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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Beissel, Stephan: Das Majestätssiegel Kaiser Friedrichs III.
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0107

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155

L897.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

156

Das Majestätssiegel Kaiser Friedrichs III.

(Mit 2 Abildungen.)

ie beiden hier in verkleinertem Mafs-
stabe wiedergegebenen Siegel bil-
den die Schauseite und den Revers
des Majestätssiegels Kaiser Fried-
richs III. (IV.) seit 1452. Auf der ersteren thront
Friedrich unter einem gothischen Baldachin in
kaiserlichem Ornat. Die Umschrift lautet: Sigil-
lum. majesiatis. Friderici. Dei. gra(iid). Ro-
manoru(m). imperatoris. semper. augusti. ducis.
Auslrie. Stirie. // Karinthie. et. Carniole. comi-
iis. q(u)e. Tirolis. etc. Unter den Fiifsen des Herr-
schers zieht sich eine Inschrift hin, welche Ort

benutzte weist unter einer Krone die drei
Wappenschilder des Kaiserthums und der be-
deutendsten Besitzungen des Hauses Oester-
reich auf: Oesterreich und Steiermark.

Hinsichtlich der reichen Kleidung des
thronenden Kaisers bieten Albe, Cingulum,
Stola, Chormantel, Szepter und Reichsapfel
kaum Schwierigkeiten. Höchstens könnte man
sich wundern, dafs das Szepter in einer
Blume endet, nicht einen Adler trägt. Auf-
fallender Weise ist die Krone keine Nach-
ahmung der sogenannten deutschen Kaiserkrone,

Vordere Seite

des Majeslätssiegels Kaiser Friedrichs III.

Rückseite

und Zeit seinerGeburt(1415)anzeigt. DieWappen
der in der Umschrift genannten Länder und
Titel umgeben den Thron. Oben zur Rechten
sieht man den Doppeladler des heiligen römi-
schen Reiches, ihm gegenüber den Querbalken
von Oesterreich, dann die Wappen von Steier-
mark, Kärnthen, Krain, Tirol, Oberösterreich
u. s. w. Unten zwischen den Füfsen Friedrichs
ist sein Geheimsiegel eingedrückt. Es fehlt im
eigentlichen Stempel und in allen Abdrücken,
die nur aus ihm kommen; denn es wurde nach
Herstellung des grofsen Abdruckes in der Ge-
heimkämmerei aus einem besonderen, kleinen
Stempel nachträglich eingeprägt. Man entfernte
oft einen Theil des gelben Wachses, liefs in
die Vertiefung rothes Wachs ein und drückte
in dieses eines der Geheimsiegel ein. Das hier

sondern nach Art einer Mitra geformt und
offenbar in Harmonie gesetzt zu den Fialen
des Baldachins. Ob der Kaiser je eine solche
Krone trug? Dieses grofsen Siegels bediente
sich Friedrich nach der Kaiserkrönung. Sein
Königssiegel unterscheidet sich von diesem
durch die Umschrift, ein Wappen und die Krone.
Obwohl mir fünf verschiedene Abdrücke beider
Siegel zur Vergleichung vorliegen, kann ich
nicht mit Sicherheit entscheiden, ob dies Kaiser-
siegel ein neuer Schnitt, eine veränderte Kopie
des Königssiegels ist, oder ob der Graveur nur
im ersten Siegel Krone, Adler und Legende
umgestaltete.

Das Gegensiegel zeigt den Doppeladler. Im
königlichen Siegel hat dieser Adler nur ein
Haupt. Es ist auch hier einstweilen unmög-
 
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