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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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Schnütgen, Alexander: Die Beleuchtung der Landkirchen
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Keppler, Paul Wilhelm von: Gedanken über die moderne Malerei: Dritte Folge, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0216

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825

1897.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

826

Gestalt die Leistungsfähigkeit eines tüchtigen
Dorfschmiedes nicht überschreiten, denn die
Blattkrabben sind nur ausgeschnitten, nicht auf-
gebuckelt gedacht. In der Vierung aufgehängt
werden sie nach allen Richtungen hin einen
Effekt erreichen, den das verhältnifsmäfsig ge-
ringe Aufgebot von Arbeit und Kosten nicht
sollte ahnen lassen.

Der Standleuchter k I (mit dem Grund-
rifs k II) ist als Kandelaber für das Chor be-
stimmt und mit neun Lampen ausgestattet. Auf
einer profilirten Sockelplatte von Stein oder
Holz aufgeniethet, baut er sich aus vier ge-
schickt verbundenen Streben auf, aus denen
das durch profilirte Ringe und Bänder ge-
gliederte Rohr sich entwickelt. Den vier nasen-
besetzten Zweigen, welche aus ihm zum hübsch
geformten Pafsreifen überleiten, entsprechen die
vier Bogenstücke, aus denen in vortrefflicher
Abrundung die ßekrönungslampe als gefälliger
Abschlufs sich entwickelt. Dafs dieser Reifen
mit ganz kleinen Abänderungen auch für elek-
trisches und Gas-Licht benutzt werden kann,
beweisen / und m, und in Bezug auf letzteres
möge noch die Bemerkung Platz finden, dafs
die hier vorgeschlagenen Tulpenbrenner, die
aus einer Hohlkugel mit drei flachen Zapfen
bestehen, sich wegen ihrer im Verhältnifs zum
sparsamen Gasverbrauch überraschenden Licht-
fülle sehr empfehlen.

Sämmtliche Leuchter bedürfen der Poly-
chromie und für die Behandlung derselben
bieten vielleicht folgende Grundzüge brauch-
bare Anhaltspunkte: Blau oder Roth bilden
die Grundfarben mit Gold, an dessen Stelle im
Interesse der Wohlfeilheit auch Schwarz treten
kann für die Linien und Inschriften, für letztere
auch Weifs auf blauem Grunde. Als durch-
gehende Farbe wird also am besten Blau oder
Roth aufgestrichen, ersteres für gröfsere Kom-
plexe bevorzugt, für die Rückseite bezw. Innen-
seite immer der andere Ton, so dafs die beiden
Hauptfarben immer kontrastiren und ineinander
spielen. Für die Schmalseiten, Bänder, Knöpfe,
Rosetten, wie überhaupt für die eigentlichen
Verzierungen empfiehlt sich Gold, auch für die
Kugeln, wenn für diese nicht das schwerer zu-
gängliche und kostspieligere Glas bevorzugt
wird. Den Metallcharakter bringen am meisten
Lasurfarben zur Geltung, für die Gold, viel-
mehr Aluminium (als wohlfeiler, und dennoch
sehr brauchbarer, weil nicht oxydirender, Ersatz
des Silbers) die Unterlage bilden. — Auch für
diese polychrome Belebung, welche den Leuch-
tern erst ihre richtige Wirkung verleiht, dürfte
die Fertigkeit mancher Anstreicher in kleineren
Städten ausreichen, zumal wenn diese sich die
Mühe nicht verdriefsen lassen, sich bei be-
währten Meistern oder an von diesen besorgten
Arbeiten Rath zu holen. Schnütge«.

Gedanken über die moderne Malerei.
Dritte Folge.

III. (Schlu&.)

hue die Schuhe von deinen Füfsen,
denn der Boden, den du betrittst,
ist heiliges Land." Man sollte es
mit Donnerstimme jedem Maler zu-
rufen, der sich an ein religiöses Thema wagt,
und es wäre ein Dienst, den man nicht nur
der Religion und der Menschheit, sondern vor
allem auch der Kunst selbst erwiese, wenn
man aus dem „Sancta sancte" einen Strick
drehen und mit dem lodernden Zorneseifer des
Herrn die moderne Malerei aus dem Heilig-
thum hinauspeitschen würde, sobald sie dasselbe
betritt Schmutz an den Füfsen und Schmutz
im Herzen, frech und frivol umherblickend mit
Augen voll des Ehebruchs (2 Petr. 2,14).

Bis in die Zeiten des letzten und tiefsten
Verfalls herein waren sogar im Heidenthum
die Beziehungen zwischen Kunst und Religion
intime und keusche geblieben und sie gereichten
nicht minder der Religion zur Stütze und Ehre
als der Kunst zum Nutzen und Frommen.
Durch viele christliche Jahrhunderte hindurch
hatte die Malerei ihren Wohnsitz im Schatten
der Kirche aufgeschlagen; sie war eine der ge-
lehrigsten Schülerinnen des Glaubens, entnahm
ihre Themate fast ausschliefslich dem Buch der
Bücher und der heiligen Liturgie und fand ihren
höchsten Ruhm und ihre süfseste Lust darin,
all ihr Können in den Dienst der Religion zu
stellen und als Quasisakramentale mitzuwirken
an der Erziehung der Völker. Gerade auf reli-
 
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