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Zeitschrift für christliche Kunst — 31.1918

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Schnütgen, Alexander: Ein angenehmes und doch nicht annehmbares Kunstanerbieten vor nahezu vierzig Jahren
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Hasak, Max: Kirchenbau und Feuersicherheit
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https://doi.org/10.11588/diglit.4276#0112

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Nr. 9 10 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 97

letzten Saal des „Schnütgen-Museums" bildend, einen Beweis dafür liefern, was
damals noch in Italien bei den Händlern der großen Städte im Vorbeigehen zu
finden war, wenn man die Augen offen zu halten verstand für die echten, aber
auch für die zweifelhaften Gegenstände, ausgestattet mit dem Charisma der Unter-
scheidung der Geister, die damals schon sehr nötig war und später noch wichtiger
wurde.

Meine Beziehungen zum Direktor Salinas von Palermo dauerten fort und
manche Karten tauschten wir aus, auch vereinzelte Veröffentlichungen, ohne
daß ich aber Näheres erfuhr über die Stoffsammlung und ihre rückwendige Er-
weiterung, i | |

Das letzte, was ich von ihm las, war die Meldung, daß er unserem Kaiser
Führer gewesen sei wie in Palermo und Monreale, so in den sonstigen Glanz-
stätten der Insel, zur höchsten Befriedigung, wie ich denken mußte, für beide.

Sc h nüt gen.

KIRCHENBAU und FEUERSICHERHEIT.

Die Feuersicherheit unserer Kirchen droht in der Neuzeit bei Seite ge-
schoben zu werden.
Zur Zeit der romanischen Baukunst, etwa zwischen 1000 und 1200,
liest man beständig von Bränden der Kirchen. In Straßburg brannte z. B. allein
das Münster fünfmal hintereinander ab: 1 130, 1 140, 1142, 1150 und 1 176. Waren
doch besonders in Deutschland die romanischen Kirchen fast sämtlich mit höl-
zernen Decken und Dächern versehen. In diesen Kirchen aber brannten Tag
und Nacht ungezählte Lichter und Lampen inmitten einer Unmasse von Altären,
Bänken und Vorhängen, die durch Unvorsichtigkeit oder Unfälle oder gar durch
Blitz leicht in Brand gerieten und Decke und Dach in Flammen setzten. Das
Kalendanum der Domkustodie gibt z. B. vom alten Kölner Dom eine gute An-
schauung von dieser ständig brennenden Lichtermasse1. Die Wächter, welche
in jeder Kirche schliefen und wachten, halfen nichts. So setzte man alle Hoff-
nung und alles Streben darein, die Kirchen feuersicher zu überwölben. Dieses
unentwegte Bemühen der Baumeister hat dann zwischen 1100 und 1200 in Eng-
land und Frankreich aus der romanischen Kunst die gotische Gewölbekunst und
mit ihr die Gotik als Baustil entstehen lassen. Die Gotik bedeutet den Sieg der
feuersicheren gewölbten Kirche über die verbrennhchen Holzdecken. Man hat
sich dann in Deutschland ungefähr seit 1160 eifrigst daran begeben, die holz-
gedeckten romanischen Kirchen noch nachträglich mit Gewölben auszustatten.
Und das Ziel war erreicht! Mit den neu eingezogenen Gewölben hörten die
Brände fast vollständig auf. Denn sehr viel seltener brennen die Dächer allein
ab; jedenfalls stürzt die Kirche nicht mehr zusammen. So stehen auch zu Köln
Groß-St.-Martin, St.-Maria-Lyskirchen, St. Aposteln, St. Kunibert usw. und
am Rhein stromauf, stromab (Smzig, Neuß, Laach usf.) die alten romanischen
Kirchen mit ihren nachträglich eingezogenen Gewölben, noch siegreich aufrecht.
Dieses nachträgliche Auswölben ist überdies so geschickt gemacht, daß man bis
zu meiner Abhandlung: „Die Kirchen Groß-St.-Martin und St. Aposteln in

1 Hasak.Der Dom zu Köln. 1911. S. 16 ff.
 
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