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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Oidtmann, Heinrich: Romanische Glasgemälde rheinischen Ursprungs
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0184

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277

1897. — ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 9.

278

Hildegundis 1220 und
— , Diese, allerdings
keineswegs bewiesene
Annahme, wäre mit
der Zeitbestimmung
Schnütgen's, wel-
cher für die Entstehung

der alten Fenster-
mosaiken etwa das Jahr
1230 ansetzen zu dür-
fen glaubt, recht gut
vereinbar. Wenn man
diese immerhin mög-
liche Vermuthung be-
züglich des Künst-
lers weiter ausspinnen
wollte, könnte man auf
Grund der verwandten
Farbengebung unseren
Maler Gerlach mit den

farbenreichen Glas-
fenstern von St. Kuni-
bert in Verbindung
bringen. Zugleich er-
innert die Farbenwahl
sowie die friesartige
Anordnung des mehr-
farbigen, verschieden-
artig bemusterten
Grundes lebhaft an die
alten Glasgemälde von
Bücken in Hannover.8)
Bereits früh begeg-
nen uns Moses-Dar-
stellungen in der Glas-
malerei, zuerst in einem
Fenster des Abtes Su-
gerius zu St. Denis;
in Deutschland'findet
man dieselben ver-
schiedentlich in den
typischen Gegenüber-
stellungen alt- und neu-
testamentlicher Bilder.
Desgleichen erfreut sich
seit dem XIII. Jahrh.
die Wiedergabe der

s) Farbige Abb. in
» Die mittelalterl. Baudenk-
mäler Niedersachsens.«
Architekten- u. Ingenieur-
Verein für das Königreich
Hannover. XI. u. XII. Heft.

1257 genannt wird!

Wurzel Jesse in der Glasmalerkunst besonderer
Beliebtheit. In allen
Perioden kehrt der
Stammbaum wieder
und zwar in ver-
schiedener Auffassung,
bald mit den Bildern
der Vorväter, bald mit
Vorgängen aus dem
Leben des Heilandes.
Das Nassauer Fenster
weicht in seiner An-
ordnung von den deut-
schen Denkmälern der
Frühzeit ganz erheb-
lich ab; nur die Reste
von Veitsberg4) zeigen
verwandten Aufbau.
Unser Jesse - Fenster
erinnert, wenn auch
einfacher in der An-
lage, mehr an fran-
zösische und englische
Vorbilder.

Während Donatoren-
bilder auf alten Fen-
stern nicht selten sind,
ist doch das Bildnifs
des ausführenden Glas-
malers einzig in seiner
Art.

Technische Be-
merkungen. Die
ziemlich dicken Gläser
sind schwach durch-
sichtig, mehr durch-
scheinend; die Patina
besteht auf der Aufsen-
seite aus einem leich-
ten Hauch, nur ver-
einzelte Stücke sind
auf der Oberfläche stär-
ker angegriffen, meh-
rere Theile zeigen auf
der inneren Seite einen
feinen Anflug; andere '
sind gänzlich blank

4) Abbildung bei Dr.
Friedr. Klopfleisch
»Drei Denkmäler mittel-
alterlicher Malerei aus
den sächsischen Landen.«
(Jena 1860.)
 
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