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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Bücherschau
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59

1897. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

60

Bücherschau.

Die Zeitschrift für bildende Kunst, heraus-
gegeben von Carl von Lützow, mit dem Kunst-
ge werbeblatt, herausgegeben von Carl Hoffacker,
und der Kunstchronik, im Verlage von E. A. See-
mann in Leipzig, per Jahrgang 32 Mk.
Diese drei Zeitschriften, von denen die beiden ersten
in Monatsheften erscheinen, die letzte in 33 Nummern,
haben im Herbste 1889 eine neue Folge begonnen
und im Jahre 1895 ein gröfseres Format angenommen,
letzteres wohl vornehmlich zu dem Zwecke, den Ab-
bildungen, auf welche von jeher grofser Werth gelegt
wurde, eine noch gröfsere Ausdehnung geben zu
können. Diese sind denn auch zu einer Vollkommen-
heit herangereift, dafs sie in Bezug auf Zahl und
künstlerische wie technische Vollendung von keiner
Zeitschrift übertroffen, kaum von einer erreicht werden.
Fast jedes Heft enthält eine Originalradirung und
Heliogravüre, oder Farbendruck, und zahlreiche Auto-
typien, von denen die meisten auf photographischen
Aufnahmen beruhen. Die Abhandlungen, zu denen sich
in den fünf vorliegenden Heften des VIII. Jahrganges
Justi, von Lützow, Rosenberg, Schölermann, Schultze-
Naumburg, Flechsig, Baumgarten, Hampe und Andere
bekennen, zeigen das Bestreben grofser Universalität,
gründlicher Durchführung, vornehmer Form und mit
dem frischen, unbefangenen Blick auf die Kunst-
schöpfungen der Gegenwart wechselt die ernste Rück-
schau auf diejenigen der Vergangenheit, in die Antike,
das Mittelalter, die Renaissance mit ihren Ausläufern.
Ganz besondere Berücksichtigung hat das Mittelalter
bezw. die spätgothische Periode erfahren, der die um-
fänglich behandelten, vornehmlich in Süddeutschland er-
haltenen Oelberggruppen angehören, wie die dänischen
.Schnitzaltäre und die Gemälde des Meisters vom Amster-
damer Kabinet. In die Glanzzeit der italienischen Re-
naissance führen die Untersuchungen Woermanns über
die Pseudo-Sixtina in St. Moritz, die als eine Kopie
des Dresdener Originals nachgewiesen wird, wie die
scharfsinnige Studie Justi's über die Bildnisse des Kar-
dinals Hippolyt von Este, in die flandrische Barock-
zeit die Prüfung der allegorischen Darstellung aus der
Geschichte Heinrichs IV. von Rubens. Ueber neuere
und neueste Kunstleistungen, nicht nur in Deutsch-
land, kommen berufene, vorurtheilsfreie Beurtheiler zu
Wort: über Licht und Behrens, über Heffner und
Ferdinand von Keller, über Stuck, Walter Crane, Gib-
son, über die Münchener Sezession und manches Andere.
— In derselben korrekten Weise wird das Kunst-
gewerbeblatt den früheren Kunstperioden gerecht,
wie den Erzeugnissen der Gegenwart. So wird von
Leisching über die Entwickelung des Grabmals, von
Brüning über den gothischen Kronenleuchter eingehend
berichtet, ferner über das Reichsgerichtsgebäude in
Leipzig und seine Ausstattung, über die genialen Me-
daillen Roty's, über die Erfolge der Plakatkonkurrenz
u. s. w., ebenfalls an der Hand zahlreicher Illustrationen,
die sehr geeignet sind, die Kunsthandwerker anzuregen
und anzuleiten. — Die Kunstchronik informirtschnell,
eingehend, zuverlässig über Ausstellungen und Samm-
lungen, Wettbewerbungen und Kunstauktionen, Ent-
deckungen und Erwerbungen, über die Thätigkeit von

Kunstvereinen, den Büchermarkt u. s. w. — So ver-
einigen sich diese drei periodischen Blätter zur Pflege
des gesammten Gebietes der bildenden Künste, und
was in Schrift und Bild dort niedergelegt wird, er-
scheint als die Frucht ernster Auffassung, sorgsamer
Studien, mühevoller Arbeit, grofser Ziele. Gerade dem
neuen Jahrgange darf in dieser Hinsicht ein besonders
günstiges Zeugnifs ausgestellt, daher das Abonnement
auf denselben bestens empfohlen werden. s.

Die Allgemeine Geschichte der bildenden
Künste von Alwin Schultz ist seit unserem letzten
Referat (in Bd. VIII, Sp. 313/314) um 9 Lieferungen
gewachsen, von denen die VII. bis X., die XIII. und
XIV. den bekanntlich zuerst herausgegebenen III.Band
und damit Die Kunst der Renaissance zum Ab-
schlufs bringen. In demselben spielt der III. die
Malerei behandelnde Theil die Hauptrolle, und mehr
als die Hälfte desselben ist der italienischen Malerei
von der Mitte des XIII. bis zum Schlufs des XVII.
Jahrh. gewidmet. In ihr erblickt der Verfasser die
einzige vollkommene Kunsterscheinung seit dem Unter-
gange des griechischen Genius, und mit Recht verargt
er es den anderen Nationen, die nacheinander in Be-
zug auf ihre künstlerischen Leistungen im XVI. und
XVII. Jahrh. geprüft werden, den (Spaniern), Franzosen,
(Niederländern), Deutschen, Engländern, dafs sie die
malerischen Erfolge fast nur auf dem Umwege über
Italien erstrebt haben, anstatt aus der Tiefe des eigenen
Volkslebens zu schöpfen, was nur den Spaniern und
Niederländern gelungen sei, ihnen defswegen auch zu
einer künstlerischen Eigenart von Bedeutung verholfen
habe. — Das Verzeichnifs der Abbildungen, welches
dem III. Bande nebst einem Künstler- und Ortsregister
beigegeben ist, umfafst nicht weniger als 740 Nummern,
von diesen bestehen 137 in einfachen und mehrfachen
Tafeln, unter denen 8 Farbendrucke. Diese Abbil-
dungen sind im Ganzen geschickt ausgewählt, obgleich
nicht verschwiegen werden darf, dafs im Interesse
jugendlicher Leser verschiedene Darstellungen leicht
durch passendere derselben Künstler hätten ersetzt
werden können, und der Umstand, dafs die Ver-
mehrung des Bilderkreises eine enorme, die tech-
nische Ausführung eine tadellose ist, mag zu der Em-
pfehlung beitragen, mit der dieses glänzende Werk
begleitet werden darf. — In noch höherem Mafse
verdient es dieselbe in Bezug auf den I. Band, der
die Kunst des Alterthums behandelt und von
dem bereits 3 Lieferungen vorliegen. Die beiden
ersten sind der Kunst des alten Aegyptens gewidmet,
und was zu ihrer Illustration hier zusammengetragen
ist, erregt Staunen, nicht nur wegen der Fülle bis
dahin nicht veröffentlichter Bildwerke, sondern ganz be-
sonders wegen ihrer polychromen Wiedergabe auf
einzelnen Tafeln und sogar in zahlreichen Textillustra-
tionen, die als ein Triumph des typographischen
Farbendruckes bezeichnet werden dürfen. Zu diesem
grofsen, die höchste Anerkennung verdienenden Opfer
hat mit Recht die Anschauung bestimmt, dafs bei
dem polychromen Charakter der ägyptischen Kunst
 
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