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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Schnütgen, Alexander: Drei neue gothische Altarlampen für den Kölner Dom
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0174

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Abhandlungen.

Drei neue gothische Altarlampen für den
Kölner Dom.

Mit Lichtdruck (Tafel VII).

ritt man, ange-
sichts der Noth-

wendigkeit,
eine ewige
Lam p e im
mittelalter-
lichen Stile
zu besorgen,
der Frage nä-
her, wie das

Mittelalter
selbst diese
Aufgabe zu lösen versucht hat, so begegnet
man einem ganz auffallenden Mangel alter
Exemplare. Sehr grofs ist die Anzahl der aus
der romanischen und gothischen Periode er-
halten gebliebenen Standleuchter, und auch an
Radleuchtern aus dieser Zeit fehlt es nicht;
aber von Lampen, welche nur die Bestimmung
hatten, vor dem Tabernakel zu brennen, exi-
stirt kaum noch ein Muster aus dem Mittel-
alter, obwohl dieses gerade die Altarlampe in
hohem Maafse gepflegt hat. Dafür legen nament-
lich Zeugnifs ab zahlreiche Abbildungen in
alten Manuskripten. Aus der altchristlichen Sitte,
um die Altäre abwechselnd Votivkronen und
Lampen aufzuhängen, ergab sich allmählich die
Neigung, beide miteinander zu verbinden. In
der Regel schwebt innerhalb des Reifes ein
gläserner Behälter und dafür erscheint die
organische Lösung am besten erreicht an einem
steinernen Basrelief des Nordportals der Kathe-
drale von Chartres, dessen Kronenlampe ab-
bildlich su schauen in den »Mdlanges d'archeo-
logie« Vol. III, p. 31. Sie gehört der Ueber-
gangszeit zum gothischen Stile an, der diese
Art der Lampen nur noch vereinzelt gepflegt
hat. Die Renaissance wählte für dieselbe all-
mählich die ganz unmotivirte Form der in die
Breite entwickelten Vase und die Nachahmung
derselben in gothisirenden Motiven hat der ewigen
Lampe in der Neuzeit eine recht unerfreuliche

Gestalt aufgenöthigt, so dafs die Umschau nach
korrekten Mustern sehr dringlich wurde.

Für den Kölner Dom, dessen .Sakraments-
altar gemäfs der Anweisung des Caerem. Episc.
mit fünf Lampen versehen werden sollte, hat
diese Umschau zu den hier abgebildeten Mustern
geführt, welche Hofgoldschmied G. Hermeling in
Messing mit starker Feuervergoldung ausgeführt
hat. Zur Beschreibung derselben bedarf es bei
der Zuverlässigkeit der hier beigegebenen Abbil-
dungen nicht vieler Worte. Krone und Lichtge-
fäfs sollten zu einem nach unten wie nach oben
abgerundeten, leichten und gefälligen Ganzen
verbunden werden, zu dessen Wirkung auch
das Kettensystem beizutragen hat. Hierbei durfte
weder auf die Eingliederung passend geformter
Glasbehälter, noch auf den Schmuck von Glas-
kugeln, -Perlen, -Birnen verzichte! werden, und
mit diesen einfachen und wohlfeilen Mitteln ist
hier ein vortrefflicher Effekt erreicht, der durch
Anwendung von Silber und Farbe noch hätte
gesteigert werden können. Als die gelungenste
Lösung ist die gröfste Lampe zu betrachten,
welche einen Durchm. von 42 cm hat und deren
Bügelkrone durch den Rosetten- und Rosen-
stengel-Kamm besondere Geltung gewinnt, zu
der auch die montirte Glaskuppe nicht unerheb-
lich beiträgt. Auch die kleine Lilienkrone von
nur 30 cm Durchm. läfst an Eleganz nichts zu
wünschen übrig und für das herabhängende
Glas dürfte sich eine passendere Fassung nicht
leicht ergeben, wenn nicht etwa die an der
dritten Lampe (mit 36 cm Durchm.) angewandte,
bei der das birnförmige Glas auf einem beson-
ders glücklichen Gedanken beruht, von dem
Hängefries, wie von der Dreipafsbekrönung auf's
vortheilhafteste unterstützt. Den auf dem Mantel
der Kronen eingravirten Blattornamenten (Winde,
Epheu, Weinlaub) wäre eine etwas derbere, nur
durch den Meifsel erreichbare Behandlung zu
wünschen und wenn an den Borten unten wie
oben der kleinliche und schematische Zacken-
fries zu gleichmäfsig wiederkehrt, dann mag für
diesen Umstand, wie für die gehäufte Benutzung
desselben Modells der durch das Submissions-
verfahren zu stark gedrückte Preis als Ent-
schuldigung gelten. Schnütgen.
 
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