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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Hrsg.]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0039

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AMT MOSBACH.

HERBOLZHEIM.

31

Derselben Zeit entstammt wohl auch die ehemalige Kemenate (?), die sich im
rechten Winkel an den Palas lehnt. Nur die Aussenmauer ragt noch auf, wirkungsvoll
durchbrochen von einer in neuerer Zeit angelegten Aussichts-Nische, zu deren Brüstung
eine schön durchbrochene, spätgothische Masswerk-Platte verwendet worden ist. In der
dem Berchfrit zunächst gelegenen Hälfte ist noch das Tonnengewölbe des ehemaligen
Kellers erhalten. Hier hindurch führt jetzt der von Norden her eingebrochene neue
Aufgang, hier liegt auch ein schöner Wappenstein
(r. S.), der den Ehrenberg'schen mit einem Halbmond
belegten Adlerflug im Schilde und den Helm mit
sonderbarer Zimier (Pfauenfedern zwischen zwei Reiter-
stiefeln) geschmückt zeigt. Auf einem bogenförmig
gemeisselten Zettel, der den obersten Abschluss bildet,

ist zu lesen: %n öcm iar öo man jatt m tCCt LX

ift...... Das unterste Stück der Platte mit der

Fortsetzung dieser Inschrift fehlt. Vermuthlich hat
sie bei einem der beiden Wohngebäude einst über
der Eingangsthüre als Bau-Inschrift geprangt. Die
Ausführung des Wappens in hohem Relief auf dem
vertieften Grunde ist eine äusserst sorgfältige.

Vor der Kemenate im Hof ein verschütteter
Brunnen (1,20 m Durchmesser), von rundbehauenen
Quadern eingefasst.

Aus den vorhandenen, eben beschriebenen bau-
lichen Resten eine Entstehungs-Geschichte der Burg
zu geben, ist eine unsichere Sache. Offenbar ist der
Berchfrit — wie gewöhnlich — der älteste Theil der
ganzen Anlage. Er mag im XIII. Jh. zusammen mit
der dahinter liegenden Schildmauer der oberen Burg
errichtet worden sein. Nach der Mitte des XV. Jhs.
(1460) ist sodann eine Erneuerung der Wohnbauten
der oberen Burg und eine Erweiterung der Vor-
burg nach Norden zur jetzigen Ausdehnung anzu-
nehmen. Die Errichtung des unteren Wohnbaues im
XVII. Jh. und dessen Erneuerung i. J. 1786 würden dann den Abschluss der Bautätig-
keit bezeichnen.

Kemenate

Wappenstein

Fig. iS. Abort-Erker
am Berchfrit von Burg Ehrenberg.

Brunnen

Geschichte

HERBOLZHEIM

Schreibweisen: Heribotesheim ad a. 856; Herbotsheim 1286; Herborsheim 1318;
Herborczheim 1327.

Geschichtliches: Herbolzheim war eine alte Besitzung des Hochstiftes Worms, Geschichtliches
von denen es an die Herren von Ebersberg kam. Im Jahre 1361 kaufte Erzbischof
Gerlach von Mainz ein Viertel des Ortes um 2700 Gulden. Später kam das
Hochstift Worms wieder in vollen Besitz (?). (H.) Gehörte bis 1803 zur Kurmainzischen
Kellerei Niedenau, 1803 bis 1806 den Grafen von Leiningen-Heidesheim. (Kr.)
 
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