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Die Gartenkunst — 14.1912

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Ideen-Wettbewerb zur Erlangung von gartenkünstlerischen Entwürfen für einen Ausstellungspark mit einer Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung auf dem Gelände der Ausstellung- und Festhalle zu Frankfurt am Main, [1]
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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienreise der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach Frankreich, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0285

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278

DIE GARTENKUNST.

XIV, 18

den begrenzenden Straßen liegende Gebäude von den
dauernden Anlagen frei zu halten, zu evtl, späterer
Randbebauung.

Auf eine Ausarbeitung von Einzelteilen wurde
verzichtet in der Annahme, daß den für die Ausstellung
heranzuziehenden Künstlern möglichst freier Spielraum
zu bieten ist. Als oberstes Prinzip bei Hergabe von
Ausstellungsgelände müßte gelten, nur künstlerisch
einwandfreie Arbeiten sowohl in garten- als allgemein
künstlerischer Beziehung zuzulassen, die Pflanzenliefe-
ranten zu zwingen, die Pflanzungen nach den Plänen
von Künstlern zu ordnen — ähnlich wie die großen
Kunstgewerbeausstellungen vorgegangen sind, wie die
Erfahrung besonders in Dresden gelehrt hat, — mit
großem Erfolg.

Damit könnte die Ausstellung eine allgemeine
Kunstausstellung im rechten Sinne des Wortes werden.

Erinnerungen an die Studienreise der
Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst
nach Frankreich.

Von Reinhold Hoemann, Düsseldorf.

Wiederum hat unsere Gesellschaft eine Studien-
reise durchgeführt und man kann wohl sagen, wieder
mit einem guten Erfolg. Diesmal führte der Weg
nach Frankreich, in das Land, in welchem ein Le Notre
unter einem prunk- und kunstliebenden König unter Auf-
wand von immensen Mitteln Gärten von seltener
Pracht und unvergänglichem Schönheitswerte ent-
stehen ließ.

Die Reise war ausgezeichnet vorbereitet, besonderer
Dank gebührt hierfür unserem Geschäftsleiter Herrn
Beitz und seinem französischen Berater, dem liebens-
würdigen Herrn Albert Maumene, dem Direktor und
Chefredakteur der „La Vie ä la Campagne“.

Gerade den Schöpfungen Lenotres und seiner
Schule, vielleicht auch denen seiner Vorgänger galt
ja in erster Linie unser Interesse und unser Studium.
Die Schönheitswerte dieser oft genialen Schöpfungen
zu erkennen, das dauernd Wertvolle herauszufinden
und zu ergründen, worauf denn nun der wirkliche
Schönheitswert dieser Werke beruht, das war wohl
die schwierige, aber lohnenswerte Aufgabe, welche
den Teilnehmern der Studienreise gestellt war.

Um aber den Wert dieser Gartenkunstwerke
richtig zu verstehen und gebührend zu würdigen, muß
man mit liebevollem Verständnis sich zurückdenken
in jene prunkliebende Zeit, in welcher sie entstanden,
man muß den Auffassungen und Ideen, dem höfischen
Leben jener Zeit gerecht werden, sonst kommt man
zu Fehlschlüssen. Diese prunkenden Gärten sind noch
lebende Zeugen einer glanzvollen Epoche, die ver-
gangen ist, die vielleicht nie wiederkehren wird, einer
Epoche, in welcher der Wille, die Macht und das
Können einzelner solche hervorragende Kunstwerke

entstehen ließ, die gleichsam wie hohe Berge die
Durchschnittschöpfungen des Alltags überragen.

In England beobachteten wir überall, wie der
Garten, der Park entstand als ein Ausfluß der Freude
an der Natur oder der Pflanze als solcher. Pflanzen-
schönheit erzeugte Pflanzenfreude und diese Freude
an den Pflanzen ließ die Gärten entstehen und
schmückte sie mit schönen Pflanzen.

Ganz anders in jenen französischen Gärten aus
der Zeit Ludwigs des XIV.

Nicht der Pflanze wegen ist der Garten da, nein
sie ist nur Mittel zum Zweck, sie muß sich willenlos
unterordnen, sie muß Form und Eigenart aufgeben
und sich ganz dem souveränen Willen des Garten-
meisters fügen, sie ist ein grüner Baustein um Garten-
architektur zu schaffen. Baum und Strauch werden
zur grünen Wand, der Rasen zum samtnen Teppich,
die Blumen, der Buxbaum sind genau so wie der
bunte Kies und die schwarze Kohle nur ein Mittel,
um im Gegensatz zu dem einfarbigen Samtteppich
des Rasens, den bunten Spitzenteppich des Parterre
de broderie zu malen. Der klassische französische ist
Architektur, er setzt sich nicht wie der englische und
oft auch der italienische in Gegensatz zur Architektur.

Haus und Garten sind ein Ganzes, ein organisch
Gewachsenes und Gewordenes, eines Meisters Schöp-
fung, das eine ist ohne das andere unmöglich, es ist
garnicht denkbar. In den letzen Jahren ist oft das
Wort gebraucht und oft mißbraucht worden: „Der
Garten ist erweiterte Wohnung“. Nun, der französische
Garten ist tatsächlich die ins Freie erweiterte Wohn-
statt des Menschen. Der Park hat große Säle und
kleinere intimere Stuben, die Säle und Stuben sind
öde und leer, wenn sie der gut gekleideten und ge-
putzten Menschen entbehren, wenn schöne Frauen und
stattliche, stolze Männer in bunter Festtracht fehlen,
dann fehlt dem Park etwas zur vollkommenen Schön-
heit. Der Park zu Versailles verlangt zur Entwicke-
lung seiner vollkommenen Schönheit den Sonnenkönig
und seinen glänzenden Hof, und Klein-Trianon muß
man sich von Marie Antoinette bewohnt denken, wenn
man ihm gerecht werden will. Monumentalität, Re-
präsentation, Prunk, Würde, Pracht entfalten diese
großen Gärten, stille Behaglichkeit die kleineren. Die
Menschen, die diese grünen Säle bevölkerten, hatten
keinen Sinn und keine Zeit für die Blumen und die
Schönheit der Pflanzen, diesen Menschen war das
Interessanteste der Mensch und zwar der höfische
Mensch jener Zeit in gepuderter Allonge-Perrücke, im
hellfarbenen Reifrock und im bunten Spitzen-Jabot.

Diese Parks sind Gartenschöpfungen der Ebene
und des flachen Hügellandes. Sie gliedern sich rhyth-
misch um das Schloß und zwar um das symmetrisch
in ruhigem, vornehmem Gleichgewicht gehaltene
französische Barockschloß, sie nehmen die Hauptachse
des Schlosses auf und führen sie in weite Fernen, zu-
weilen ins Unendliche fort, wie in Versailles. Helles
Licht flutet durch die großen Gartensäle dieser Archi-
 
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