Nr
12
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
119
mann so hat auch er bei seinen
Bestrebungen zu Anfang man-
chen Widerstand gefunden in
Künstlerkreisen und bei Behör-
den. Daß beide nicht immer mit-
können, ist verständlich, wenn
man bedenkt, daß ihnen der
Weitblick fehlt infolge mangeln-
der Fachkenntnisse, die, wie auf
jedem anderen Wissensgebiete,
so auch hier nur durch intensives
Studium, durch Vergleich, durch
Autopsie und technische Ein-
sicht erworben werden können.
Schnütgen konnte mit beißen-
dem Sarkasmus dem, wie er sich
ausdrückte, „Unfehlbarkeits-
dünkel auf dem Kunstgebiete"
bei vielen Bestellern vornehm-
lich zuleibe rücken. Dadurch
kam's, daß die Künstler und
Kunsthandwerker, die auf seine
Intentionen einzugehen verstan-
den, bei ihm ein gewisses Mo-
$*% $
■
t
Abb. 12.
Madonna des XIV. Jahrh.
Abb. 13.
Reliquienbüste des XIV. Jahrb.
nopol erwarben und bei von ihm zu vermit-
telnden Bestellungen neuer Kirchenkunst den
Vorzug erhielten. Da ihm leider ein stär-
keres, ausgeprägt persönliches Verhältnis zur
Kunst selbst fehlte, legte erden Nachdruck in
erster Linie auf die aus stilistischen Äußer-
lichkeiten konstruierte „Stilreinheit", so daß
viele Arbeiten der Plastik, der Malerei, der
Webekunst und der Goldschmiedekunst die
Ausdrucksstärke und seelische Echtheit ver-
lieren und in ein aus Äußerlichkeiten zu-
sammengesetztes gotisches oder romanisches
Gewand sich kleiden. Das sprechendste Bei-
spiel bieten vielleicht die Kreuzwegstationen
des Domes, bei denen alle Bewegung und
alles seelische Leben in hohlen und geistlosen
Gesten stecken bleiben, infolgedessen die be-
absichtigte und zu fordernde Wirkung auf
den Beschauer ausbleibt. Man muß nur
einmal die alten Chorplastiken unmittelbar
daneben ansehen, um die völlige Unwahr-
haftigkeit dieser Arbeiten unserer Zeit heraus-
zufühlen.
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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
119
mann so hat auch er bei seinen
Bestrebungen zu Anfang man-
chen Widerstand gefunden in
Künstlerkreisen und bei Behör-
den. Daß beide nicht immer mit-
können, ist verständlich, wenn
man bedenkt, daß ihnen der
Weitblick fehlt infolge mangeln-
der Fachkenntnisse, die, wie auf
jedem anderen Wissensgebiete,
so auch hier nur durch intensives
Studium, durch Vergleich, durch
Autopsie und technische Ein-
sicht erworben werden können.
Schnütgen konnte mit beißen-
dem Sarkasmus dem, wie er sich
ausdrückte, „Unfehlbarkeits-
dünkel auf dem Kunstgebiete"
bei vielen Bestellern vornehm-
lich zuleibe rücken. Dadurch
kam's, daß die Künstler und
Kunsthandwerker, die auf seine
Intentionen einzugehen verstan-
den, bei ihm ein gewisses Mo-
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t
Abb. 12.
Madonna des XIV. Jahrh.
Abb. 13.
Reliquienbüste des XIV. Jahrb.
nopol erwarben und bei von ihm zu vermit-
telnden Bestellungen neuer Kirchenkunst den
Vorzug erhielten. Da ihm leider ein stär-
keres, ausgeprägt persönliches Verhältnis zur
Kunst selbst fehlte, legte erden Nachdruck in
erster Linie auf die aus stilistischen Äußer-
lichkeiten konstruierte „Stilreinheit", so daß
viele Arbeiten der Plastik, der Malerei, der
Webekunst und der Goldschmiedekunst die
Ausdrucksstärke und seelische Echtheit ver-
lieren und in ein aus Äußerlichkeiten zu-
sammengesetztes gotisches oder romanisches
Gewand sich kleiden. Das sprechendste Bei-
spiel bieten vielleicht die Kreuzwegstationen
des Domes, bei denen alle Bewegung und
alles seelische Leben in hohlen und geistlosen
Gesten stecken bleiben, infolgedessen die be-
absichtigte und zu fordernde Wirkung auf
den Beschauer ausbleibt. Man muß nur
einmal die alten Chorplastiken unmittelbar
daneben ansehen, um die völlige Unwahr-
haftigkeit dieser Arbeiten unserer Zeit heraus-
zufühlen.