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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0157

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Personalien — Funde — Ausgrabungen

292

pagna bewahrt die Nationalgalerie. Von seinen sonstigen
Werken seien hier hervorgehoben: »Genuesische Küste«
»Nordische Strandszene« (beide in der Nationalgalerie),
»Acqua acetosa« (1870), »Via Flaminia«, »Landschaft aus
dem Sarcatal mit Christus und dem Versucher«, mehrere
dekorative Zyklen, wie die großen Landschaften mit Mo-
• tiven Sophokleischer Tragödien im Vorsaal der Aula des
Berliner Wilhelmsgymnasiums und sechs italienische Land-
schaften mit den Werken der Barmherzigkeit (1874). Hertel
war am ig. April 1843 geboren. Von 1901 an war er
längere Zeit Vorsteher des Meisterateliers für Landschafts-
malerei an der Berliner Hochschule. Er gehörte zu den
Künstlern, die in nahe Beziehung zum Kaiserhause traten.
Besonders wurde er vom Kaiser Friedrich und der Kaiserin
Viktoria geschätzt, die sich von ihm unterrichten ließ.
Auch Wilhelm II. hatte von seinen Eltern her die Sym-
pathien für Albert Hertel übernommen.

Der am 26. Februar in Paris erfolgte Tod des im
Jahre 1836 geborenen Malers Jules Lefebvre hat weniger
für die Geschichte der Kunst als für den akademischen
Unterricht eine gewisse Wichtigkeit. Aus der Akademie
hervorgegangen, mit dem Rompreise in die Villa Medici
gesandt und nach seiner Rückkehr immer von den offi-
ziellen Kunstbehörden berücksichtigt, hat er als offizieller
Kunstprofessor eine größere Rolle gespielt denn als aus-
übender Künstler. Er lehrte nicht nur in der staatlichen
Akademie, sondern auch bei Julian und blieb hier wie
dort der von David, Ingres und Cabanel gepflegten Tradi-
tion getreu. Alle seine Werke tragen den Stempel dieser
akademisch kühlen Schulmeisterlichkeit, und es ist nicht
wahrscheinlich, daß die Nachwelt sie sehr lange bewun-
dern wird. Dagegen hat Lefebvre seinen Lohn von der
Mitwelt erhalten, bei der er als Porträtist beliebt war, also
daß er seit vierzig Jahren die Damen der Aristokratie und
Plutokratie von Paris zu malen hatte. Eines seiner besten
weiblichen Bildnisse, das Porträt seiner Tochter Ivonne,
befindet sich im Luxetnbourg, wo auch seine bedeutendste
allegorische Leistung, die einen Spiegel in der Hand
haltende nackte Wahrheit, aufbewahrt wird. Derartige
allegorische Frauengestalten hat Lefebvre in fast ebenso
großer Zahl gemalt wie Porträts, es wäre aber müßig,
alle diese stets mit einem hübschen Namen wie Carmen,
Fiammetta, Miguon, Chloe usw. beschenkten Damen einzeln
zu besprechen, da alle den gleichen Charakter tragen und
im Lebenswerk Lefebvres überhaupt nichts durch außer-
ordentliche Qualitäten hervorragt.

PERSONALIEN

Geh. Baurat Prof. Heinrich Kayser, der hervorragende
Berliner Architekt und Senator der Akademie der Künste,
vollendete am 28. Februar sein 70. Lebensjahr.

Die Genossenschaft der ordentlichen Mitglieder der
Berliner Akademie der Künste hat Prof. Ludwig Dettmann,
den Direktor der Königsberger Kunstakademie, zum aus-
wärtigen Mitglied der Sektion für die bildenden Künste
gewählt.

Wien. Anläßlich des Schlusses der internationalen
Kunstausstellung in Rom sind vom österreichischen Kaiser
mehrere Auszeichnungen verliehen worden. So wurde dem
Generalkommissär der österreichischen Abteilung in Rom,
Direktor der Staatsgalerie Dr. Friedrich Dörnhof/er unter
Genehmigung seiner Vorrückung in die sechste Rangklasse
der Titel eines Regierungsrates, dem Erbauer des öster-
reichischen Pavillons in Rom, Professor der Wiener Kunst-
gewerbeschule, Architekt Josef Hoff mann ebenfalls der Titel
eines Regierungsrates verliehen.

Budapest. Dem bekannten ungarischen Porträtmaler
Philipp Laszlo ist der erbliche ungarische Adel mit dem
Prädikate »von Lombosy« verliehen worden.

FUNDE~

Zwei neue Holzfiguren vom Isenheimer Altar.

Die plastischen Figuren des Isenheimer Altars in Colmar
sind bekanntlich nicht von Grünewald, sondern wohl von
jenem Niclaus von Hagenau geschnitzt worden, dem man
auch die vier Büsten der Anstalt St. Marx in Straßburg zu-
schreibt. H. A. Schmid vermutet (S. 98), daß diese Fi-
guren unmittelbar vor Grünewalds Isenheimer Tätigkeit, also
um 1505—1508 entstanden sind. Leider ist nicht alles er-
halten; wie das Gehäuse und Gestänge des Altars zerstört
ist, so fehlten auch (Schmid S. 121) neben der Hauptfigur
des hl. Antonius »ein Hirte, der ein Schwein und ein Bauer,
der kniend ein Huhn darbringt. Die Figuren waren un-
gefähr halb so hoch wie die Mittelfigur, entsprachen also
im Maßstab der Stifterfigur neben dem hl. Augustinus«. Nun
ist es Wilhelm Voege gelungen, diese beiden Figuren in
München unter Boehlers Beständen herauszufinden und
Schmid hat den schönen Fund anerkannt. Voege wußte
nichts davon, daß Figuren vermißt würden; er hat lediglich
nach Stilmerkmalen geurteilt. Wir hoffen, es gelingt, diese
Figuren nach Colmar zurückzubringen. Denn wenn sie
auch nicht von Grünewald selbst sind, muß doch jede Mög-
lichkeit, dem ursprünglichen Aspekt wieder nahe zu kommen,
benutzt werden. — Übrigens erledigt sich durch den Fund
auch die andere Frage, ob die kleine Antoniusfigur im
Schongauer-Museum, nach der die Zeichnung in Basel ge-
macht ist, auch zum Altar gehört habe. Schmid hatte das
bereits aus Stilgründen abgelehnt, sie vielmehr in die Zeit
um 1470—1500 angesetzt. Der Fund Voeges besetzt den
Schrein des Altars so vollständig, daß für weitere Figuren
kein Platz bleibt. Der Ort bestätigt nun also, was die Zeit
verriet. — Vielleicht hilft dieser schöne Fund, der gerade
in die Zeit der neuen Grünewald-Glut fällt, mit dazu, die
Rekonstruktion des Gesamtaltars zu betreiben. Freilich ge-
nügt es nicht, ihn einfach wieder zusammenzuschrauben,
man muß ihm vor allem zu dem originalen Licht wieder
verhelfen. Ein großer Teil der ursprünglichen Wirkung
beruhte auf dem harmonisch das schöne Ungetüm um-
schließenden hohen Chor der alten Prämonstratenser-Abtei.

AUSORABUNOEN
Die Ausgrabungen der Amerikaner in Sardes.

Wir haben an dieser Stelle (Kunstchronik 1911/12, Spalte 149)
schon kurz über den Beginn der amerikanischen Ausgra-
bungen in Sardes berichtet. Die zweite Kampagne dauerte
von Februar bis Ende Juni 1911, wobei das ganze Tempel-
gebiet ausgeräumt wurde. Es war hier Grund von 3 bis
10 m Dichte zu entfernen, und die Amerikaner können auf
diese erfolgreiche Ausgrabungstätigkeit, bei der sie auf
den vier Seiten des Tempelgebietes jeweils eine kleine
Eisenbahn zur Verfügung hatten, mit Recht stolz sein.
Die bei diesen Ausgrabungen entdeckten architekturalen
Details sind von höchstem Interesse und von großer
Schönheit. Sie bekräftigen die Ansicht, daß der Tempel
in der besten Periode des jonischen Stils, also im Beginn
des vierten Jahrhunderts, erbaut worden ist. Jonische
Säulen wurden in drei verschiedenen Maßstäben bei der
äußeren Säulenhalle, bei den Säulen des Schatzhauses und
im Innern der eigentlichen Cella angewandt, welche später
zweifellos in eine Zisterne umgebaut worden war. Die
Säulen auf der Westseite des Tempels waren alle kanneliert,
die auf der Ostseite trugen mit Ausnahme von zwei
zwischen den Anten keine Kannelierung. Während man
im Vorjahre geglaubt hatte, daß der Tempel nach dem
 
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