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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Oidtmann, Heinrich: Alte Kopie eines frühgothischen Glasgemäldes
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Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0061

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— ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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wesen ist, worin zwischen 1333 bis .1350 obiger Volk-
wein (Volguinus) als Klostervorstand lebte, und dafs
auch dieses zu Ehren der seligen Jungfrau Maria und
zwar von seinem Stiftungsjahre 1145 an geweiht ge-
wesen war. (Anm. Ant. Zimmermann's geistl. Kalender
V, 142, mit der berührten Inschrift ist man jetzt im
Stande, die im geistlichen Kalender stehende irrige An-
gabe, als wäre Volkwein erst im Jahre 133G Propst ge-
worden, zu verbessern.) — Dais dieser Otto, genannt
der Greslin, ein hier geborener Burgersohn war,
können wir, auiser der in der Umschrift enthaltenen
Thatsache, mit noch weiteren Urkunden beweisen;
ja wir werden schwerlich irren, wenn wir ihn für einen
Sohn des Ralhsgeschlechtes Heinrich des Grefslin
halten, welcher in zwei Bürgerstatuten vom Jahre 1307
und 1312 und sonst öfter mit seinem gleichnamigen
Sohne vorkommt."

Der von Schuegraf aus der Datirung der
Farbenskizze gezogene Schlufs auf das Alter des
Entwurfes selbst wurde von Schnütgen sofort
angezweifelt. Dieser hielt die Zeichnung für
eine mehrere Jahrhunderte spätere Kopie des
Originalglasgemäldes; er stimmt hierin voll-
ständig mit dem Konservator Dr. Hager in
München überein, der ebenfalls aus stilkritischen
Gründen die Abbildung nur für eine Kopie
ansprechen zu können glaubt, wohl aus dem
XVII. Jahrh., angefertigt vor dem im Jahre 1695
erfolgten Abbruch der alten Klosterkirche
Speinshard. Archivrath Dr. Will-Regensburg
bestärkt die Ansicht noch durch die diplo-
matische Begründung, indem er MCCCXXXII1
für einen Lesefehler hält, anstatt VI, wodurch
auch die oben von Schuegraf gegen Zimmer-

mann geltend gemachte Berichtigung hinfällig
wird, laut welcher Volcwin schon 1333 und
nicht erst 1336 Propst geworden sei.

Die etwas verblafste Farbenskizze, auf Woll-
papier ausgeführt, ist ungefähr 1 m hoch, im
Ganzen gut erhalten, nur stellenweise brüchig,
in den Inschriften theilweise zerfressen.

Bezüglich der Darstellungen verweisen wir
auf die hier beigegebene Abbildung. Am
Rande lesen wir, links unten beginnend, in
gothischen Majuskeln:

Anno domini MCCCXXX1II sub regimine
Vqlkwihi comparalum est hoc opus a fraire
Ottone diclo Greslino de Ratisbona; auf dem
unteren Rande: Virga /esse. Auf dem Spruch-
band in der linken unteren Ecke: TV- M-SIS-
PATER. Auf dem Spruchband rechts unten

zerfressen

vor der Figur des Stifters: QVOD (VOi TIS
HOC TOSCO JPFCWlTE QA NOCCO,
(wohl fehlerhaft kopirt statt nosco). Auf dem
Spruchband rechts unten hinter der Donatoren-
gestalt: DNS VOLCKWIN» TTO..» (domi-
nus Volckwinus praeposilus).

Jedenfalls dürfte die Farbenskizze, welche
nach Schuegraf's Meinung 1804 bei der Kloster-
aufhebung in die Hände eines Händlers ge-
langte, und später von einem Manne aus Am-
berg an den Verein verkauft wurde, einzig in
ihrer Art sein und dadurch um so mehr ihre
Veröffentlichung rechtfertigen.

Liunich.

Heinrich Oidtmann.

Nachrichten.

Der Kirchenschatz von Mainz im XII. Jahrh.

Der letzterschienene Band des grofsen und aufser-
ordentlich werthvollen Eitelberger-Ilg'schen Sammel-
werkes «Quellenschriften für Kunstgeschichte
etc.«1) enthält eine vortrefflich ausgewählte Reihe für
die Kunst des abendländischen Mittelalters bedeutsamer
Quellenschriften, unter denen selbstverständlich die-
jenigen, die sich auf das kirchliche Kunstleben
jener Epoche beziehen, die erste und wichtigste Stelle
einnehmen.

Eine Quelle von ganz hervorragender Bedeutung
bietet das Werk in dem Abdruck des kunsthistorisch
in Betracht kommenden Theils des um die Mitte des
XIII. Jahrh. verfafsten »Chronicon Moguntinum«,2)
das uns durch seine ungemein gewissenhafte Aufzäh-
lung des im vorhergehenden Jahrhundert zu Mainz

1) Julius von Schlosser, »Quellenbuch zur Kunstge-
schichte des abendländ. Mittelalters«, Wien, C. Graeser, 1896.
') Nach Böhmer, »Fontes Rerum Germanicarum., Bd. II.

vorhanden gewesenen Schatzes einen trefflichen Ein-
blick in den damaligen Reichlhum der Rheinischen
Kathedralen gewährt.

Vor Allem hebt Erzbischof Christian, der Verfasser
des »Chronicon« (1240 bis 1251), den grofsen Vorrath an
werthvollen Purpurstoffen hervor, der so bedeutend
war, dafs an Festtagen das ganze Münster, „das doch
eine beträchtliche Ausdehnung habe," im Innern mit
Purpurstoff behängt werden konnte, und immer noch
ein ansehnlicher Rest übrig blieb; aufserdem waren
noch zahlreiche gewirkte Wandteppiche und
Rücklaken vorhanden, „die durch ihre überaus
feine Arbeit und ihre verschiedentlichen, aufs Wunder-
barste ausgeführten Darstellungen3) alle Beschauer ent-

») Leider läfst sich unser Chronist hier ebensowenig in eine
Schilderung der Darstellungen ein, wie gelegentlich der Er-
wähnung einiger werthvoller Co dex- Ei nbände, von denen
er nur angibt, dafs die verschiedentlichen, „zum Schmuck auf
den Altar gelegten Bücher, als Evangeliarien, Epistolarien und
Plenarien" mit Elfenbeinreliefs, mit silbernen und goldenen Ta.
fein und Edelsteinen geschmückt waren.
 
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