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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 23.1912

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Opperlin, Manfred: Neue Bauten und Denkmäler in Leipzig
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5954#0237

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451

Nekrologe — Personalien — Denkmalpflege

452

des schlichten alten Denksteins zufolge Napoleon am
18. Oktober 1813 weilte »die Kämpfe der Völkerschlacht
beobachtend« — weithin sichtbar als ein rechtes
Wahrzeichen Leipzigs. Die von Prof. Bruno Schmitz
entworfene architektonische Anlage, eine über ungemein
wuchtigen, festungsmäßigen Unterbauten aufsteigende
Turmpyramide, darin eingeschlossen die 60 m hohe,
von zwei Umgängen umzogene Kuppelhalle, »das
Ehrenmal des deutschen Volkes«, wird mit reichem
plastischem Schmuck nach Modellen Prof. Metzners-
Berlin ausgestattet. Nicht weniges davon findet sich
bereits ausgeführt an seinem Platze und offenbart
eine den meist kolossalen Verhältnissen, wie der felsen-
mäßigen Wucht des Bauwerks und dem Pathos des
ganzen Denkmals aufs reinste entsprechende herbe,
markige, willensstarke Stilisierung, die am nächsten,
aber ohne sklavischen Schematismus, an gewisse uralt
orientalische, assyrische oder ägyptische Denkmäler
sich anzuschließen scheint. So das Reliefbild des
riesenhaften gepanzertem Genius zwischen Kriegs-
furien und Leichenhaufen an der stadtwärts gewen-
deten Seite des Unterbaus, — wo, als Abschluß der
erst zu einem kleinen Teil angelegten breiten Via trium-
phalis ein großes Wasserbassin zwischen baumbe-
pflanzten Wällen vorgelagert ist — dann im Innern,
ringsum den kryptenartigen untersten Teil der Turm-
halle die acht Paare mittelalterlicher Krieger, Toten-
wache haltend, darüber auf der Höhe des ersten
Umganges vier in ungeheuren, fast ungeheuerlichen
Dimensionen gehaltene Sitzfiguren mit Personifikationen
deutscher Heldentugenden. Endlich in nicht minder
bedeutendem Maßstab der Kranz von acht Recken-
gestalten, die hoch oben, um die äußere Einwölbung
der Kuppel Posto gefaßt haben.

Noch von zwei kleineren Leipziger Denkmalprojekten
muß gesprochen werden, über die in diesen letzten
Wochen entschieden wurde. Durch eine private Stiftung
war die Summe von 20000 Mark für Errichtung eines
Schillerdenkmals ausgesetzt worden. Aus den 33 kon-
kurrierenden Entwürfen hat die von Max Klinger
präsidierte Jury, wie schon berichtet wurde, das
Modell Johannes Hartmanns an erste Stelle prämiert,
außerdem vier zweite Preise verteilt. Interessant war es
nun, zu beobachten, wie viele verschiedene Möglichkeiten
der Anlage und Gestaltung in dieser durch keinerlei
Programmvorschriften beengten Ideenkonkurrenz vor-
geschlagen wurden, deren Gesamtausstellung eine Art
Querschnitt durch die Leipziger Bildhauerei uns vor
Augen stellte. Es trat dabei durchaus zurück der kon-
ventionelle Typus des Schillerstandbilds hinter reicheren,
eindrucks- und gehaltvolleren Anlagen, Schillerbrunnen,
Schillertempeln,architektonischen Schillersäulen unddgl.
Der Gedanke war offenbar in all diesen Fällen, anstatt
der üblichen meist nur dekorativ wirkenden Bildsäule
eine Art Andachtsstätte aufzurichten, in deren Bezirk
der Betrachter gern verweilen mag, wo auch nicht
sowohl die leibliche historische Erscheinung Schillers
als vielmehr eine prägnante Personifikation seines
Wesens und Werkes und unseres Verhältnisses zu dem
Dichter das Hauptmotiv des Denkmals abgibt. Der
preisgekrönte Entwurf, dessen Ausführung übrigens

noch nicht beschlossen ist, stellt sich als eine tüchtige
Arbeit von einheitlicher, ansprechender Komposition
dar. — Schließlich darf man mit hoher und freudiger
Spannung der Ausführung des Richard Wagner-Denk-
mals von Max Klinger entgegensehen, das als Kolossal-
figur über hohem Sockel in den Anlagen zwischen
dem Neubau des »Alten Theaters« und der Matthäi-
kirche seine Aufstellung finden soll, mit einem Stufen-
aufbau, der als lebendige Verkehrsverbindung zwischen
Promenade und Matthäikirchhof dienen wird.

Dr. OPPERLIN

NEKROLOGE
In Kopenhagen ist am 20. Mai der auch in Deutsch-
land wohlbekannte dänische Bildhauer Louis Hasselriis
gestorben. Er war am 12. Januar 1844 in Hilleröd geboren,
wurde Schüler der Akademie in Kopenhagen und von H.
W. Bissen. Schon in den sechziger Jahren ging er nach
Rom, wo er sich seitdem fast ununterbrochen aufgehalten
hat. Er wurde besonders bekannt durch seine Porträt-
Skupturen, unter anderm die Statuen des Märchendichters
Andersen, des Komponisten Bellmann, Sören Kierkegaards,
Shakespeares usw. Im Auftrag der Kaiserin Elisabeth von
Österreich modellierte er die sitzende Figur Heinrich Heines
für das Achilleion auf Korfu, die sich jetzt in Hamburg
befindet. Auch die Büste Heines auf seinem Grab im
Montmartre ist von Hasselriis. Vor dem Kopenhagener
Kunstmuseum steht seit 1897 in kolossalen Abmessungen
das Danmarks-Monument, das er anläßlich der goldenen
Hochzeit des dänischen Königspaares geschaffen hatte.

Stuttgart. Der Kupferstecher Prof. Karl Kräutle,

langjähriger früherer Vorstand des Kupferstichkabinetts,
ist am 18. Mai im Alter von 78 Jahren gestorben.

In Brüssel ist der Landschaftsmaler T.Ter-Linden
70 Jahr alt, gestorben, der sich an der französischen Schule
von 1830 herangebildet hatte. Die meisten seiner Motive
entnahm er aus Flandern und Luxemburg; auch Porträts
und Genrebilder gibt es von ihm eine große Anzahl.

PERSONALIEN
Dr. Albrecht Kurzwelly, dem Direktor des stadtge-
schichtlichen Museums in Leipzig, ist der Titel Professor
verliehen worden.

Die Dresdner Akademie der Künste ernannte Fer-
dinand Hodler und Ludwig Hoffmann-Berlin zu Mitgliedern.

DENKMALPFLEGE
Zur Förderung der Denkmalspflege erläßt der
Oberpräsident der Provinz Brandenburg die nachfolgende
Bekanntmachung: »Die für die Denkmalspflege gültigen
Gesetze und Verwaltungsvorschriften werden, wie die Er-
fahrung ergibt, vielfach nicht beachtet. Diese Nichtbeach-
tung, die in vielen Fällen lediglich auf Unkenntnis zurück-
zuführen ist, hat bereits zahlreiche Denkmale wesentlich
geschädigt und die Veränderung und Vernichtung von er-
heblichen Vermögenswerten veranlaßt. Alle Eigentümer
und Verweser von im öffentlichen Besitz stehenden Denk-
malswerten werden daher erneut auf die genaue Beachtung
der die Denkmalspflege betreffenden Gesetze und Ver-
waltungsvorschriften hingewiesen. Dabei bleibt insbeson-
dere zu beachten, daß in jedem einzelnen Falle die ge-
setzlich vorgeschriebene vorherige Genehmigung der be-
rufenen Aufsichtsbehörde erwirkt werden muß. Namentlich
ist die Frage einer Einholung der Genehmigung zu prüfen
 
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