Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Die internationale Kunstausstellung in Berlin, [1]
DOI Artikel:
Die Sammlung Buchner in Nürnberg
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0226

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
439

Die Sammlung Buchner in Bamberg.

440

zu schnellem, freihändigem Verkauf flüchten musste,
um ihr Leben zu fristen.

Gänzlich unvertreten sind die Franzosen gleich-
wohl nicht geblieben, trotz des Kleinmutes des Herrn
Detaille, der sich durch eine Horde von Gassenbuben
einschüchtern ließ. Es muss sogar rühmend aner-
kannt werden, dass sich gerade diejenigen — wir
wissen freilich nicht, ob mittelbar oder unmittelbar —
beteiligt haben, die während der wüsten Februar-
tumulte in Paris erklärt hatten, dass sie ihr Wort
nicht zurückziehen würden. Es sind W. A. Bougue-
reau mit einem religiösen Bild „Die Frauen am
Grabe Christi", das freilich nicht zu den besten
Schöpfungen seiner letzten Zeit gehört, der Tier-
maler Felix de Vuillefroy und die Blumenmalerin
Madelame Lemaire. Was der Katalog noch sonst
von „Werken französischer Künstler" unter dieser
Überschrift verzeichnet, ist in Bezug auf die Namen
und die Aussteller so zweifelhaft, dass man am
besten thut, darauf kein Gewicht zu legen. Berlin
wird sich ohne französische Kunst behelfen müssen,
was es im Angesichte der überwältigenden Fülle
von Kunsterzeugnissen der anderen fremden Nationen
sehr leicht ertragen kann.

ADOLF BOSENBERG.

DIE SAMMLUNG BUCHNER IN BAMBERG.

Vor wenigen Wochen erschien, von IL E. von
Bcrlcpsch und Fr. Weysser in splendidester Ausstat-
tung herausgegeben und illustrirt, der Katalog der
Sammlung Büchner in Bamberg, einer Sammlung, die
zu sehen nur wenigen Sterblichen bei Lebzeiten des
Besitzers vergönnt war. Die Publikation') kann
man als ein Muster ähnlicher Arbeiten ansehen.
Nicht nur dass der eine der Herausgeber ein wirk-
licher Kenner alter Kunst ist, dem wohl der Haupt-
anteil an den im allgemeinen mustergültigen Be-
schreibungen der Kunstwerke zugefallen ist, so waren
beide als Künstler zugleich in der glücklichen Lage,
den illustrativen Teil der Arbeit selbst zu überneh-
men. So ist eine einheitliche Arbeit herausgekommen,
der wir nur wenige an die Seite zu setzen wüßten.
Die Freude an der schönen Publikation, die wir als
einen Vorläufer dafür ansahen, dass die Sammlung
zusammenbleiben und die Stadt Bamberg vielleicht

1) Katalog der Sammlung Büchner in Bamberg. Her-
ausgegeben von H. E. v. Berlepseh und Fr. Weysser. — Mit
92 Illustrationen nach Federzeichnungen und Originalauf-
nahmen sowie 9 Tafeln in Heliogravüre. 'Ausgeführt von
Dr. E. Albert & Co. Bamberg 1891, A. C. Buchner.

ihre milde Hand aufthun würde, um diese Schätze
ihrer einer Aufmunterung recht bedürftigen Samm-
lung oben auf dem Kloster einzuverleiben, hat leider
eine jähe Trübung erfahren: die Sammlung wird
Anfang Juni durch Rudolph Lepke's Kunstauktions-
haus in Berlin versteigert werden. Damit kommt
wieder eine der wenigen alten Sammlungen
unter den Hammer, die nicht auf dem Kunstmarkt
zusammengekauft, sondern in einer alten, reichen
und prachtliebenden Stadt aus altem stolzen Besitz
erwachsen ist. Entstanden zu einer Zeit, da in
Bayreuth und Bamberg noch viel vorhanden und zu
kaufen, als die Sucht alte Kunstsachen zu besitzen
noch nicht Mode oder gar zur Narrheit geworden
war, zusammengebracht von einem Manne, der ein
gutes Auge und volles Verständnis für das wirklich
Gute und Schöne hatte, giebt diese Kollektion so
recht das Bild eines Sammlers der alten Schule.
Buchner kaufte eben, was ihm gefiel, was er in
seinem Heim gebrauchen konnte und was hinein-
passte. Bevorzugt hat er dabei das 18. Jahrhundert,
die Zeit, in der die Kleinkünste nach mancher Rich-
tung auf der Höhe ihres Könnens standen, ohne her-
vorragende Erzeugnisse anderer Perioden auszu-
schließen.

Dies gilt namentlich von den Bildern, unter
denen einige altdeutsche unter dem Namen Oranach
und Schäuffelein gehen; auch einige vortreffliche
Italiener finden sich neben der großen Menge zwar
namenloser, aber zum Teil ausgezeichneter Gemälde.

Weitaus der größte Teil der 983 Nummern
zählenden Sammlung gehört den Werken der Klein-
kunst. Ausgezeichnet durch eine Anzahl schöner
eingelegter und furnirter Stücke ist die Gruppe der
Möbel, wobei wir in dem Verfertiger eines Zier-
schrankes den kurfürstlich Mainzer Hofschreiner
budwig Bolidc als einen tüchtigen Meister kennen
lernen. Zahlreiche Kassetten in verschiedenster Aus-
stattung, bemalte und vergoldete Rokokomöbel —
begehrte Ware der Sammler — Uhren jeglicher Art
und Ausstattung, Schnitzereien in Holz und Elfen-
bein reihen sich an. Die kleinen zierlichen Geräte
zum Handgebrauch, wie Dosen, Etuis, denen
sich eine Fülle köstlicher Miniaturen anschließen,
geben der Sammlung einen besonderen Reiz.

Den Glanzpunkt der Sammlung bilden aber die
Erzeugnisse der Kunsttöpferei. Neben einer schönen
Sammlung von Gläsern jeder Art — deutscher und
Venezianer, emaillirter und geschliffener, weißer und
farbiger — und einer kleinen Gruppe meist süd-
deutscher Fayencen, ragt das Porzellan hervor.
 
Annotationen