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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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Arntz, Ludwig: Wallfahrtswege zum Petersberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0076

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Nr. 7

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

61

WALLFAHRTSWEGE zum PETERSBERG.

Mit Tafel VII und 8 Abbildungen.

Der Stromberg, die nordwestlichste Kuppe des Siebengebirges, dessen
Höhe eine umfassende Rundschau auf die erstarrten Kratergebilde und
die gesegneten Fluren des Rheintales gewährt, hat frühzeitig zu beschau-
lichen Siedelungen verlockt. Auf dem breitgelagerten, allseitig stark abfallenden
Gipfel, welcher an den Schlackenhängen noch heute die Reste eines frühgeschicht-
lichen Ringwalles erkennen läßt, auf altüberliefertem Grundbesitz der Gemeinde
Königswinter, ließen sich um die Mitte des XII. Jahrh. nach dem Beispie! des
Ritters Walter und seines Freundes Hermann eine Anzahl Klosterbrüder nach
der Regel des hl. Augustinus nieder. Ihnen ist der Anbau und die Pflege des
im Jahre 1143 von Papst Zölestin II. bestätigten Landbesitzes, wie auch die
Gründung der bescheidenen Manenkapelle zu danken.
Als die Brüder nach dem Hinscheiden des Propstes
Walter ihren hochgelegenen Wohnsitz mit einer neuen
Siedelung zu Roesrath im Sülztal vertauschten, be-
zogen im Jahre 1 188 den alten Hochbezirk 12 Zister-
zienser aus dem Kloster Himmerode unter dem Prior
Hermann. Vier Jahre später wird mit der Gründung
der größeren Klosteranlage in dem nordwärts liegenden
Tal des hl. Petrus begonnen, wobei als willkommenen
Baustoff der Stromberg Basalt für Bruchsteinwerk
und der nahe Stenzelberg vorzüglichen Andesit für
Werksteine liefern konnte. Auch nach der Über-
siedelung in das Tal des Heisterbaches blieb die alte
Bergkapelle, die zu Ehren des hl. Petrus neu geweiht
wurde, dem Gottesdienst erhalten und stand unter der
Fürsorge eines ständig oben wohnenden Priesters. Wie
sich naturgemäß ein steter wirtschaftlicher Verkehr von Abb. 1.

Berg zu Tal und umgekehrt erhielt und weiter ent-
wickelte, so ist auch viele Jahrhunderte lang die Peterskapelle, die im Jahre
1312 an Stelle der älteren Manenkapelle trat, das Ziel vieler Wallfahrer ge-
wesen, denen der Besuch besondere Ablässe verhieß. Über dieses kleine
gotische Bauwerk, dessen Grundmauern vor einigen Jahren teilweise aufgedeckt
wurden, sowie über seine Schicksale im Laufe der Zeiten fehlen uns bestimmtere
Nachrichten. Jedenfalls ist im Jahre 1763 als Ersatz der mittelalterlichen Anlage
unter dem Abte Hermann Kneusgen eine neue geräumige Wallfahrtskapelle
erbaut und am Vorabend des nächsten Osterfestes feierlich eingeweiht worden1.
Sie ist noch heute, namentlich in der Fastenzeit der Mittel- und Brennpunkt
mancher Pilgerzüge, die von Süd und Nord, von West und Ost auf bestimmten
Wegen den Berg hinaufziehen, um oben ihre Andacht zu verrichten. Nach alter
Überlieferung werden bei der Wallfahrt hauptsächlich vier Wege benutzt: der
südwestliche Aufstieg von Königswinter, der nordöstliche vom Heisterbacher
Tal herauf; ein dritter Aufstieg führt von Dollendorf in nordwestlicher Richtung

1 Vgl. Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Siegkreis S. 149.
 
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