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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Beissel, Stephan: Das Majestätssiegel Kaiser Friedrichs III.
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Bücherschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0108

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157

1897. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 5.

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lieh, zu entscheiden, ob der Stempelschneider
nur den Kopf änderte oder das ganze Siegel
neu schnitt. Die Inschrift vergleicht den Adler
des Reiches mit demjenigen, den Ezechiel sah,
und der als Symbol des Evangelisten Johannes
gilt. Sie sagt: Aquila. Ezechielis. sponse. missa.
est. de. celis. Volat. ipsa. sine, tnela. quo. nee.
vaies. nee. propheia. Evolavil. alcius. Ueber
dem Haupte des Adlers stehen die fünf auf so
mannigfache Weise erklärten Vokale der De-
vise Friedrichs: A. E. I. O. U. Da in der
Legende beim Adler die Unbeschränktheit des
Fluges betont ist, scheint doch die Deutung:
A(ustrie). E(st). I(mperare). O(rbi). U(niverso)-
die annehmbarste. Bewundernswerth ist in
diesem doppelseitigen Siegel das aufserordent-
liche Geschick, womit der Raum gefüllt, wo-
mit das Ornament verwerthet und Wechsel er-
reicht ist. Vorne stehen nur WappeDschilde;
zwischen vier derselben sind Thiere und Bänder
angebracht, vier andere sind mit dem Thron ver-
bunden. Auf der Rückseite erheben sich über
den Wappen Helmzierden, um sie gehen ele-
gante Bogen und in deren Zwickel erscheinen

oben zwei Engel, tiefer fünf prächtig stilisirte
Thiergestalten, die in einziger Art ihren Platz
ausfüllen. Das Talent, womit der Adler ge-
zeichnet ist, tritt am klarsten hervor, wenn
man die beiden Seiten des Siegels vergleicht
und beachtet, wie die Federn in den Besatz-
stücken des kaiserlichen Ornates ein künstle-
risches Gegengewicht erhalten. Die kunst-
gewerblichen Vorzüge dieses Majestätssiegels
gaben Veranlassung, es hier wieder einmal
nach einem guten Abdruck zu publiziren. Sein
Durchmesser beträgt 0,135 m. Auf seine heral-
dische Bedeutung, auf die einzelnen Wappen
und ihre Behandlung einzugehen, würde dem
Zweck dieser Zeitschrift und dem Wunsche
der meisten ihrer Leser nicht entsprechen. So
möge Friedrichs Siegel von neuern mahnen,
doch bei Herstellung neuer Siegel für Kirchen,
Standespersonen und Private auf die Vorbilder
des Mittelalters zurückzugehen, aus denen wir
mehr lernen können als aus den flauen, kraft-
losen Schöpfungen der zwei letzten Jahr-
hunderte. „ , _ .

ateph. Beissel.

Bücherschau.

Les Grandes Cathedrales du Monde Catho-
lique par L. Cloquet, Secretaire de la „Revue
de l'Art Chretien". Lille, Societe de St. Augustin.
Desclee, de Brouwer et Cie., 1807.
Das ist wiederum einmal eines jener Bücher, wie
sie nur in Frankreich geboten werden. 380 Seiten,
20 t meist schöne, lehrreiche Abbildungen, gutes Papier,
noble Ausstattung und ein billiger Preis (gebunden
nur 9 Franken, broschirt 6 Franken). Dazu kommt
ein gut geschriebener Text, der sich leicht liest. Frei-
lich fehlt es auch nicht an den Mängeln, welche
solchen, für weite Kreise bestimmten französischen
Büchern nur zu oft anhaften: Flüchtigkeiten, Versehen,
Irrthümer, besonders da, wo ausländische Dinge zur
Behandlung kommen. Seinen Zweck, weitere Kreise,
besonders die Jugend, in das Verständnifs der christ-
lichen Kunst einzuführen, erreicht es vollständig. So
verdient es trotz jener Schaltenseiten eine gute Auf-
nahme und warme Empfehlungen um so mehr, da es,
was schon der Name des Verfassers von vornherein
verspricht, keineswegs oberflächlich geschrieben ist,
sondern auf gründliche Studien fufst und von warmer
Begeisterung für die Sache erfüllt ist. B eis sei.

Hildesheims Domgruft und die Fundatio
Ecclesie Hildensemensis. Nebst Beschreibung
der neuenldeckten Confessio des Kreuzaltares, der

Gräberfunde der Domgruft und des nielloarligen
Chorfufsbodens. Von Dr. Adolf Bertram, Dom-
kapitular. 48 SS. in grofs 8°. Mit 19 Abbildungen.
Hildesheim, Lax, 1897.
Dies nicht eben umfangreiche Schriftchen des
thätigen Forschers auf dem Gebiete der Hildesheimer
Geschichte bringt wichtige Neuheilen, die man 189G
bei Restauration der Domgruft entdeckte, und treffliche
Erläuterungen, wodurch deren Bedeutung klargestellt
wird. Da die Funde durch die um das Jahr 1100
geschriebene Fundatio Ecclesie Hildensemensis zu er-
klären waren, aber auch umgekehrt zu deren Ver-
ständnifs viel beitragen, erhalten wir sie in einer neuen,
nach verschiedenen Handschriften und Quellen sorg-
fältig hergestellten Ausgabe und mit nebenstehender
Ueberselzung. Die Abildungen geben Grundrisse und
Schnitte der besprochenen Baulheile, die phototypischen
Aufnahmen die gefundenen Grabkelche, Grabdenk-
mäler und die Zeichnung des um 1160 oder etwas
später in der Apsis des Hochchors hergestellten Fufs-
bodens. Beissel.

Les Heures de Notre Dame dites de Hen-
ne ssy, etude sur un manuscrit de la bibliotheque
Royale de Belgique, par Joseph Destree, doc-
teur en philosophie et lettres, conservateur aux
Musees royaux des arts decoratifs et industriels,
 
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