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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Crull, F.: Die Dekoration des Innern der Kirche zu Sternberg in Meklenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0043

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1897.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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gebaut worden ist. Sie zeichnet sich vor fast
allen gothischen Kirchen der übrigen Land-
städte Meklenburgs sowohl durch ihre Archi-
tektur aus wie durch ihre Gröfse, welch' letzteres
um so auffallender ist, als die Parochie von
Hause aus die Stadt nur allein begriff, aber
dadurch vielleicht sich erklärt, dafs diese in der
angegebenen Zeit vom damaligen Landesherrn
ersichtlich bevorzugt wurde und anscheinend
auch eine wohlbegüterte Bürgerschaft besafs.1)
Die Sternberger Kirche ist eine Hallenkirche
von rechteckigem Grundplane und durch vier
Pfeilerpaare und je zwei Halbpfeiler an der

des Innern der Kirche die dicke Kalktünche
entfernte, mit welcher dasselbe überzogen war,
fand man das Mauerwerk wesentlich ungeputzt
und als Rohbau belassen und, von zwei figür-
lichen Darstellungen auf der Ostwand der
Seitenschiffe abgesehen, allein eine Dekoration
der Pfeiler angeordnet. Auf diesen waren
nämlich die 15 bis 20 cm breiten Flächen an
jeder Seite der Dienste vom Sockel bis zum
Pfeilersimse auf geschlemmtem Grunde mit einer
rothbraunen Ranke mit grünen Weinblättern
und stilisirten braunrothen Trauben bemalt,
wogegen die 55 bis 60 cm breiten schrägen

Ost- und an der Westwand in drei Schiffe
getheilt. Die Pfeiler sind achtseitig, mit
Diensten auf den vier geraden Seiten ver-
sehen, die, aus drei Rundstäben bestehend,
im Durchschnitte die Figur eines halben Sechs-
passes zeigen. Als man 1895 bei Erneuerung

a) Sternberg hatte eine Leproserie zu St. Jürgen
seit vor 1288, ein Heiliggeisthaus seit vor 1357, ein
Elendenhaus zu St. Gertruden vielleicht seit 1327.
Seit Anfang der neunziger Jahre des XV. Jahrh. war
es in Folge Mifshandlung einer Hostie durch Juden
Ziel von Wallfahrten, selbst aus weiter Ferne, von
denen vereinzelt noch 1562 verlautet. Im Jahre 1500
gründete der damalige Landesherr daselbst ein Augu-
stiner-Eremitenkloster, dessen Insassen aber schon 1527
alle auf und davon gegangen waren.

Seiten der Pfeiler bis etwa zu deren halber
Höhe hinauf in der Weise von Teppichen sich
dekorirt fanden, die oberwärts mit quadra-
tischen Flächen abschlössen, auf welche je
ein Wappenschild gemalt war. Die Teppiche
waren in fünf verschiedenen Mustern und zwar so
ausgeführt, dafs die gegenüberstehenden Pfeiler
immer das gleiche hatten; insbesondere fand sich
das Dessin 1 auf den östlichen Halbpfeilern, auf
dem ersten Pfeilerpaare 2, auf dem zweiten 3,
auf dem dritten 4, auf dem vierten 5 und auf
den westlichen Halbpfeilern wiederum Dessin 2.
Vier dieser Muster waren durch schwarze,
rothe und weifse 5 oder 5x/2 cm breite, recht-
winklig gebrochene Bänder hergestellt, so dass
 
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