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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Schnütgen, Alexander: Neue Monstranz spätgothischen Stils
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0141

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207

1897. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

208

viel mehr in seinen ormamentalen Details, als
in seinem konstruktiven Gerippe zum Ausdruck
bringt, gemäfs seinem Vorbilde. Zwei durch
ihre Frontstel-
lung um so
breiter erschei-
nende, durch
Zierdienst mit
Base und Ka-
pitell eigen-
tümlich ge-
gliederte Pfei-
ler sowie vier
den Glascylin-
der mit der
Lunula flanki-
rendeundmar-
kirende Säul-
chen tragen zu-
nächst die un-
tere Etage, die
durch einen aus
Bögen, Wim-
pergen, Fialen
zusammenge-
setzten, sehr
hohen Kranz
abgeschlossen
wird. Ein ähn-
lich gestalteter
Reif schliefst
diezweiteEtage
ab und wieder-
holt sich am
Fufse des Bal-
dachins, der mit
einem Kreuz-
chen das Ganze
bekrönt. Der
Glascylinder,
in dem zwei
gut modellirte
knieende En-
gel die gol-
dene, edel-
steinverzierte
Lunula tragen,
wird von zwei Standbildchen (St. Mauritius
und St. Bonifatius) flankirt, die einen vor-
trefflichen stilistischen Eindruck machen. Die
dein Auge nur im Profil sich darbietenden
Figürchen St. Petrus und St. Paulus nehmen

Neue Monstranz spätgothischen Stils.

sich, zumal mit ihrem schweren Baldachin,
auf der Photographie nicht vortheilhaft aus.
Am wenigsten befriedigen die beiden (dem

Churer Muster
nachgebilde-
ten) Flankir-
thürme, die
über den bei-
den gröfseren
Figuren sich
erheben und
zu deren brei-
ten, durch je
ein Figürchen
(St. Nicolaus
von der Flue
und Karl Bor-
romäus) wohl
etwas zu dürf-
tig belebten
Flächen die
auskragenden
Frauenschuhe
u. reich durch-
brochenen
Helme in kei-
nem rechten
Verhältnisse
stehen. In der
mittleren, wie
in der obersten
Laube scheint
der Kalvarien-
berg, bezw. die
Gottesmutter
eine recht an-
gemesseneAus-
füllung zu bil-
den. — Mit
Ausnahme der
Figuren und
Ornamente ist
die Monstranz
mit Recht in
Silber belassen
worden (theils
mattirt, theils
polirt) und aufserdem verhelfen noch einige
Edelsteinkabochons und Emaillemedaillons der
Farbe zu dem Rechte, welches das Metallgeräth
im späten Mittelalter nur in beschränktem Mafse
geltend zu machen pflegte. Schnutgen.
 
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