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den Rand Wasser schcbften. Woraus sich das andre Schiff
mit diese gemeinen Alsterbasiängseereiber lachend entfernte.

Wir zwei Beide schwebten aber jetzt in Todcsgcfehrlichkeit
und schrien aus voller Stimme um Hilfe, weil wir immer
tiefer sanken. Ngch kurze Zeit kam auch, von das Ufer her
ein menschenfrcindlicher Schiffer, der uns vermittelst drei Mark
wieder auf den Hamburger Boden brachte.

Nun frage ich aber da jedes Bublikum, wo man hierin
wohl ein Vcrgnigcn finden soll. Zch bedanke mich für mein
ganscs Leben dafir!

Das allcrwichtigste Hauptgcbeide in Hamburg ist die Börse
und dagegen sind die andern Sachen ein Museeuin, Bibclio-

thekcn, Kirchen u. s. w. alles blos Nebengebcider und Seitenfligcl.

Wir wollten anfänglich gar nicht einmal hineingehen,

weil von die Börsen immer eine grade so ist, als wie die

andre. Denn man sieht am meisten nur von die krummen
mosaikischen Nasen und ein Viertel frehlichte und drei Viertel
länglichte traurige Gesichter, wie mir dieses überall so vorgc-
kommcn ist. Auch hört man von nichts andern nicht rede»,

als wie von Vicrtelchcns, Achtelchcns, Scchszchntelchcns und
dergleichen Ecksembel mehr.

Aber da ist cs hier in Hamburg doch noch ein bischen
anders, denn da lebt der größte Theil von die Bcvelkcrung
Zeit seines Lebens auf die Börse und von die Börsenluft, die
er so bcgicrlich aufschnabft, wie unsereiner mcinctswegen den
frischen Morgenwind.

Das Gebcide von die Börse ist das Schönste was man
in die Argcdccktuhr sabrizirt hat und wie alle Börsen in einen
sogenannten morgcnländlichten oder bisandicnerischen Baustiel
gebaut. Kohle sagte mir, daß eine Börse kennte nie in keinen
gothaischen Baustiel gebaut werde», weil die Sbitzbogens und
scharfe Eckens die Herren Kaufleitc in ihre Kurse und Be-
rechnungen stören thätcn und sondern Alles abgerundelt sein müßte.
Auch von Statten und dergleichen sind die Herren Börsianer
keine Frcinde nicht. Oben darauf auf die Hamburger Börse
sind zwar ein baar Gruppen von sogenannten allckorische Figuren,
diese hat man aber so weit hinten gesetzt, daß man sie von ;

und Helgoland. 171

unten gar nicht sieht und daß sie keinen Menschen
nicht stören.

Das cichentliche Wappen von die Börse ist
an das ganse Gebeide sehr oft angebracht und ist
sehr ohriechenell, denn cS ist dieses der sogenannte
Vogel Greif mit einen Mehrkuhrstocke was noch
in die Mithcolochie vorkommt. Weil nun die
Herrn Kaufleitc doch auch etwas bassendcs aus
das Alterthum haben wollten, welches zugleich ein
Thier sein sollte, da nahm man nun den Herrn
Vogel Greif, weil dieser schon von wegen seiner
krumme» Nase sich sehr gut baßt und dann
auch von wegen seine Krallen, mit welche er die
ganze Greifcrei nach Alles was Geld heißt be-
sorgen thut.

Um den Schlag ei» Uhr geht es los und
dann sieht man aus alle Himmelsgegenden von Hamburg viele
Tausende in Sturme laufen, denn wer ein bische» sbeter kommt,
dieser muß vier Schillings Engdreh bezahlen, welches in die
Börscnwittwcn vcrthcilt und in große Büchsen mit ein firchter-
lichtes Gcklabber eingcsammelt wird.

Die untern Reimlichkeiten sind nur für die Gcschäftslcite
und auch in sehr verschiedene Abthcilungcn abgcthcilt, welche
man nach die Handelsgegenstände benennt, um die es sich handelt.
Auf die eine Seite steht der Kaffee, welcher aus sehr zufriedene
und ernstliche Männer besteht; dann steht in eine andre Ecke
das Korn, der Weizen und andres Getreide; dieses sind mchrstcn-
thcils sehr dicke und settigtc Leite, weil bei das Korngeschäft
das meiste abfällt und es seine Leite dicke und fett macht, |
während dahingegen das Bublikum immer magerer dabei werden
thut. Wieder auf eine andre Gegend steht der Handelszweig
mit den sbanischcn Feffer und andere sogenannte Gcwirze. Der
Tobak und Schnupftobak gehört wieder in eine andre Abtheilung,
doch werden diese Herrn wohl die schlechtesten Geschäfte machen,
weil man in die Börse nicht rauchen darf.

Das Geldgeschäft befindet sich hingegen ganz in einen
abgesonderten Winkel, weil es da immer am unruhigsten zu-
gcht und in das übrige kaufmännliche Leben an die Börse
nur stört, weil sic so viel Geschreic um ein Achtelchen machen,
als ob die ganse Welt auf das Sbiel stehen thätc.

Auch die Heiser kommen mit auf die Börse zum Verkaufe
und haben diese Herren die wichtigste Amtsmiene von allen ]
klebrigen, weil cs sich bei sie um große Gegenstände handelt.
Damit sic auch auf die Börse ein dichtigcn Buff aushaltcn
kennen, so knebfen sic sich vorne in den FLack einen Stoß Pabicr
auf den Leib, welches sehr braktisch in dieses Gedrcnglc ist.

Für die Herren Zuschauer, bei welchen sich auch viele von
das weiblichtc Geschlecht befinden, sind oben in die erste Etasche
lauter Loschen gebaut wie in das Theater, wo man kann mit
Ruhe das ganse Getreide da unten zuschn. Doch ist das Ge-
reische davon hier oben so sichre stark, daß eö grade wie ein
immerwährcudlicheS Donnerwetter klingt. Für zartnerfigte Ber-
sonen ist dieses gar nicht auszuhaltcn und es fallen hier oben
immerwährend welche in Ohnmacht. Dies muß aber auch viel-

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Bildbeschreibung

Werk/Gegenstand/Objekt

Titel

Titel/Objekt
"Herrn Graf's Reisetagebuch über Hamburg und Helgoland"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Grafik

Inschrift/Wasserzeichen

Aufbewahrung/Standort

Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Universitätsbibliothek Heidelberg
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES

Objektbeschreibung

Maß-/Formatangaben

Auflage/Druckzustand

Werktitel/Werkverzeichnis

Herstellung/Entstehung

Künstler/Urheber/Hersteller (GND)
Stauber, Carl
Entstehungsort (GND)
München

Auftrag

Publikation

Fund/Ausgrabung

Provenienz

Restaurierung

Sammlung Eingang

Ausstellung

Bearbeitung/Umgestaltung

Thema/Bildinhalt

Thema/Bildinhalt (GND)
Regatta
Ruder
Fluss <Motiv>
Schlag
Boot <Motiv>
Karikatur
Reisender <Motiv>
Satirische Zeitschrift
Hamburg

Literaturangabe

Rechte am Objekt

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Künstler/Urheber (GND)
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Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 27.1857, Nr. 648, S. 171

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CC0 1.0 Public Domain Dedication
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