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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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Arntz, Ludwig: Bleideckung und ihr Schmuck mit Beispielen Kölner Arbeit
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0011

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr

zu Seligenstadt a. M. durch Einhards Briefe verbürgt, worin über den Bleiankauf
für die Dachdeckung (im Werte von 50 Pfund) berichtet wird. Gewiß stand damals
Blei aus älteren Beständen (z. B. aus römischen Leitungsröhren) zur Verfügung,
das eingeschmolzen und auf Sand- oder Steinplatten zu Dachtafeln von beträcht-
licher Stärke umgegossen wurde. Späterhin konnte der gesteigerte Bleibedarf
durch bergmännische Gewinnung und Verhüttung der Erze besser, wenn auch
innerhalb der durch die Beförderung bedingten Grenzen gedeckt werden. Jeden-
falls war die Bleibedachung romanischer Kirchen da nicht selten, wo dem Bau-
herrn die Metallbeschaffung möglich war. Reicher begüterte Stifts- und Pfarr-
kirchen bedienten sich gerne des dauerhaften Bleidaches bei günstigen Bezugs-
verhältnissen, wie ja auch umgekehrt das häufigere Vorkommen
der Bleideckung auf den Metallbezug aus näher ge-
legenen Bleihütten schließen läßt. Die eigentliche
stoff- und werkgerechte Ausbildung der Blei-
bedachung im größeren Umfange blieb im allge-
meinen dem gotischen Zeitalter vorbehalten, über
die Art der Deckung zu Anfang des XIII. Jahrh. sind
wir durch erhaltene Bauten recht gut unterrichtet".
Die etwa 2,5—3 mm stark gegossenen Bleiplatten von
etwa 0,50 bis 0,60 m Breite bei einer Länge bis zu
2,50 m wurden auf der Dachschalung mit entsprechen-
der Uberdeckung gefalzt bzw. gewulstet, indem die
einzelnen Tafeln in ihrer Lage gegen Sacken oder
Ausbauchen durch vorgreifende Hafte, oder zweck-
mäßiger noch durch verdeckt angelötete Haftbleche
gesichert wurden. An allen geneigten oder senk-
rechten Flächen, wie auch an First- und Walmkanten
wurden die Bleitafeln durch Wulstung, unter Ver-
meidung verdeckter Nagelung oder Nietung so
zusammengefügt, daß der Ausdehnung des Metalls
ein bestimmter Spielraum blieb und zudem eine
Auswechslung der Tafeln erleichtert wurde. Durch
diese Deckungsweise entsteht eine ausgesprochene
Streifung in der Richtung der geneigten oder senkrechten Dachbahnen, welche
durch die versetzt angeordneten Deckfugen in regelmäßige Felder zerlegt er-
scheinen. So wird durch die einfache Bleibedeckung, welche im Laufe der Jahre
einen goldig schimmernden Ton annimmt, die krönende Bedachung eines Bau-
werkes ganz wesentlich bestimmt und abgestimmt auch da, wo ein mehr oder
weniger entwickeltes Steinwerk den Aufbau beherrscht. (Abb. 1.) Eine Steige-
rung im künstlerischen Ausdruck erfährt die mittelalterliche Bleibedachung durch
stoff gerechten, plastischen und malerischen Schmuck.

Entsprechend dem Stand der mittelalterlichen Metalltechnik darf man an-
nehmen, daß frühzeitig, jedenfalls schon im XII. Jahrh., auch bei üblicher Schindel-
oder Ziegeldeckung, First- und Giebelkanten eine plastische Auszierung erhielten,
namentlich durch ausgestanzte und getriebene Kämme und Knäufe, und so
gelegentlich das Vorbild abgaben für die eigenartige Schmuckbehandlung, wie

- Vgl. Viollet-le-Duc: Dictionnaire raisonne de l'Architecture unter: Plomberie.

£

Abb.2. Blei»
sdimudi aus
dem Muse-
um in Lille.

Abb.3. Bleiplatten-

sdimudtderMarthii»

turmhelmein Braun-

schweig.
 
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