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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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An Schnütgens Grab
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0159

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Nr. 11 12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

143

Frühling und ein Sommer ihre Jubelhymnen um so lauter singen, wo über Natur
und Menschenleben das wundersame Wahlwort steht: Pax, Friede. In der male-
risch gruppierten, ebenfalls von Schnütgen erbauten und der Gemeinde gestifteten
Kirche fanden darauf die feierlichen Exequien statt, während welcher der Rektor
der Gemeinde seinen Pfarrkindern die Verdienste Schnütgens, des Priesters, um
sie, die Landbewohner, schilderte und zum dankbaren Gebete für den Toten sie
aufforderte. Der Direktor des von Schnütgen in Köln gestifteten Museums ergriff
sodann das Wort zu einer eingehenderen Würdigung Schnütgens in seiner Eigen-
schaft als Kunstforscher und Sammler, als Priester und als Mensch1.

Ein endloser Leichenzug bewegte sich dann die Berghalde hinauf zum hoch-
gelegenen Friedhofe, auf dem Schnütgen bei Lebzeiten sein Grab sich hatte her-
richten lassen. Aus allen umliegenden Höfen und Dörfern waren sie herbeigeeilt,
um den Toten ein letztesmal zu ehren, Mann und Frau und Kind. Der Morgen-
wind trug die schwermütigen Sätze des Miserere verwehend fort. In paradisum
deducant te angeli — die Engel Gottes mögen dir das Geleite geben ins Paradies. —
Dumpf fielen die letzten Liebesgaben, feuchte Erdklumpen, auf den Sarg drunten
in der dunklen Gruft. Mit der tröstlichen Gewißheit: opera enim illorum sequun-
tur illos, ihre Werke folgen ihnen nach, schieden Schnütgens Freunde und Ver-
ehrer von seinem Grabe auf der Bergeshöhe.

Abb. 33. Elfenbeinrelief des XIV. Jahrb. (Schnütgen^Museum.)

1 Wiedergabe der Leichenrede s. S. 144.
 
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