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Zeitschrift für christliche Kunst — 10.1897

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387

1897. —ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 12.

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Uebersetzung erscheint. Als solche gibt sie sich in
den beiden ersten Lieferungen, die bereits vorliegen,
zu erkennen, und da die Ausstattung eine der fran-
züsichen Ausgabe ebenbürtige ist, so wird der deut-
schen Bearbeitung ein guter, hoffentlich ein glänzender
Erfolg in Aussicht gestellt werden dürfen. Wir
Deutsche stehen ja in der Verehrung gegen das Papst-
thum, seine Verdienste in Vergangenheit und Gegen-
wart, den Franzosen nicht nach und sind auf dem
besten Wege, sie zu überflügeln in der Erforschung
nicht nur der wissenschaftlichen Schätze, welche die
Päpste gesammelt haben, sondern auch der Kunst-
werke, die ihnen Ursprung oder Erhaltung verdanken.
Möge daher auch das monumentale Werk, welches
das Verständnifs für diese Verdienste in jeder Hinsicht
fördert, recht viele Abnehmer finden! s.

Die Glasmalerei von Dr. H. Oidtmann. II. Theil:
Die Geschichte der Glasmalerei. I. Band:
Die Frühzeit bis zum Jahre 1400. Köln,
J. P. Bachern 1898. (Preis Mk. 7,50.)
Dieser 376 Seiten umfassende Oktavband bildet
die Fortsetzung des die Technik der Glasmalerei be-
handelnden Büchleins, welches in dieser Zeitschrift
Bd. VI, Sp. 95/96 umfänglich besprochen ist: Die
erste Hälfte desselben erledigt eine Anzahl sehr
wichtiger Vorfragen, welche namentlich die Beziehun-
gen der Glasmalerei zur Architektur und die Armirung
der Fenster betreffen, sodann das erste Auftreten der
durchsichtigen Glasmosaiken, den Anfang und die
Ursprungsstätte der eigentlichen Glasmalerei und die
ältesten Anweisungen für deren Ausführung von He-
raklius und Theophilus, weiter die ästhetisch-techni-
schen Eigenschaften des Glases und der Verbleiung,
die Herkunft des Schwarzloths und Silbergelbs, die
Bedeutung der Farbenstimmung und der Patina, end-
lich die Gesetze für die Eintheilung der Fenster und
für die Behandlung der Zeichnung, also für die ganz
eigenartige Stilistik der monumentalen Glasmalerei.
Diese zum Theil sehr strittigen und kritischen, daher
zumeist recht schwierigen Fragen prüft der Verfasser
an der Hand der ihm durchaus geläufigen Litteratur,
wie namentlich der Denkmäler selber mit grolser Unbe-
fangenheit, Selbstständigkeit und Klarheit, sodafs seine
Ergebnisse, die manche neue Gesichtspunkte bieten,
wohl allgemeine Zustimmung finden werden. Für die
richtige Beurtheilung des Wesens der Glasmalerei und
ihrer geschichtlichen Entwickelung sind sie von ent-
scheidender Bedeutung, daher mit Recht der chrono-
logischen Zusammenstellung der Denk-
mäler vorausgeschickt, welcher die zweite Hälfte
dieses Bandes dient, in der Beschränkung auf die
Frühperiode bis 1400, also auf die romanischen,
früh- und hochgothischen Glasgemälde, da für die
folgenden Perioden bis in die Gegenwart hinein, in
denen die Fülle und Mannigfaltigkeit des Materials
noch viel gröfser, ein weiterer Band bestimmt ist. —
Nur durch das sorgsamste Studium der bezüglichen
arg verstreuten Litteratur, vielfache und ausgedehnte
Reisen, riesige Korrespondenz ist diese Statistik er-
möglicht, der in Deutschland nur Weniges entgangen
sein kann und die auch für Frankreich, England,
Italien, Spanien, Belgien reich ist an Nachweisen.

Diese Zusammenstellung ist um so dankbarer zu be-
grüfsen, als die bisherigen Vorarbeiten höchst dürftig
waren und mehr oder weniger eingehende Beschrei-
bungen die einzelnen Angaben begleiten, deren Zu-
verlässigkeit wohl durch die Sorgsamkeit der mit
mancher hergebrachten Annahme aufräumenden Nach-
forschungen gewährleistet ist. Die Benutzung dieser
übrigens sehr übersichtlich geordneten Statistik wird
gewifs durch sorgfältig gearbeite Detailregister am
Ende des folgenden Bandes erleichtert werden, in
denen wohl auch ein Ueberblick über die einzelnen
Darstellungen nicht fehlen wird, zumal dieselben zu
einem eigenartigen Bilderkreise sich zusammensetzen.

Schnütgen.

Von den Aufnahmen mittelalterlicher
Wand- und Deckenmalereien in Deutsch-
land (Borrmann), deren I. Lief, in dieser Zeitsch. Bd. X,
Sp. 31/82 mit grofser Anerkennung besprochen wurde,
liegt bereits die II. Lieferung vor, die wiederum
aus 8 farbigen, mit einer Ausnahme von Kolb aufge-
nommenen, Tafeln bestellt. Dafs der sie begleitende
Text die Bauten, denen sie entnommen sind, in kunst-
geschichtlicher Hinsicht eingehender beschreibt und
auch die Malereien selbst in ihrer Anordnung, Stili-
sirung, Technik sorgsamer prüft, ist als ein Fort-
schritt zu begrüfsen, der um so werthvoller ist, je
mehr Einzelheiten auf je einer Tafel zusammenge-
drängt sind. So wichtig und werthvoll nämlich auch
diese Details, die namentlich in Bändern, Friesen,
Füllungen bestehen, für den ausführenden Künstler
als zuverlässige Vorlagen sind, herausgerissen aus
dem Organismus, dem sie angehören, aus der räum-
lichen Disposition, in der sie nur ein Glied derselben,
können sie leicht mifsverstanden und, ungeschickt über-
tragen, mifsbraucht werden. Defswegen ist es sehr
zu wünschen, dafs Gesammtanordnungen, wie sie in
der I. Lieferung bevorzugt waren, nicht zu sehr durch
Einzelheiten verdrängt werden, so sehr letztere auch
durch die Oekonomie der Vertheilung auf die ein-
zelnen Tafeln geboten sind. In diesen Fällen aber
empfehlen sich um so mehr deutliche Scheidungen, sowie
ausführliche Hinweisungen im Text, in dem ganz ähn-
liche Illustrationen, wie deren schon mehrere Auf-
nahme gefunden haben, das Verständnifs wesentlich
zu erleichtern vermögen. — Sämmtliche Aufnahmen,
aufser der frühgothischen von Wienhausen, gehören
dem Süden an und reichen aus der frühromanischen
Periode, welche durch die noch antikisirenden Ge-
mälde zu Oberzeil auf zwei Tafeln vertreten ist, bis
in den Schlufs des XV. Jahrh., dessen spätgothische,
durch Schablonen hergestellte Decken- und Brüstungs-
malereien in Eltingen und Mühlhausen am Neckar
ebenso wirkungsvolle wie leicht ausführbare Deko-
rationen sind. Aus dem XII. Jahrh., dessen Stil so
häufig verlangt wird, stammen die Wandgemälde in
der Kapelle der Burg Hocheppan, aus dem XIII. Jahrh.
die aus der Jakobskirche bei Tramin. Frügothischen
Charakter zeigt eine Figur aus Maulbronn, verschie-
denes Ornament aus der Burg Tirol, und dekorative
Beiträge aus dem Schlufs des XIV. und dem Anfang
des XV. Jahrh. liefern wiederum das überaus merk-
würdige Maulbronner Kloster und die Veitskirche in
Mühlhausen. Die Auswahl ist also sehr mannigfaltig
 
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