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Heimliche Liebe.
Es haben die blinkenden Sterne vertraut
Mir droben aus dunkelen Höh'n,
Daß einst sich der Mond zur jungfräulichen Braut
Die herrliche Erde erseh'n;
Doch als sic geschaut ihn, den wüsten Gesell,
Mit Glatze und vollem Gesicht,
Da lachte sie, höhnisch, da lachte sic hell,
Und sagte, sie nähme ihn nicht!
Doch schläft in der Nacht sic, dann öffnet er, traun!
Sein mit Wolke» vcrschloßenes Thor,
Noch einmal von Ferne die Then're zu schan'n,
Wagt leis er sich weiter hervor!
Er hüllt sic mit silbernem Schleier warm ein,
Kränzt licht ihr die Locke», die Wang',
Es singet dazwischen der Sterne Verein
Den süßen, den Ostergesang!
Und ob auch der Jahre viel stoffen dahin,
Seitdem sie ihn trieb in die Fern',
Er hat es vergessen, er hat cs verzieh»,
Und sieht sic »och immer so gern!
Und gehet noch immer leis um sie herum,
Und lächelt, in Schmerzen verklärt,
Es blutet sein Herz, doch duldet er stumin,
Damit es nur sie nicht erfährt!
Der wiegt sic in Schlummer, so fest und so tief,
Sic träumte so süß in der Nacht,
Und weiß nicht, warum sie so lange heut' schlief,
Als froh sie am Morgen erwacht;
Im Osten steht hoch schon das goldene Licht,
Im Westen ein Streif, wie von Blut —
Es jauchzet die Erde, als wüßte sic nicht,
Wie heimliche Liebe thnt!
Heinrich D i p p c l.
Heimliche Liebe.
Es haben die blinkenden Sterne vertraut
Mir droben aus dunkelen Höh'n,
Daß einst sich der Mond zur jungfräulichen Braut
Die herrliche Erde erseh'n;
Doch als sic geschaut ihn, den wüsten Gesell,
Mit Glatze und vollem Gesicht,
Da lachte sie, höhnisch, da lachte sic hell,
Und sagte, sie nähme ihn nicht!
Doch schläft in der Nacht sic, dann öffnet er, traun!
Sein mit Wolke» vcrschloßenes Thor,
Noch einmal von Ferne die Then're zu schan'n,
Wagt leis er sich weiter hervor!
Er hüllt sic mit silbernem Schleier warm ein,
Kränzt licht ihr die Locke», die Wang',
Es singet dazwischen der Sterne Verein
Den süßen, den Ostergesang!
Und ob auch der Jahre viel stoffen dahin,
Seitdem sie ihn trieb in die Fern',
Er hat es vergessen, er hat cs verzieh»,
Und sieht sic »och immer so gern!
Und gehet noch immer leis um sie herum,
Und lächelt, in Schmerzen verklärt,
Es blutet sein Herz, doch duldet er stumin,
Damit es nur sie nicht erfährt!
Der wiegt sic in Schlummer, so fest und so tief,
Sic träumte so süß in der Nacht,
Und weiß nicht, warum sie so lange heut' schlief,
Als froh sie am Morgen erwacht;
Im Osten steht hoch schon das goldene Licht,
Im Westen ein Streif, wie von Blut —
Es jauchzet die Erde, als wüßte sic nicht,
Wie heimliche Liebe thnt!
Heinrich D i p p c l.
Werk/Gegenstand/Objekt
Pool: UB Fliegende Blätter
Titel
Titel/Objekt
"Heimliche Liebe"
Weitere Titel/Paralleltitel
Serientitel
Fliegende Blätter
Sachbegriff/Objekttyp
Inschrift/Wasserzeichen
Aufbewahrung/Standort
Aufbewahrungsort/Standort (GND)
Inv. Nr./Signatur
G 5442-2 Folio RES
Objektbeschreibung
Kommentar
Signatur
Maß-/Formatangaben
Auflage/Druckzustand
Werktitel/Werkverzeichnis
Herstellung/Entstehung
Entstehungsort (GND)
Auftrag
Publikation
Fund/Ausgrabung
Provenienz
Restaurierung
Sammlung Eingang
Ausstellung
Bearbeitung/Umgestaltung
Thema/Bildinhalt
Thema/Bildinhalt (GND)
Literaturangabe
Rechte am Objekt
Aufnahmen/Reproduktionen
Künstler/Urheber (GND)
Reproduktionstyp
Digitales Bild
Rechtsstatus
Public Domain Mark 1.0
Creditline
Fliegende Blätter, 27.1857, Nr. 649, S. 180
Beziehungen
Erschließung
Lizenz
CC0 1.0 Public Domain Dedication
Rechteinhaber
Universitätsbibliothek Heidelberg