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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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Witte, Fritz: Alexander Schnütgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0142

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126

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 11/12

Abb. 20.

Romanischer Raum.

nunmehr
hielten die
Leiter der

größten
Museen es
für an der
Zeit, mit
Schnütgen
zwecks An-
kaufs der
Sammlung
in Verbin-
dungzutre-
ten. Seine
Doubletten
gab er da-
mals als
Grundstock
an das kö-
nigliche

Kunstge-
werbemuse-
um in Berlin ab. — Man könnte denken, Schnütgen habe den ihm als Geistlichen
gegebenen Vorsprung zur leichteren Erwerbung von Kunstaltertümern besonders
ausgenutzt. Sein Tagebuch über die vieltausendfältigen Ankäufe gibt aber andere
Auskunft: Nur ein geringer Bruchteil der Sammlungsobjekte nahm den direkten
Weg aus Kirchen in seine Kurie, das weitaus meiste ist auf Versteigerungen, an der
Haustüre und bei Händlern erworben. Eines war für den Verstorbenen allerdings
von nicht zu unterschätzender Bedeutung: daß er als junger Domvikar den von ihm
hochverehrten Weihbischof Baudn auf seinen Firmungsreisen durch die Erzdiözese
begleiten durfte. Dadurch wurde Schnütgen die Gelegenheit geboten, verstaubte
Kirchenspeicher und vergessene Sakristeischränke auf Kunstschätze einer von an-
geborenem Instinkte geführten Untersuchung zu unterziehen. Manches ver-
worfene Stück kam damals in seinen Besitz und wurde dadurch dem Abtransport
ms Ausland entzogen, tausendmal mehr Objekte von Seltenheit und Wert wurden
durch ihn wieder ans Tageslicht gezogen und in sorgsamere Obhut gegeben.
Schnütgens durch Autopsie gewonnenes Wissen aber steigerte sich dadurch un-
geheuer, so daß er bald als der beste Kenner heimischer Kunstaltertümer gelten
konnte. Einen weiteren nicht zu unterschätzenden Vorteil brachten diese Reisen
mit sich: der Sammler Schnütgen schulte sein Auge an Gegenständen, deren
Authentie über jeden Zweifel erhaben war. Das wurde für ihn vor allem für die
späteren Jahrzehnte von Bedeutung, als tausend raffinierte Fälschungen auf den
Markt gebracht wurden, und die Gefahr des Hereinfallens für die Fachgelehrten
selbst sich ständig steigerte. Bei Schnütgen war diese Gefahr bis auf ein Minimum
heruntergesetzt, ein schneller Blick sagte ihm fast immer alles. Diese seine Kenner-
eigenschaft haben Fachgenossen von höchstem Rufe und die bedeutendsten Händ-
ler gern und dankbar für sich auszunutzen sich nicht gescheut, und manche
 
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