Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3832#0229

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
351

1897.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 11.

352

Bücherschau.

Anleitung zur Denkmalspflege im Königreich
Bayern von Dr. Wolfgang Maria Schmid, kgl.
Bibliothekar und Sekretär am bayerischen National-
museum. 87 S. in 8°. Mit 45 Abbildungen. —
München, Lentner, 1897.
Der Zweck des Büchleins ist, allen Vorständen
von Behörden ein bequem zu handhabendes Hilfs-
mittel zu bieten, um zu erkennen, ob in einem ge-
gebenen Fall ein Kunstdenkmal vorliegt, und wie
dasselbe in Bayern als Gegenstand der öffentlichen
Denkmalspflege weiter zu behandeln ist. Nur ein
praktisch wie theoretisch geschulter Mann war im
Stande, diesem Zweck auf so wenigen Seiten klar und
genügend zu entsprechen. Die Abbildungen sind gut
gewählt und lehrreich; der billige Preis von 1.25 Mk.
wird dem brauchbaren Schriftchen um so leichter eine
weite Verbreitung bringen, da es auch aufserhalb
Bayerns gute Dienste leisten kann. S. B.

Die priesterlichen Gewänder des Abend-
landes nach ihrer geschichtlichen Ent-
wicklung. Von Joseph Braun S. J. Mit 30
in den Text gedruckten Abbildungen. Freiburg
1897. Herder'sche Verlagshandlung. (Pr. Mk. 2,50.)
Diese (als 71. Ergänzungsheft zu den »Stimmen
aus Maria Laach« herausgegebene) Studie beschäf-
tigt sich ex professo mit einer, in den letzten Jahr-
zehnten, wenigstens in Deutschland, fast nur an den
zuständigen Stellen liturgischer und archäologischer
Lehrbücher, oder durch einzelne Artikel, also mehr
gelegentlich und nebensächlich behandelten Frage.
Nicht nur der Ursprung und die Entwicklung, sondern
auch die Gebrauchsweise und die symbolische Be-
deutung, vielmehr Deutung der priesterlichen Gewän-
der, also des Schultertuches, der Albe, des
Gürtels, Manipels, der Stola und Kasel wer-
den gründlich erforscht, indem über sie die Quellen
gefragt werden, die urkundlichen wie die monumen-
talen. Hierbei geht der Verfasser mit grofser Vor-
sicht und Objektivität zu Werke, indem er sich weder
von hergebrachten Anschauungen imponiren, noch von
eigenen Liebhabereien oder Vorurtheilen leiten, son-
dern nur die Quellen und die Thatsachen reden läfst.
Diese werden in jeder der 6 Gruppen sorgsam geprüft
und fast für jede derselben stellt sich das IX. Jahrh.
als ein grofser Merkslein in der Entwicklung, wenig-
stens in Bezug auf deren Feststellung heraus, die den
Ausgangspunkt einer genau und mit Sicherheit zu
verfolgenden Ausgestaltung bietet. Rückwärts gelangt
der Verfasser in Unterschiede von manchen anderen
Forschern, nicht zu der hohepriesterlichen Kleidung,
sondern eher zum römischen Profangewand und vor-
wärts führt ihn der Weg durch alle Wandlungen der
Zeit bis in die Gegenwart mit ihren Reformversuchen.
Dafs hierbei auch im Anschlüsse an die alten Formen
und Verzierungsarien praktische, zum Theil durch Ab-
bildungen erläuterte Vorschläge gemacht werden, ge-
reicht dem Büchlein so sehr zum Vortheil, dafs eine noch
gröfsere Ausdehnung derselben von Seiten des archäo-
logisch fast noch mehr als liturgisch geschulten Ver-
fassers erwünscht wäre. Dafs die Alben schon in

früher Zeit nicht blofs mit Aurifrisien verziert waren,
sondern auch mit über das ganze Gewand ausge-
streuten gestickten Ornamenten, beweist die »Manica
una de camisia in qua St. Ludgerus sepultus jacuit«,
die sich in der Abtei Werden erhalten hat (vergl.
Katalog der Alterthümer-Ausstellung zu Düsseldorf
1880, Nr. 523), und dafs England wenigstens eine
romanische Kasel noch besitzt, geht aus den »Vetusla
monumenta« VII. Band I. Theil hervor, in welchem
der Inhalt eines in der Kathedrale von Canterbury
gefundenen Erzbischof- Grabes (wahrscheinlich von
Hubertus Walter f 1205) veröffenllicht wird, auch
Stola und Kasel. — Die Fortsetzung, welche die
bischöflichen Gewänder behandeln wird, läfst hoffent-
lich nicht lange auf sich warten. Schnütgen.

Der Zeugdruck der hl. Anna, der Jungfrau
Maria und Seraphim (aus der Sammlung
Forrer, jetzt im germanischen Museum) und einige
alt kölnische Hand zei chnungen. Mit einer
Lichtdrucktafel. Von Th. Hampe. (Sonderabdr.
aus den Mitth. des germ. Nationalmuseums. 18i)7.)
Diese Studie über den technisch wie ikonographisch
höchst merkwürdigen Modeldruck und seine Ver-
gleichung mit einigen ohne Zweifel in Köln entstan-
denen Zeichnungen verdient besondere Beachtung
wegen ihrer objektiven, klaren Untersuchung und wegen
der dadurch gewonnenen Resultate. Denn dafs die
Zeichnungen, von denen die eine Darstellung ganz
verwandt (eine andere, als stehende Piela mit der
Krone, eine Art Seitenstück zur Darslellung von Gott
Vater mit dem Leichnam des Sohnes, ein Unikum) ist,
dem Ende des XIV. Jahrh. angehören, erscheint ebenso
gewifs, wie der Modeldruck nicht so sehr wegen der
Formen seiner, übrigens für den kölnischen Ursprung
charakteristischen, Architekturbekrönung, als wegen der-
jenigen des Faltenwurfs um mindestens ein Jahrzehnt
später anzusetzen ist. Bezeichnend sind für ihn die
eingestreuten Blätter als letzte Nachklänge der italieni-
schen Stoffmotive und aufserdem möge noch die Be-
merkung Platz finden, dafs ich in der Nikolaikirche zu
Slralsund eine grofse Selbdrittgruppe sah, die vor 1378
entstanden sein dürfte. Schnutgen.

Altfränkische Bilder 1898, mit erläuterndem Text
von Dr. Th. Henner. Verlag von H. Stürtz in
Würzburg. (Preis 1 Mk.)
Dieser IV. Jahrgang des originellen Kalenders über-
trifft noch seine Vorgänger wie in seiner ganzen Aus-
stattung, so in der Auswahl und Reproduktion der
dem Frankenlande entnommenen Kunstdenkmäler.
Diese sind dem Beteiche der Architektur, Malerei,
Plastik, Goldschmiedekunst entlehnt, unter geschickter
Berücksichtigung wie der älteren, so der jüngeren
Epochen; dafs minder bekannte Monumente, wie die
drei malerischen Stadtthore von Iphofen, an's Licht
gezogen und sämmtliche 28 Abbildungen von recht
instruktiven geschichtlichen und archäologischen Er-
klärungen begleitet werden, verleiht dem sehr gefällig
sich präsentirenden Hefte einen besonderen Werth.
 
Annotationen