98
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 9/10
Köln" diese Kirchen für Bauwerke aus einem Gusse hielt und sie einem besonde-
ren Stile, dem „rheinischen Ubergangsstil" zuschrieb. Man war dann im Mittel-
alter so froh des erzielten Schutzes gegen die Feuersbrünste, daß während der
ganzen gotischen Zeit von rund 1200 bis 1500 in Deutschland niemand mehr daran
gedacht hat, je wieder eine Kirche mit Holzdecken zu bauen2. Erst der Neuzeit ist
es vorbehalten, diese so feuergefährlichen Holzdecken wiederum einzuführen.
In Italien hat man damals sogar versucht, auch die hölzernen Dachbinder
durch steinerne zu ersetzen, so z. B. in der Kirche des hl. Franz zu Assissi gegen
1240. Damit haben sich diese Baumeister einer Bauweise bedient, die wir auch
heute nachahmen können, wenn nicht vermittelst gewölbter Binder so doch mit
solchen aus Eisen. Ein eiserner Dachstuhl erhöht die Feuersicherheit der Kirchen
ganz außerordentlich und macht sie in Verbindung mit Gewölben für das Feuer
fast unangreifbar. Das Mittelalter würde mit freudigstem Eifer sich des Eisens
ausnahmslos bedient haben. War jene Zeit doch so darauf bedacht, sich des
gefährlichen Holzes zu entledigen, daß sie sogar die riesenhaften Helme der Türme
allmählich völlig in Stein herstellte. Keine Bischofskirche, die nicht ihre Türme
mit Steinheimen bekrönte! Auch da ist es erst unserer Zeit wieder vorbehalten,
Domtürmen verbrennliche, ärmliche Holzhelme zu geben. Unsere Kirchen-
baukunst befindet sich, was Feuersicherheit anbelangt, mit ihrer Schwärmerei
für hölzerne Dächer, hölzerne Decken und hölzerne Helme auf dem Rückschritt
in längst überwundene, hilflose Zeiten. Die hölzernen Dachstühle aber, ob alte
oder neue, werden heutzutage doppelt gefährdet und gefährlich, da bei Einfüh-
rung von elektrischer Beleuchtung die zahllosen Drähte in ganz unverantwort-
licher Weise an den Dachhölzern entlang geleitet werden, um von dort aus die
Lichterkronen zu erreichen. — Echt mittelalterlich und echt neuzeitlich baut
man allem, wenn die Kirchen so feuersicher als möglich hergestellt werden, d. h.
daß man auch die Dächer aus Eisen aufführt und die gesamte Kirche wölbt. Die
eisernen Dachstühle und Turmhelme bilden auch vorzügliche Blitzauffänger mit
ihren großen Eisenmassen. Es ist nur nötig, sie mit ein paar Eisenstücken durch
den First hindurch reichen zu lassen und sie an ihren Füßen mit den Dachrinnen
usw. durch Drähte in Verbindung zu setzen. Bei den Turmhelmen darf man
es auch nicht unterlassen, die ebenfalls am besten aus Eisen hergestellten Glocken-
stühle mit diesen durch verzinkte Eisendrähte in Verbindung zu bringen. —
Hölzerne Glockenstühle werden sich bei Blitzschlägen als sehr verderblich er-
weisen. Sie gehen in Flammen auf. Die Glocken stürzen herab und zerbersten
und der Schaden ist ein recht beträchtlicher. Ist die Kirche auch versichert und
die Gemeinde erhält die Entschädigung, so ist das Geld doch dem Vaterlande
verloren. Auch beträgt die Versicherung bei massiven Kirchen zumeist nur die
Hälfte von dem Betrage, der für verbrennliche gezahlt werden muß. Auch die
Orgeln mit ihren vielen Metallpfeifen müssen an den Blitzableiter angeschlossen
werden, da sie bei Blitzschlägen leicht in Flammen aufgehen. Besonders die
Orgeln sind bei der jetzigen Beleuchtung durch Elektrizität oder durch elektrischen
Antrieb sehr der Feuersgefahr ausgesetzt und deren Holz daher am besten feuer-
sicher zu tränken.
Berlin-Grunewald. Max Hasak.
" Nur der Niederrhein kennt vereinzelte spätgotische Holzgewölbe. (D. H.)
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 9/10
Köln" diese Kirchen für Bauwerke aus einem Gusse hielt und sie einem besonde-
ren Stile, dem „rheinischen Ubergangsstil" zuschrieb. Man war dann im Mittel-
alter so froh des erzielten Schutzes gegen die Feuersbrünste, daß während der
ganzen gotischen Zeit von rund 1200 bis 1500 in Deutschland niemand mehr daran
gedacht hat, je wieder eine Kirche mit Holzdecken zu bauen2. Erst der Neuzeit ist
es vorbehalten, diese so feuergefährlichen Holzdecken wiederum einzuführen.
In Italien hat man damals sogar versucht, auch die hölzernen Dachbinder
durch steinerne zu ersetzen, so z. B. in der Kirche des hl. Franz zu Assissi gegen
1240. Damit haben sich diese Baumeister einer Bauweise bedient, die wir auch
heute nachahmen können, wenn nicht vermittelst gewölbter Binder so doch mit
solchen aus Eisen. Ein eiserner Dachstuhl erhöht die Feuersicherheit der Kirchen
ganz außerordentlich und macht sie in Verbindung mit Gewölben für das Feuer
fast unangreifbar. Das Mittelalter würde mit freudigstem Eifer sich des Eisens
ausnahmslos bedient haben. War jene Zeit doch so darauf bedacht, sich des
gefährlichen Holzes zu entledigen, daß sie sogar die riesenhaften Helme der Türme
allmählich völlig in Stein herstellte. Keine Bischofskirche, die nicht ihre Türme
mit Steinheimen bekrönte! Auch da ist es erst unserer Zeit wieder vorbehalten,
Domtürmen verbrennliche, ärmliche Holzhelme zu geben. Unsere Kirchen-
baukunst befindet sich, was Feuersicherheit anbelangt, mit ihrer Schwärmerei
für hölzerne Dächer, hölzerne Decken und hölzerne Helme auf dem Rückschritt
in längst überwundene, hilflose Zeiten. Die hölzernen Dachstühle aber, ob alte
oder neue, werden heutzutage doppelt gefährdet und gefährlich, da bei Einfüh-
rung von elektrischer Beleuchtung die zahllosen Drähte in ganz unverantwort-
licher Weise an den Dachhölzern entlang geleitet werden, um von dort aus die
Lichterkronen zu erreichen. — Echt mittelalterlich und echt neuzeitlich baut
man allem, wenn die Kirchen so feuersicher als möglich hergestellt werden, d. h.
daß man auch die Dächer aus Eisen aufführt und die gesamte Kirche wölbt. Die
eisernen Dachstühle und Turmhelme bilden auch vorzügliche Blitzauffänger mit
ihren großen Eisenmassen. Es ist nur nötig, sie mit ein paar Eisenstücken durch
den First hindurch reichen zu lassen und sie an ihren Füßen mit den Dachrinnen
usw. durch Drähte in Verbindung zu setzen. Bei den Turmhelmen darf man
es auch nicht unterlassen, die ebenfalls am besten aus Eisen hergestellten Glocken-
stühle mit diesen durch verzinkte Eisendrähte in Verbindung zu bringen. —
Hölzerne Glockenstühle werden sich bei Blitzschlägen als sehr verderblich er-
weisen. Sie gehen in Flammen auf. Die Glocken stürzen herab und zerbersten
und der Schaden ist ein recht beträchtlicher. Ist die Kirche auch versichert und
die Gemeinde erhält die Entschädigung, so ist das Geld doch dem Vaterlande
verloren. Auch beträgt die Versicherung bei massiven Kirchen zumeist nur die
Hälfte von dem Betrage, der für verbrennliche gezahlt werden muß. Auch die
Orgeln mit ihren vielen Metallpfeifen müssen an den Blitzableiter angeschlossen
werden, da sie bei Blitzschlägen leicht in Flammen aufgehen. Besonders die
Orgeln sind bei der jetzigen Beleuchtung durch Elektrizität oder durch elektrischen
Antrieb sehr der Feuersgefahr ausgesetzt und deren Holz daher am besten feuer-
sicher zu tränken.
Berlin-Grunewald. Max Hasak.
" Nur der Niederrhein kennt vereinzelte spätgotische Holzgewölbe. (D. H.)