Abschnitte:
Ed. Meyer, Lamprecht, Breysig, Spengler. Obwohl gelegentlich genannt, hätten doch
unter anderem Troeltsch, Sombart, Keyserling (mit seinem Amerikabuch), L. Ziegler
und andere genaueres Eingehen erwarten dürfen. Im Schlußkapitel wird die neuere
Anthropologie kurz erörtert und die Geistesgeschichte als Kern der Geschichte hin-
gestellt. Das Schaller'sche Buch, das durch seine Beachtung von Dichtern und Mu-'
sikern auch ins Gebiet dieser Zeitschrift fällt, kann warm empfohlen werden; die
Bedenken, die sich aufdrängen, kommen bei der Weite des Blickfeldes nicht ernstlich
in Betracht.

Berlin-Dahlem. Richard Müller-Freienfels.

Alfred von Martin: Nietzsche und Burckhardt. Verlag E. Rein-
hardt, München 1941.

Dem Verfasser kommt es nicht darauf an, durch neues Material unser Wissen
um die Beziehungen zwischen Nietzsche und Burckhardt zu bereichern; er fußt
hierin ganz auf früheren Veröffentlichungen. Sein Ziel ist es, durch Herausarbei-
tung des seelischen Typus beider Männer ihre Beziehungen verständlich zu machen
und durch Kontrastierung beider Gestalten die Plastik jedes Einzelnen zu ver-
tiefen. Das erste Kapitel konfrontiert daher die Persönlichkeiten, im zweiten Kapitel
wird die kritische Stellung beider zu ihrer Zeit in ihrer Eigenart herausgearbeitet,
und im dritten Teil erscheint das Geschichtsbild beider als Ausdruck der Welt-
anschauung. Der Verfasser hat sich seine Aufgabe nicht leicht gemacht, sondern
mit einer Fülle mannigfachen Belegmaterials seine Anschauung gestützt, so daß
 
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