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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0121

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AMT MOSBACH. — NECKARMDHLBACU. 103

weniger bedeutend, als im Aufbau wirkungsvoll und prächtig in der Gesammt-Erscheinung,
das Werk eines tüchtigen Bildhauers. Der Leichnam des tapferen Obristwachtmeisters
ist nicht gefunden worden. Das doppelte Gemmingen'sche-Wappen, das den ganzen
reichen Aufbau beherrscht, erklärt sich daraus, dass die Gattin eine Gemmingen zu
Hornberg gewesen ist. (Wortlaut der langen Inschrift bei Stocker Familien-Chronik der
Freiherrn von Gemmingen, Heilbronn 1895, S. 103.)

Aussen an der Kirche über dem Seiten - Eingange befindet sich eine (jetzt) leere
Nische, in der zuoberst ein von zwei Engeingehaltener Helm gemeisselt ist, mit einem
gothischen Gesimsstück als Abschluss darüber. Vielleicht dass die Nische einst den
Gemmingen'schen Wappenschild enthalten hat. Links davon in der Mauer unter einem
hölzernen Schutzdach.

5) das grosse Epitaph (w. S.) Dietrichs von Gemmingen (•]* 1526) und
seiner Gattin Ursula von Nippenburg (-j- 1533). Oberhalb der doppelten Grabschrift
ist die ganze bislang verstorbene Familie (die Kinder werden namentlich aufgeführt als:
Blicker, Gottfried und Michael — Clara, Ursula und Ursula) knieend und zu dem Auf-
erstandenen emporblickend dargestellt. Letzterer erscheint innerhalb einer Arkade mit
den acht Ahnenwappen an beiden Seiten in Flachrelief. Die Arbeit ist flüchtig und
handwerksmässig. Einfacher flach vorspringender Rand. Dieser Dietrich hatte i. J. 1518
bei der Theilung der Hinterlassenschaft seines Vaters Pleikard (•}• 1515) den »Gutten-
berg sammt Zugehöre erhalten und soll der erste Ritter des Kraichgaues gewesen sein, der
Luthers Lehre angenommen hat Als einer der eifrigsten Parteigänger der Reformation
hat er i. J. 1525 den > Guttenberger Tag« abgehalten, bei dem eine Disputation über die
Lehre vom Abendmahl stattfand und späterhin einmal über 30 vertriebene Pfarrer bei
sich auf Guttenberg aufgenommen. Die dargestellten Kinder sind, wie die Grabschrift
angiebt, den Eltern im Tode vorausgegangen. Ueberlebt haben das Ehepaar vier Kinder.
Als Stifter dieses Grabmals nennt sich der Sohn Philipp mit Jahreszahl 1550. An
der Innenseite der Kirchhofsmauer

6) grosses Epitaph der 1800 7 Friderica Dorothea von Gemmingen.
Schwarze Marmorplatte in weisser Sandstein - Umrahmung, Pilaster mit geschweiftem
Giebel. Links daneben ein durch Gebüsch ganz verdeckter weißer Grabstein.

Die übrigen Grabsteine von Angehörigen derer von Gemmingen, die hier ihre
letzte Ruhestätte gefunden hal>en, sind verschwunden. Nach Stock er muss es eine
ganze Anzahl gewesen sein. — Auch der Fussboden der Kirche hat eine Anzahl
solcher mit unleserlichen Inschriften enthalten, sowohl im Schiff, wie im Chor; ihres
arg verwitterten Zustande* wegen sind sie gelegentlich der letzten Restauration entfernt
worden.

An altern Baulichkeiten bietet der Ort nichts bemerkenswerthes. Auch hier mag
freilich noch mam h piter Riegelbau unter dem Putz verborgen stecken.
 
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