Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Aus dem Salon

134

I.

Es woge» Herren und Damen
Zusammen in bunten Reih'»,
Coiffuren und Fräcke erschimmern
Im Abeudkcrzenschein.

Die hohe Hausfrau sitzet
Auf ihrem Kanapee,
j Sie hebt ohne Ende die Hände
Zum Kusse in die Höh'.

I

Sic ist ganz matt und müde,
Erschöpft nach gutem To»,

! Wir beugen uns tief voll Ehrfurcht,
Befinden uns im Salon!

n.

Es sitzen zwei junge Männer
Mit Mienen voll Gewicht,

Es ruht ein gelehrtes Sinnen
Auf ihrem Angesickt.

Sic heben gar langsam den Finger,
Und demonstriren so klar,

Sie runzeln tief die Stirnen,
Durchwühlen sich das Haar.

IH.

Er ist ein zierliches Männlein,

Wie cs kein zweites giebt,

Drum hat auch der ganze Salon sich
Ins zierliche Männlein verliebt.

Er trägt die Haare gekräuselt,

Ein Knebelbärtchen dazu,

Das raubte schon mancher Dame
So manches Rendezvous.

Sein Füßchen ist so zierlich
Als wärs sein Gchirnchen klein,

Doch führet keiner so göttlich
Wie er der Tanzenden Reih'».

Er ist als der beste Tänzer
Auf allen Bällen geehrt,

Nach ihm nur mit zärtlichen Blicken
Ei» jedwedes Fräulein begehrt.

Denn das ist die Fraucnschätzung
Gar günstig für jeden Tropf
Je mehr ihr habt in den Füßen,

Je minder braucht ihr im Kopf!

IV.

Das schwarze Halstuch, nachlässig
Bedeckt die Chemisette wie Schnee,
Das dunkle, schmerzlichvcrworrenc
Haupthaar, cs ragt in die Höh'.

Er spricht nicht— er sitzt nur und seufzet
Und schaut sich das Treiben a»,

Das locket ein bitteres Lächeln
Hervor bei dem bleichen Mann!

Dann stöhnt er: Die Welt ist ekel

Und abgestanden und flach,

Das sagte vor mir Prinz Hamlet,
Und ich, ich sag cs ihm »ach.

Ich finde nicht Ruh', denn im Grabe,
Es brennet vor Wehe mein Herz,
Schon nchm ich das fünfte Gefrorne
Zu kühlen den glühenden Schmerz!

V.

Ja er ist ein großer Esel,

Doch man muß ihn rcspcktiren,
Denn er weiß sich wie kein andrer
Aller Orts zu präsentiren.

Ich trete leise zu ihnen
Und horche bescheiden mit,
Sic demonstriren einander
Den neuesten Quäckerschnitt.

Am Kredcnztisch' sitzt er und sinnet
Mit bleichem Angesicht,

Das dunkle Auge versprühet
Unheimlich düsteres Licht.

Denn sein Frack ist stets von Gunkel,
Diesem König aller Schneider,

Und die zarten Lackstiflctten
Liefert ihm die Firma Hcider.
Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Aus dem Salon"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Klatsch
Salon
Schmeichelei
Gesellschaftsleben <Motiv>
Muße <Motiv>
Karikatur
Klavierspiel
Gesang <Motiv>
Eitelkeit <Motiv>
Satirische Zeitschrift

Literaturangabe

Rechte am Objekt

Aufnahmen/Reproduktionen

Künstler/Urheber (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 27.1857, Nr. 643, S. 134

Beziehungen

Erschließung

Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg
 
Annotationen