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Oechelhäuser, Adolf von; Kraus, Franz Xaver [Editor]
Die Kunstdenkmäler des Grossherzogthums Baden (Band 4,4): Die Kunstdenkmäler der Amtsbezirke Mosbach und Eberbach — Tübingen [u.a.], 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.3997#0205

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182 KREIS MOSBACH.

Eigenthümlich die Konsolen an der Aussenseite etwa in dreiviertel Höhe, vier in
der westlichen, acht in der östlichen Hälfte. Weder ist hier eine Verbindung mit dem
Innern der Schildmauer vorhanden, noch lässt sich erkennen, wie ein etwa hier entlang
laufender Gang von der Hinterseite oder von oben her zugänglich gewesen sein könnte,
während die Konsolen auf der Innenseite, die in einem Abstände von 0,90 m sich an
der ganzen Front entlang ziehen, ihren Zweck deutlich verrathen. Sie trugen einen Ver-
bindungsgang, der es ermöglichte, an der Schildmauer entlang von dem Wehrgang der
einen Mauer auf den der andern zu gelangen und vermittelten zugleich den Zugang ins
Innere der Schildmauer. Jetzt steigt man vom Schlosshof mittelst einer modernen
eisernen Freitreppe zur Eingangsthür hinauf und weiter im Innern der 2,70 m starken
Mauer auf einer 0,80 m breiten Steintreppe, die sich mehrmals rechtwinklig umwendet,
zur Plattform empor. Der 1,87 m breite Gang ist hier beiderseitig mit Brüstungen ver-
sehen, oberhalb einer 0,25 m weit ausladenden Gesimsschräge. Die Zinnen sind nur
zum Theil erneuert, meist tadellos erhalten, höchstens neu abgedeckt.

Der Blick schweift von hier oben hinab einerseits in die Tiefe des Zwingers und
Hirschgrabens, anderseits des Schlosshofes, aber auch weithin über Thal und Hügel.

Der von der Schildmauer zum Palas führende Wehrgang liegt ebenfalls in beträcht-
licher Höhe. Die Mauerstärke beträgt hier 2,20 m, wovon 0,60 m auf die Brüstung
kommen, so dass eine Breite von 1,60 m für den Gang übrig bleibt, der aber nicht, wie
bei der Schildmauer — bezeichnend für diese — auch nach innen mit Zinnen versehen
war, sondern nur mit einer hölzernen Brüstung oder Schutzwehr. Dicht am Palas liegt
der Ausgang in einen Abort.
Palas Der einst viergeschossige Palas zeigt nur ausgebrannte Mauern mit meist drei-

getheilten Fensterhöhlen, deren Formen auf spätgothische Zeit hinweisen. Das Haupt-
geschoss war von einer, wahrscheinlich hölzernen, Freitreppe aus zugänglich. Unterhalb
des ebenfalls spätgothischen Portals sieht man noch die Konsolen, die das Podest trugen,
in der Mauer stecken. Eine einfache Spitzbogenthür führt in die Diensträume des
Untergeschosses.

Die Entstehungszeit der Burg ist aus den Resten schwer zu bestimmen. Dass
der Palas aus dem XV. Jh., also aus der Zeit des Hans Horneck von Hornberg oder
eines seiner Nachfolger aus dem Hause von Seideneck stammt, geht aus den Kunst-
formen unzweifelhaft hervor, die Anlage der Schildmauer mag aber wohl zwei Jahr-
hunderte weiter zurückreichen. Die ganze Bauart, insbesondere auch die eigenthümliche
Sockelschräge mit den Bossen darauf, erinnert an den vor Schluss des XII. Jhs. errich-
teten Berchfrit zu Freudenberg. Zeitbestimmungen lediglich nach Material und Technik
des Mauerwerkes gehören bekanntlich zu den unsichersten Aufgaben der Forschung.

STRÜMPFELBRUNN

Schreibweisen: Struompilbron 1364; Strumpfelbronn 147 1; Strömpfelbronn 1507.

Litteratur: Ludwig Braun, Chronik des Evang. Kirchspiels Strümpfelbrunn,
Karlsruhe 1897.
Geschichtlich« Geschichtliches: Der alte Hauptort mit den übrigen fünf zum Winteraw gehörigen

Dörfern, aus deren Mitte der Katzenbuckel, die höchste Erhebung des Odenwaldes, seinen
 
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