Nr. 11/12
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST
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bedeutende Kölner Privatsammlung, die jetzt in alle Winde zerstreut ist, dankte
ihre einwandfreie Beschaffenheit nicht zuletzt dem stets wachenden Kennerauge
Schnütgens.
Ziehe niemand aus dem Viel und Vielerlei des Schnütgen-Museums den fal-
schen Schluß, sein Gründer und Stifter habe etwa wahllos gesammelt; im Gegen-
teil. Verschiedene Gesichtspunkte und Ziele waren für seine Ankäufe bestimmend.
Allerdings waren in den ersten Sammeljahren die Ziele derart, daß nicht die
Qualität der Objekte das erste Wort redete. Schnütgen wollte auf dem speziellen
Gebiete der kirchlichen Kunst ein übersichtliches Entwicklungsbild einmal der
mittelalterlichen Stile, dann auch der kirchlichen Gebrauchsgegenstände zu-
sammenbringen ; als Kunsthistoriker und zugleich als Archäologe trat er also zu-
nächst an seine Lebensarbeit heran. Als er als weitere Aufgabe sich dann die stellte,
seine Sammlung der neuzeitlichen Kirchenkunst dienstbar zu machen, glaubte er
das zunächst durch die Möghchmachung einer Wiederbelebung alter kunsthand-
werklicher Techniken erreichen zu können. Deshalb verlegte er den Nachdruck
auf möglichst instruktive und technisch bedeutsame Gegenstände. Dadurch kam
von selbst auch ein größeres Qualitätsbedürfnis zu Worte. Als nun gar die retro-
spektive Ausstellung in Düsseldorf 1902 seiner Sammlung die öffentliche An-
erkennung und Wertung brachte, die ihr längst zukam, als vor allem bei Schnütgen
der Plan reif wurde, aus der privaten Lernsammlung eine öffentliche zu machen,
da mühte sich der Verstorbene von Jahr zu Jahr mehr, die Frage nach Qualität
obenan zu stellen. Was vor-
Abb. 21.
Elfenbeintafel des X. Jabrh.
nehmlich seit der Eröffnung
des Schnütgen-Museums im
Jahre 1910 hinzuerworben
wurde — zum großen Teile
aus Mitteln, die der Stifter zur
Verfügung hielt —, das ist in
der Hauptsache auf der Qua-
litätsliste obenan zu führen.
Das kann niemals hoch ge-
nug angeschlagen werden, daß
Schnütgen bis zu seinem Le-
bensende den letzten erübrig-
ten Groschen hochgemut auf
den Altar seines Museums nie-
derlegte. Und wie kindlich
freute er sich, wenn aus den
Reihen seiner zahlreichen
Freunde ein hochherziger Gön-
ner die Mittel zu einem be-
deutsamen Ankauf spendete;
wie glücklich war er vor allem,
als diese seine Freunde zu sei-
nem 70. Geburtstage ein Ka-
pital von annähernd 100000 M.
zusammenbrachten, dessen
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST
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bedeutende Kölner Privatsammlung, die jetzt in alle Winde zerstreut ist, dankte
ihre einwandfreie Beschaffenheit nicht zuletzt dem stets wachenden Kennerauge
Schnütgens.
Ziehe niemand aus dem Viel und Vielerlei des Schnütgen-Museums den fal-
schen Schluß, sein Gründer und Stifter habe etwa wahllos gesammelt; im Gegen-
teil. Verschiedene Gesichtspunkte und Ziele waren für seine Ankäufe bestimmend.
Allerdings waren in den ersten Sammeljahren die Ziele derart, daß nicht die
Qualität der Objekte das erste Wort redete. Schnütgen wollte auf dem speziellen
Gebiete der kirchlichen Kunst ein übersichtliches Entwicklungsbild einmal der
mittelalterlichen Stile, dann auch der kirchlichen Gebrauchsgegenstände zu-
sammenbringen ; als Kunsthistoriker und zugleich als Archäologe trat er also zu-
nächst an seine Lebensarbeit heran. Als er als weitere Aufgabe sich dann die stellte,
seine Sammlung der neuzeitlichen Kirchenkunst dienstbar zu machen, glaubte er
das zunächst durch die Möghchmachung einer Wiederbelebung alter kunsthand-
werklicher Techniken erreichen zu können. Deshalb verlegte er den Nachdruck
auf möglichst instruktive und technisch bedeutsame Gegenstände. Dadurch kam
von selbst auch ein größeres Qualitätsbedürfnis zu Worte. Als nun gar die retro-
spektive Ausstellung in Düsseldorf 1902 seiner Sammlung die öffentliche An-
erkennung und Wertung brachte, die ihr längst zukam, als vor allem bei Schnütgen
der Plan reif wurde, aus der privaten Lernsammlung eine öffentliche zu machen,
da mühte sich der Verstorbene von Jahr zu Jahr mehr, die Frage nach Qualität
obenan zu stellen. Was vor-
Abb. 21.
Elfenbeintafel des X. Jabrh.
nehmlich seit der Eröffnung
des Schnütgen-Museums im
Jahre 1910 hinzuerworben
wurde — zum großen Teile
aus Mitteln, die der Stifter zur
Verfügung hielt —, das ist in
der Hauptsache auf der Qua-
litätsliste obenan zu führen.
Das kann niemals hoch ge-
nug angeschlagen werden, daß
Schnütgen bis zu seinem Le-
bensende den letzten erübrig-
ten Groschen hochgemut auf
den Altar seines Museums nie-
derlegte. Und wie kindlich
freute er sich, wenn aus den
Reihen seiner zahlreichen
Freunde ein hochherziger Gön-
ner die Mittel zu einem be-
deutsamen Ankauf spendete;
wie glücklich war er vor allem,
als diese seine Freunde zu sei-
nem 70. Geburtstage ein Ka-
pital von annähernd 100000 M.
zusammenbrachten, dessen