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Die Gartenkunst — 8.1906

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Schneider, Camillo: Ziele
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Trip, Julius: Vortrag über Friedhofsanlagen in kleineren Städten mit Bezug auf einen der Stadt Einbeck überreichten Plan, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.22778#0013

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VIII, 1

DIE GABT EN KUNST

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und woifs, was da alles für Zeug einläuft. Bs gibt viele
Einsender, die ihre kleinen oder grösseren Beiträge im
besten Glauben, dal's sie gut und schön seien, übermitteln.
Doch unter hundert Gaben sind oft nur wenige wirklich
brauchbar. Da mufs die Leitung gründlich sieben,
denn wir können verlangen, dafs sie nur das Beste
annimmt. Und gerade in der Auswahl mufs sie uns
zeigen, ob sie unsere Sache recht fördern kann. Solche
Dinge wie sie bis jetzt 2/3 des Blattes füllten, können
wir künftig ruhig entbehren.

Doch dafür mufs Ersatz geschafft werden. Deshalb
müssen alle beisteuern — aber in dem Bewufstsein,
dal's die Entscheidung über die Aufnahme einzig der
Leitung zusteht und dal's aus einer sachlichen, Ablehnung
keine persönlichen Folgerungen gezogen werden sollton,
wie es so oft beliebt wird. Wir alle müssen dem Leiter
der Zeitschrift seine schwierige Stellung zu erleichtern
suchen. Helfen wir ihm, die Zeitschrift zu einem
lebendigen Spiegel alles dessen zu machen, was
uns nahe geht, so fördern wir damit uns selbst und
die Erstarkung der Gartenkunst, als deren Arbeiter und
Freunde wir uns bekennen.

Und darin, dafs diese zu immer neuer reicherer Blüte
gelange, wollen wir, hoffe ich, alle eins sein, die wir in
dem auf neue Grundlage gestellten Vereine uns zusammen-
linden. Sind unsere Meinungen über Einzelheiten vor-
schieden, so ist uns, wie ich glaube, gerade an dieser
Stelle Gelegenheit geboten, das Für und Wider zu be-
leuchten. Ich werde, so gut ich kann, manche lebhafte
Aussprache anzuregen suchen, nicht um andere zu be-
lehren, sondern um aus dem, was mir entgegengehalten
wird, zu lernen. Camillo Karl Schneider.

Friedhofs-Anlagen.

Vortrag über Friedhofsanlagen in kleineren Städten mit
Bezug auf einen der Stadt P^inbeck überreichten Plan

von

J. Trip, Hannover.

Die Stadt Einbeck steht vor einem wichtigen Schritt,
den sie mit der Neuanlage eines Friedhofes tun will, einen
Schritt, der nicht ernst genug genommen werden kann,
wenn auch seine Bedeutung vororst im vollen Umfange
kaum allgemein erkannt werden dürfte.

An Stelle der alten Stätte, wo seit Jahrhunderten Ihre
Altvorderen beigesetzt wurden, zu der die jetzige
Generation manch lieben Bekannton und Verwandten auf
seinem letztem Gange begleitete, soll ein neuer Friedhol
gegründet und in Betrieb gesetzt werden. Manche Gefühle
werden hierdurch berührt, die ihren Grund haben in dem
tiefen Familiensinn, in der in unserem Volke wurzelnden
Pietät für die Verstorbenen und indirekt auch in unserer
Heimatsliebe, da ja doch gerade unsere Friedhöfe ein
grolses Stück Heimatsgeschichte aufs eindringlichste
predigen.

War auch der alte Friedhof in seiner Einteilung und

Bepflanzung überaus einfach gestaltot und waren die
Flächen, wenn ich so sagen darf, bis auf den letzten Zoll
durch die Bestattung ausgenützt, so hat er doch durch
das Alter etwas Anheimelndes und vor allen Dingen etwas
Ehrwürdiges für unser Gefühl erhalten. Liebevolle Grab-
pflege hat in verschiedenartigster Weise die Grabstätten
mit freundlichem Grün umsponnen, mancher Rosenstock
und Lebensbaum, mancho Trauerweide und Traueresche
haben sich mächtig entfaltet, Bfeuranken haben Hügel und
Monumente umsponnen, und so hat dio Natur in ihrer
unendlichen Fülle den Eindruck dos kahlen Gottesackers
verwischt und in Verbindung mit alten schönen Monumenten
früherer Jahrhunderte Einzelbilder von äufserst malerischem
Effekt hervorgezaubert. Die umgebende herrliche Land-
schaft und vor allen Dingen der Hintergrund ihres schönen
Buchenwaldes auf der naheliegenden Bergeshöhe haben
das ihrige dazu getan, um das Gefühl des Massengrabes,
welches uns so leicht beim Anblick reihenweise geordneter
Grabstätten überkommt, zu mildern.

Nun soll diese liebgewordene Stätte mit all ihren
einzelnen Reizen, mit all ihren Erinnerungen an nahe und
ferno Vergangenheit vorlassen werden und auf freiem
Felde, wo vor kurzem Pflug und Egge noch den Acker
bearbeiteten, eine neue Ruhestätte für die Verstorbenen
eingerichtet werden. Wenn Sie sich das alles vergegen-
wärtigen, so werden Sie mir beipflichten müssen, wenn
ich den Schritt als einen sehr bedeutungsvollen bezeichne.

Ohne Frage wird etwas Fremdes und Kaltes aus der
neuen Friodhofsfläche ihnen entgegenwehen, selbst wenn
Sie noch so sorgfältig, noch so liebevoll die Einrichtung
dieses neuen Friedhofes betreiben. Denn selbst mit
aller gärtnerischen Kunst und aller Sorgfalt, welche Sie
auf die Einteilung und Bepflanzung dieser neuen Grab-
stätte verwenden wollen, wird es Ihnen doch nicht gelingen,
für die nächsten Jahre den Eindruck des Kalten, Unfertigen
und Neuen wesentlich zu mildern, der vornehmlich gekenn-
zeichnet wird'die frisch aufgeworfenen Grabhügel, welche
Ihnen in leicht erkenntlicher Zunahme die Sterblichkeit in
Ihrem Heimatsorte greifbar vor Augen führen. Je mehr
Sie sich diesen tieftraurigen Kontrast vor Augen halten,
um so sorgfältiger werden Sie prüfen müssen, in welcher
Weise der Friedhof so gestaltet werden kann, dats er
in absehbarer Zeit, wenn auch in anderer Art, einen
Ersatz bietet für dasjenige, was Sie auf dem alten Fried-
hofe verlassen.

Ehe ich meine Ratschläge für die Anordnung des
neuen Friedhofes darlege, wird es rätlich sein, einen Rück-
blick auf die Entwickelung unserer Friedhöfe zu werfen, um
daraus die Schäden zu erkennen, welche sich allmählig in
unser Friedhofswesen hineingeschlichen haben, und zu er-
prüfen, wo der Hebel anzusetzen ist, um Besseres an die
Stelle des Althergebrachten zu setzen.

Noch gar nicht lange ist es her, dal's in kleinen Städten
sowohl, wie namentlich auf den Dörfern, die Friedhöfe
sich um die Kirche als Mittelpunkt gruppierten. Bezeichnen
wir doch nach dieser alten Sitte auch heute noch ziemlich
allgemein den Friedhof als „Kirchhof". Abgesehen von
den hygienischen Schäden dieser Art der Bestattung in-

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