Nr. 2
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
15
Mittel zur Darstellung sind uns nur Personen unseres Volkes gegenwärtig.
Wollten wir zur Darstellung eines Pharisäers ein eigentümliches jüdisches Muster-
bild heraussuchen, würden wir den Rahmen ernster Auffassung zu überschreiten
Gefahr laufen. Menzel hat in einer Darstellung des zwölfjährigen Jesus im Tempel
das rein Jüdisch-Charakteristische so absichtlich betont, daß auch uns der
Chnstusknabe nur als Juden-
junge erscheint. Rein malerisch
genommen ist das Bild eine vor-
zügliche Leistung, wird aber
als religiöses Gemälde niemals
befriedigen können. — Prüfen
wir in der Kunstgeschichte die
Wahl der Gewandungen, so
muß es auffallen, daß diese
nicht nur bei den charakte^-
ristischen Figuren aus der Ent-
stehungszeit und Umgebung
entnommen, sondern daß sogar
bei der Madonna ein Anklang
an die Tracht dieser Zeit nach-
weisbar ist; und das Volk scheint
nicht einmal Anstoß daran zu
nehmen, daß das Gnadenbild
in Kevelaer den riesigen Reif-
rock seiner Ursprungszeit zeigt.
Eduard von Gebhardt hat zur
Lösung dieser Schwierigkeit
sich zur Wahl des malerischen
Kostüms der Reformationszeit
veranlaßt gesehen.
Aus den gebotenen Andeu-
tungen ergibt sich aber die
Schwierigkeit für diese Lösung.
Bei dem Heiland, der Madonna,
den Aposteln wird man die seit
Jahrhunderten hergebrachte
Kleidung wählen müssen und
für die andern charakteristi-
schen Figuren eine Form, die
weder gotisch noch in direktem
Anschluß an eine bestimmte Zeit gehalten ist, es sei denn, daß es sich um eine not-
wendige Ergänzung an einem Altar oder zu einer alten Architektureingliederung han-
delt. Mit einem Phantasiekostüm, wenn es charakterisierende Merkmale aufweist,
wird man meistens zurecht kommen. Anklänge an die deutsche Weise auch in den
Hintergründen der Landschaft sind berechtigt. Hirten und Kinder kann man
ruhig darstellen in der Tracht der jetzigen Zeit, weil in ihr das Malerische noch
hinreichend vorhanden, die Bekleidung keinem so großen Wechsel unterworfen ist.
Abb. 3.
Teilstudie. Simon von Cyrene und Soldaten
einer Kreuzvcegstation.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
15
Mittel zur Darstellung sind uns nur Personen unseres Volkes gegenwärtig.
Wollten wir zur Darstellung eines Pharisäers ein eigentümliches jüdisches Muster-
bild heraussuchen, würden wir den Rahmen ernster Auffassung zu überschreiten
Gefahr laufen. Menzel hat in einer Darstellung des zwölfjährigen Jesus im Tempel
das rein Jüdisch-Charakteristische so absichtlich betont, daß auch uns der
Chnstusknabe nur als Juden-
junge erscheint. Rein malerisch
genommen ist das Bild eine vor-
zügliche Leistung, wird aber
als religiöses Gemälde niemals
befriedigen können. — Prüfen
wir in der Kunstgeschichte die
Wahl der Gewandungen, so
muß es auffallen, daß diese
nicht nur bei den charakte^-
ristischen Figuren aus der Ent-
stehungszeit und Umgebung
entnommen, sondern daß sogar
bei der Madonna ein Anklang
an die Tracht dieser Zeit nach-
weisbar ist; und das Volk scheint
nicht einmal Anstoß daran zu
nehmen, daß das Gnadenbild
in Kevelaer den riesigen Reif-
rock seiner Ursprungszeit zeigt.
Eduard von Gebhardt hat zur
Lösung dieser Schwierigkeit
sich zur Wahl des malerischen
Kostüms der Reformationszeit
veranlaßt gesehen.
Aus den gebotenen Andeu-
tungen ergibt sich aber die
Schwierigkeit für diese Lösung.
Bei dem Heiland, der Madonna,
den Aposteln wird man die seit
Jahrhunderten hergebrachte
Kleidung wählen müssen und
für die andern charakteristi-
schen Figuren eine Form, die
weder gotisch noch in direktem
Anschluß an eine bestimmte Zeit gehalten ist, es sei denn, daß es sich um eine not-
wendige Ergänzung an einem Altar oder zu einer alten Architektureingliederung han-
delt. Mit einem Phantasiekostüm, wenn es charakterisierende Merkmale aufweist,
wird man meistens zurecht kommen. Anklänge an die deutsche Weise auch in den
Hintergründen der Landschaft sind berechtigt. Hirten und Kinder kann man
ruhig darstellen in der Tracht der jetzigen Zeit, weil in ihr das Malerische noch
hinreichend vorhanden, die Bekleidung keinem so großen Wechsel unterworfen ist.
Abb. 3.
Teilstudie. Simon von Cyrene und Soldaten
einer Kreuzvcegstation.