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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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91

1897. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 3.

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Der Dom zu Halberstadt. Seine Geschichte und
seine Schätze. Eine Festschrift zum 18. September
1896 von E. Hermes, Superintendent und Ober-
domprediger. Halberstadt 1896. Verlag von Louis
Koch. (Preis 4 Mk.)
Der Halberstädter Dom ist in Bezug auf seine
bauliche Gestaltung wie seine mittelalterliche Innenaus-
stattung und Schatzobjekte, von einer solchen Be-
deutung, dafs er in dieser Gesammtheit der Vorzüge
nur von dem Dom zu Xanten erreicht wird, der frei-
lich den Vorzug hat, dafs in ihm bis heute Alles dem
liturgischen Gebrauch verblieben ist. Auf mehrere
Monographien hätte er deshalb Anspruch. Bis zu
deren Erscheinen mag für ihn das Interesse belebt
werden durch die zur Vollendung der Thürme er-
schienene Festschrift, die unter fleifsiger Benutzung
der etwas spärlichen Literatur mit warmer, an einigen
Stellen in konfessioneller Beziehung nicht vorurtheils-
freier Begeisterung geschrieben ist. Mit der Vor-
geschichte des Domes, mit seinen ältesten Bestand-
theilen aus der Uebergangsperiode, endlich und zumeist
mit seiner „Vollendung" von 1220 bis 1516 macht
der I. Theil bekannt, mit der „Innenausstattung",
namentlich Altären, Lettner, Glasmalereien, Epitaphien
der II. Theil, mit dem Domschatz, der in Bezug
auf die Zahl und Mannigfaltigkeit der kirchlichen Ge-
räthe, und besonders der liturgischen Gewänder kaum
seines Gleichen hat, der III. Theil; und eine erheb-
liche Anzahl von guten, fast ausschliefslich auf Photo-
graphieen beruhenden Illustrationen beleben den über-
sichtlich geordneten, ansprechenden Text, der geeignet
ist, dem herrlichen Dom neue Freunde zu gewinnen,
der auch durch andere mittelalterliche Denkmäler aus-
gezeichneten Stadt neue Besucher zuzuführen. D.

Die Garnisonkirche zu Hannover. Entworfen
und ausgeführt von Architekt Christoph Hehl.
Mit 10 Heliogravüren. Hannover 1896. Druck von
J. C. König & Ebhardt. (Preis 20 Mk.)
Für den Bau der evangelischen Garnisonkirche zu
Hannover ist der niedersächsische romanische Stil ge-
wählt worden, also die echt deutsche, ernste und er-
habene Bauweise, welche die Denkmäler aus der ruhm-
reichen Zeit der sächsischen Kaiser auszeichnet. Ob
dieselbe mit ihren vielfach noch unentwickelten, auf
weitere Ausgestaltung drängenden Formen selbst in
ihrem Stammlande als unmittelbares Vorbild sich em-
pfehle, ist sehr fraglich. Jedenfalls mufs es dem Bau-
meister rühmlich nachgesägt werden, dafs er seine
Aufgabe sehr ernst erfafst und sehr würdig durch-
geführt hat. Dem ganzen Bauwerke wie jedem einzelnen
Gliede bis zum letzten Ausstattungsgegenstande sieht
man es an, dafs sie auf gründlichen Studien beruhen
und mit Liebe behandelt sind. Auch für einzelne
Mängel, wie das kurze Langhaus, das breite Transept,
die niedrigen Seitenschifffenster kann er sich auf alte
Muster berufen, und wenn einzelne Theile, wie das
Porta) für die Kaiserloge und das Pfarrhaus mit seiner
Veranda fremdartig erscheinen, so darf es, wie die
Gestaltung der meisten Möbel, besonders des Altar-
aufsatzes und des Lesepultes auf Rechnung der un-
gewöhnlichen Schwierigkeit gesetzt werden, welche für

den Entwurf gerade solcher Dinge der gewählte Stil
bereitet. Verhältnifsmäfsig am besten ist die Frage
der Kapitale gelöst, für welche zahlreiche Muster den
richtigen Weg zeigten. Eine Balkendecke ist für eine
Kirche schon deswegen nicht rathsam, weil sie deren
Längenwirkung beeinträchtigt und die figurale Be-
malung erschwert, wie sie sich aus den Abbildungen
erkennen läfst. Diese sind in ungewöhnlicher Zahl
und in vortrefflicher Ausführung (Heliogravüren) dem
Werke beigegeben, welches aus der Feder des be-
kannten (leider am 18. April im Alter von nur 43 Jahren
gestorbenen) Kunsthistorikers Dr. E n g e 1 h a r d geflossen
ist. Eine längere, gut geschriebene Einleitung infor-
mirt über die Entwickelung des romanischen Stils in
Deutschland, besonders in Niedersachsen. Dann wird
die Kirche im Einzelnen beschrieben unter besonderer
Betonung der archäologischen Gesichtspunkte, für
welche das Material mehr aus der Literatur, als aus
der Beobachtung zusammengestellt ist, die aus dem
Lande selbst manchen Beitrag hätte gewinnen können,
z. B. für die Geschichte der Steinkanzel die beiden
merkwürdigen Exemplare in Goslar und Bücken. B.

Les insignes royaux de Hongrie descrits par
le Dr. BelaCzobor, rediges par E. de Radisics.
Offert au membres du congres de l'histoire de l'art
en commemoration de leur presence ä Budapest,
pendant les fetes du Millenaire, par le Ministre R. H.
des Cultes et de L'instruction publique. Budapest
1896, Edition de la Societe des Amis de l'art.
Zu den mancherlei Festgaben, welche das Mille-
narium der ungarischen Nation auch auf dem Gebiete
von Kunst und Wissenschaft veranlafst hat, zählt das
vorliegende Prachtwerk, welches 5 Bildtafeln gröfsten
Folioformates umfafst und 11 Seiten beschreibenden
Text in ungarischer und französischer Sprache. Zwei
Tafeln stellen die hl. Krone von der Vorder- und
Rückseite dar, die beiden folgenden den ganzen
Krönungsmantel des hl. Stephan und in gröfserer
Wiedergabe das Mittelstück desselben, die letzte die
Krönungsinsignien, nämlich das Szepter und dessen
Kopf, sowie Schwert und Reichsapfel. Diese Ab-
bildungen sind Meisterwerke der Heliogravüre und
übertreffen an Treue und Schärfe alle bisherigen
Zeichnungen dieses Schatzes. Da ihnen aber der Reiz
der Farbe fehlt, so erreichen sie in Bezug auf die
Wiedergabe der goldglänzenden, farbenreichen Origi-
nale immerhin noch nicht den höchsten Grad, für
dessen Gewinnung viel mehr Zeit und Ruhe erforder-
lich gewesen wäre, als die Dauer der überaus glanz-
vollen Jubelfeier mit allen ihren Obliegenheiten und
Besorgungen sie zu bieten vermochten. Unter den-
selben bedrängten Umständen ist auch der Text ent-
standen, dem man trotzdem den geschulten Blick des
Dr. Czobor anmerkt, des hervorragenden Kenners der
mittelalterlichen Kunstgeschichte, zumal Ungarns, so-
wie die gewandte Feder des feinsinnigen Dr. v. Radi-
sics. — Der Erörterung über die Wichtigkeit der
hl. Krone für die ungarische Nation, welche in der-
selben das Symbol ihres Bestandes und ihrer Freiheit
verehrt, ist das I. Kapitel geweiht. Die beiden folgen-
den Kapitel besorgen die Beschreibung der beiden
 
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