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"Unter der GrasNarbe" <Veranstaltung, 2014, Hannover>; Schomann, Rainer [Editor]; Schormann, Michael Heinrich [Editor]; Wolschke-Bulmahn, Joachim [Editor]; Winghart, Stefan [Editor]; Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege [Editor]; VGH-Stiftung [Editor]; Zentrum für Gartenkunst und Landschaftsarchitektur [Editor]; Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG [Editor]; Institut für Denkmalpflege [Editor]
Arbeitshefte zur Denkmalpflege in Niedersachsen: Unter der GrasNarbe: Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema : Dokumentation der Tagung vom 26.-29. März 2014 in Hannover — Petersberg: Michael Imhof Verlag GmbH & Co. KG, Heft 45.2015

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Wolschke-Bulmahn, Joachim: „Ahnenstätten" - eine besondere Kategorie von Friedhöfen in Norddeutschland: ideologische Zusammenhänge und Fragen des Denkmalschutzes
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51271#0186
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21 „Tannenberger Grund" - neuer Gedenkstein auf der Ahnenstätte Seelenfeld, 2014. Foto: Joachim Wolschke-Bulmahn.


Auf der zweiten Tafel wird eine „Umweltmaßname"
in Kooperation mit dem Kreis Minden-Lübbecke
hervorgehoben. Es heißt dort unter anderem:
„Aufgrund laufender und erhöhter Nachfrage
konnte der Trägerverein in den 90er Jahren nach
Westen hin ein Erweiterungsgelände erschließen,
das dem Wesen der Heidelandschaft entspricht
und die Zukunftsbezogenheit der Begräbnisstätte
unterstreicht. [...]
Diese Erweiterungen bringen deutlich zum
Ausdruck, welch hohe Wertschätzung dem
Heidedorf Seelenfeld von den Freunden der
Ahnenstätte entgegengebracht wird; denn
der Ahnenstätten-Verein Niedersachsen e.V.
unterhält die Anlage ausschließlich aus freiwilli-
gen Einsätzen, Beiträgen und Spenden. Er ist
kein öffentlich-rechtliches Unternehmen oder
gewinnorientiertes, gewerbliches Unternehmen,
sondern eine Gemeinschaft, die kulturelles, land-
schaftserhaltendes und dorfbildprägendes Erbe
späteren Generationen unbeschadet hinterlassen
möchte.
Das südlich angrenzende Flurstück-Tannenberger
Grund - ist dem Ahnenstätten-Verein als Einzel-
spende zur landschaftlichen Umrahmung und
Ausgestaltung der Begräbnisstätte überantwor-
tet worden. Mit dem Kreis Minden-Lübbecke
wurde hier eine Umweltmaßnahme des Kalk-

sandsteinwerkes Seelenfeld einvernehmlich so
durchgeführt, dass nach standortgerechter Be-
pflanzung (2003) - Buschwaldsaum im Osten
und Heidebewuchs in Verlängerung der Er-
weiterungsflächen im Westen - diesem Stand-
ort (insgesamt ca. 4 ha) ein eigenständiges
Gepräge zuwächst, das eingebettet ist in die
zukunftsorientierte, langfristige, großräumliche
Landschaftsplanung des Kreis Minden-Lübbecke
von 2003".
Hier gibt man sich also als umweltbewusst und kultur-
und landschaftsschützerisch. Ob zum Beispiel die
Namensgebung „Tannenberger Grund" (Abb. 21)
oder der martialische Adler über der Leichenhalle in
Seelenfeld Rückschlüsse auf die Art des Kultur- und
Landschaftsverständnisses der heutigen Verantwort-
lichen ziehen lassen, sei dahingestellt. In den ver-
gangenen Jahren wurden allerdings wiederholt in
Artikeln regionaler Zeitungen entsprechende kritische
Fragen zu den Ahnenstätten aufgeworfen, so 2005
mit dem Artikel „Hakenkreuze für die Ewigkeit. Auf
.Ahnenstätten' in Hilligenloh und Conneforde be-
graben auch rechte Neuheiden ihre Toten",38 oder
im September 2014 von Karsten Krogmann in der
Nordwest-Zeitung in Bezug auf die Ahnenstätte
Conneforde unter der Überschrift „Wo alte Nazis
friedlich ruhen dürfen".39
 
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