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Das neue Frankfurt: internationale Monatsschrift für die Probleme kultureller Neugestaltung — 1.1926/​1927

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Der Weg vom Ziegelmauerwerk zum Frankfurter Montageverfahren
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https://doi.org/10.11588/diglit.17290#0052

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DER WEG VOM ZIEGELMAUERWERK ZUM FRANKFURTER MONTAGEVERFAHREN

NACHTEILE DES ZIEGELBAU!.

1. Der Ziegel ift zu klein. Das Ver-
mauern verfchlingt daher unnötigen
Lohn.

2. Beim Vermauern der Ziegel wird
eine grofje Menge Feuchtigkeit in
den Baukörper gebracht, die wieder
daraus entfernt werden mufj, was die
Bauzeit verlängert, das Bauen ver-
teuert.

3. Die Maurer können weder bei Froff
noch bei ftarkem Regen arbeiten. Das
Bauhandwerk ift Saifonhandwerk.

FORDERUNGEN, DIE SICH AUS DEN MÄNGELN
DES ZIEGELBAUES ERGEBEN.

1. Das Format der Hausbauteile mufj
fo befchaffen fein, dafj mit möglichft
wenig Lohnarbeit ein möglichft gro-
ber Effekt erzielt wird.

2. Die Bauteile follen trocken an die
Bauftelle gebracht werden. Die Fu-
genzahl foll auf das notwendigfte
Mafj befchränkt werden.

3. Das Bauhandwerk mufj unabhän-
gig von der Witterung gemacht, aus
einem Saifongewerbe in ein Dauer-
gewerbe verwandelt werden.

4. Die Ziegelmauer ift viel zu trag-
feft für die Belaftungen, die ihr im
Wohnungsbau, befonders im Klein-
hausbau, zugemutet werden.

4. Die einzelnen Bauteile follen einen
gefunden Ausgleich zwifchen ffafi-
fchen und wärmetechnifchen Forder-
ungen gewährleiften.

5. Die langfame Bauerzeugung ver-
längert die Bauzeit und verteuert den
Bau.

5. Die Bauzeit ift auf ein Minimum
zu reduzieren. Zeiterfparnis bedeu-
tet Gelderfparnis.

6. Der Ziegelbau kann nur von ge-
lernten Bauarbeitern ausgeführt wer-
den, die heute knapp find; die grofje
Mehrzahl der Frankfurter Bauarbeiter
kommt von auswärts.

7. Die Möglichkeit, jede noch fo will-
kürliche Form mittels des Ziegels her-
zuftellen,verführt den Architekten zur
Unfachlichkeit.

6. Dasjenige Bauverfahren wird am
eheften zur Linderung der Erwerbs-
lofigkeit beitragen, das die Befchäfti-
gung ungelernter Arbeiter ermög-
licht-

7. Der Baukörper foll die Konffruk-
tion nichtverhüllen, fondern aus ihren
Gefetjen geradezu feine Schönheit
mit herleiten.

ERFÜLLUNG DIESER FORDERUNGEN DURCH
DAS FRANKFURTER MONTAGEVERFAHREN.

1. Es werden Normenplatten von 3 m
Länge, 1.10 m Höhe und 20 cm Stär-
ke verwendet und mittels Kran mon-
tiert-

2. Die Einheitskörper werden in der
Fabrik erzeugt, trocken an die Bau-
ftelle gebracht und mit einem Min-
deftmafj von Fugen verfetjt.

3. Die Baufeile nach dem Frankfurter
Montageverfahren werden im ge-
fchloffenen Raum unabhängig von
der Witterung fabriziert und an der
Bauftelle in wenigen Tagen zufam-
mengefetjt.

4. Die Aufjenwandplatten nach dem
Frankfurter Montageverfahren find
nur, fo ftark wie dies für den Zweck,
für den fie beftimmt find, erforder-
lich ift. Die Wärmeifolierfähigkeit ift
günftiger als die der Normalziegel-
mauer.

5. ZurHerftellung der Einheitsaufjen-
platte auf mafchinellem Wege find
3 — 5 Minuten erforderlich, zur Her-
ftellung von Hand aus 25 Minuten.
Die komplette Montage der Platte
auf der Bauftelle erfordert weitere 30
Minuten. Zur Herftellung eines Stük-
kes Ziegelmauer gleichen Effektes
wird eine Zeit von 5 — 6 Stunden be-
nötigt. Die Bauzeit wird von 5-6
Monaten herabgedrückt auf 1 — 2Mo-
nate einfchliefjlich Ausbau.

6. Die Erzeugung der Bauelemente
kann durch ungelernte Arbeiter er-
folgen. Die Montage erfolgt durch
Bauhandwerker.

7. Das Montageverfahren zwingt zur
Sachlichkeit und Klarheit in der Form-
gebung.

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