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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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223

1897.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 7.

224

Das Münzenberger'sche Altarwerk bringt
in seiner XII. Lieferung zunächst den Schlufs der
bayerischen Altäre und zwar die oberbayerische Gruppe,
die sich vornehmlich auf Freising und München
beschränkt, von der fränkischen namentlich durch
gröfsere Derbheit sich unterscheidend, und mit den
Erzeugnissen der Kemptener Schule verwandt. Die
Altäre in dem Württemberger Donau- und Neckar-
kreis, an denen hervorragende Maler in ungewöhn-
lichem Maafse zu Worte gekommen sind, schliefsen
mit den spärlichen in der Rheinpfalz erhaltenen Ueber-
resten die bayerisch-württembergische Gruppe ab, die
durch Reichthum, Mannigfaltigkeit, Schönheit ausge-
zeichnet hier zum ersten Male, dank dem Sammelfleifs
des P. Beissel, eine umfassende Zusammenstellung und
dank seiner Kombinationsgabe eine scharfe Charakte-
risirung erfahren hat. — Die mittelalterlichen Altäre
im Grofsherzogthum Baden, an denen auch tüchtige
Maler in hervorragender Weise mitgewirkt haben,
bieten manche interessante Seiten, welche der Ver-
fasser im Einzelnen hervorhebt, um zu den elsafs-
lothringischen überzugehen, die keine reiche Ausbeute
versprechen. — Die 10 Lichtdrucktafeln stellen eine
vortreffliche Auslese zumeist fränkischer Altäre dar,
namentlich einzelne Figuren, die, in grofsen Dimen-
sionen aufgenommen, für die Bildhauer von besonde-
rem Werthe sind. Seh.

Katalog der Fre.iherrlich von Lipperhei de'-
schen Sammlung für Kostüm Wissenschaft.
Mit Abbildungen. III. Abtheilung: Büchersamm-
lung, I. Halbband. Berlin 1897. Verlag von
Franz Lipperheide.
Zu den unvergänglichen Verdiensten, welche Frei-
herr von Lipperheide und seine viel zu früh verstorbene
Frau um die Reform der weiblichen Kunstthätigkeit,
namentlich der Stickerei, sich erworben, haben die-
selben ein neues hinzugefügt durch die in den letzten
20 Jahren mit reichsten Mitteln und im gröfsten Stile
betriebene Anlage einer kostümlichen Fachsammlung,
d. h. einer Bibliothek und Bildergallerie, welche weit
über 30000 Gemälde und Einzelblätter, bei 6000
kostümgeschichtliche Werke, über 3000 Jahrgänge
illustrirter Ahnanache, Zeitungen und Zeitschriften um-
fassen, also einen von keiner anderen derartigen Samm-
lung erreichten Umfang gewonnen haben. Dadurch
sollte den gerade in den letzten Jahrzehnten auf dem
Gebiete der Trachtenkunde ungemein gesteigerten
Bedürfnissen Entgegenkommen geleistet, besonders
den Kunst- und Kulturhistorikern, den Künstlern und
Veranstaltern von Kunstaufführungen schwer oder gar
nicht zugängliches Studienmaterial geliefert werden.
Denn die Sammlung ist für die Oeffentlichkeit be-
stimmt, für die freie Benutzung im Hause des Be-
sitzers (und nach dessen Tode in einem staatlichen
Museum) an der Hand des Katalogs, der 30 Liefe-
rungen ä 1 Mk. umfassen soll, von denen die 5 ersten
den I. Halbband bilden, den sechsten Theil der III.,
aber zuerst erscheinenden Abiheilung der Bücher-
sammlung. Die 288 Seiten, aus denen er besteht,
enthalten nicht weniger als 154 vortreffliche Abbil-
dungen, von denen mehr als die Hälfte dem engem

Gebiete der Trachten angehört und in kunst- und
kulturgeschichtlicher Hinsicht von grofsem Werth ist.
Unter den 607 Werken, denen sie entnommen sind,
befinden sich manche Unika, viele Seltenheiten in der

I. Abtheilung, welche die allgemeine Trachtenkunde
(des XVI. bis XIX. Jahrh.) umfafst, auch in der

II. Abtheilung, welche mit der Tracht des Alterthums
bekannt macht, namentlich aber in der III. Abtheilung,
welche die Tracht im Mittelalter und in der Neuzeit
vorführt, wie sie sich in den vier Perioden bis zum
Ende des XV. Jahrh., im XVI., im XVII. und XVIII.
Jahrh. und von der französischen Revolution bis zur
Gegenwart entwickelt hat. Allein auf das XV. Jahrh.
beziehen sich 73 Werke, unter welchen manche In.
kunabeln von hohem Werth, auf das XVI. Jahrh.
namentlich wichtige Stammbücher. Dazu kommt, dafs
die einzelnen Bücher auf's sorgfältigste und lehrreichste
beschrieben, die Abbildungen mit ausgiebigen Unter-
schriften versehen sind und die typographische Aus-
stattung geradezu musterhaft ist. Es handelt sich also
um ein mit ungewöhnlichem Aufgebot vornehmer In-
tention und Durchführung sich darbietendes Werk,
welches der Beachtung weiter Kreise werth ist und
hoffentlich nicht ermangeln wird. Schnütgen.

Le Coloriste Enlumineur (Verlag von
DeschSe, De Brouwer & Cie. ä Paris, rue St. Sulpice 30)
hat vor Kurzem seinen IV. Jahrgang beschlossen, der
wiederum eine Fülle von theoretischen Belehrungen
und praktischen Anweisungen auf dem Gebiete der
Miniaturmalerei und der verwandten Kunstzweige
bietet, sowie eine sehr grofse Anzahl vorzüglicher alter
Vorbilder, die fafst ausschliefslich dem romanischen
und gothischen Formenkreise angehören und unter
flandrischem oder französischem Einflüsse entstanden
sind. Initialen, Ornamente, Thierfiguralionen der
mannigfachsten Art beleben den Text und jedem
Hefte ist mindestens eine Farbentafel beigelegt, zu-
weilen auch noch ein Figurenbild. Sehr lehrreich
sind die Abhandlungen über die Stilisirung sowie über
die Fauna des Illuminators von Marchand, der leider
über dieser Arbeit gestorben ist, auch die eingehenden
Studien von dem unermüdlichen und unerschöpflichen
Barbier de Montault über allerlei heraldische Fragen,
auf welche bekanntlich, zumal auf kirchlichem Gebiete,
nur sehr Wenige zuverlässige Antwort zu geben ver-
mögen, und keiner Schwierigkeit geht Cloquet in diesem
nur von einem kleinen Kreise wissenschaftlich gepflegten
Kunstzweige aus dem Wege. Auch an Vorschlägen
und Vorlagen für neue Arbeiten in der Art und
Stilrichtung der alten, z. B. Tischkarten, Adressen,
Buchausstattung fehlt es nicht. Reich und dankbar
ist daher die Ausbeute und vollauf lohnend die Kosten
(15 Fr.) des Abonnements.

Derselbe Kunstverlag hat die bekannten musi.
zirenden Engel von Fiesole, die zu den liebreizendsten
und beliebtesten Gebilden der mittelalterlichen Malerei
zählen und von Schmidt in Florenz vortrefflich repro-
duzirt sind, ebenfalls nachzubilden angefangen und
Posaunen- wie Trommel-Engel liegen bereits als gute
Farbendrucke (i Mk. 1,20) vor, deren Einrahmung
durch die rechteckige Einfassung erleichtert wird. s.
 
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