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Allgemeine Kunstchronik: ill. Zeitschr. für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater u. Litteratur — 15.1891

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Allgemeine Kunst-Chronik. XV. Band Nr. 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.73795#0152
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130

Allgemeine Kunst-Chronik.

Maler-Radirer Rohr.
Die Ausübung der Radirkunst macht an die
Technik um so höhere Ansprüche, je einfacher ihre
Mittel sind. Jeder Zug der Nadel muss sitzen, keiner
kann auf der Platte zurückgethan werden. Daher
verlangt sie eine Anspannung der Nerven, eine
Gebundenheit der Kraft, welche der freien Pro-
duktion so ungünstig als möglich ist. So mag es
kommen, dass diese mühsame Kunst auf Selbstän-
digkeit zu verzichten pflegt, wenn auch schon ihr
ältester Meister dereinst die Möglichkeit des Gegen-
theiles bewiesen hat.
In der Nachbildung fremder Werke hat Wil-
helm Rohr bisher seinen Ruf, seinen Ruhm er-
langt. „Die Zisterzienser, ein Zyklus von vierzehn
Originalradirungen", auf welche die „Allgemeine
Kunst-Chronik"während der vorjährigen Münchener

Das als Probe beigefügte Bild unserer Kunst-
beilage stellt in der Zelle Musik übende Novizen
dar. Es ist eine Verkürzung von Blatt VIII, welches
drei Figuren enthält.
Und zum Bildnis ist das Wort, zu den Szenen
der Gegenwart eine historische Erläuterung ge-
treten, welche in trefflicher und lebensvoller Weise
den Zusammenhang des Vorarlberger Zisterzienser-
klosters einerseits mit Bernhard von Clairvaux,
andererseits mit der Mutter des letzten Hohen-
staufen, die es nach der Hinrichtung Konradins ge-
stiftet, darstellt.
Die Einleitung ist aus der Feder des bekannten
Theologen Prof. A. Harnack in Berlin, welcher
gleichzeitig mit dem Künstler im Kloster zu Stams
gewohnt.
Dr. A. Oldenberg.


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Kunstausstellung aufmerksam gemacht, führen ihn
zum ersten Mal als unabhängig von fremden
Schöpfungen ein. Ein Sprung im Künstlerleben,
der des Interesses nicht entbehrt. Den Stoff hat das
Kloster Stams im Oberinnthal geboten. Es ist ja
eine Gnadengabe der Kunst, und nicht die ge-
ringste, dass sie auch das Fernste nahe bringt, die
Wirklichkeit ihrer Beschränkungen entkleidet, das
Seelische vergangener Formen neu belebt. So
stimmt wahre Kirchenmusik, ein Madonnenbild,
Gläubige und Ungläubige zu gleicher Andacht.
Rohr's Blätter (Verlag von Stahl in München,
Bezugsquelle in Wien; Mayer & Comp.) geben mit
innerlich erfassten Motiven des Klosterlebens wahre
Stimmungsbilder, Szenen klösterlicher Andacht und
Erholung, des Novizenlebens und des Todes dar-
stellend. Jedes Blatt hat seinen eigenen Charakter.
Am anmuthigsten sind diejenigen, wo Natur und
Klostereinsamkeit zusammenwirken.

Von deutschen Frauen.*)
Wenn Dichter Bücher über Frauen schreiben
und mit glühender Begeisterung ihre Schönheit, ihre
Reize, ihre Anmuth, die Gewalt ihrer Liebe und
tausend andere entzückende Dinge besingen, so
sieht und hört sich das ganz anders an, als wenn
der nüchterne Forscher, kühl bis an's Herz hinan,
seine Blicke auf das ewig Weibliche richtet. Da
gibt es allerlei zu nergeln, auszusetzen, zu schelten
und sich zu ereifern. So ist das Buch von Dr. Alwin
Schultz, „Alltagsleben einer deutschen Frau zu
Anfang des achtzehnten Jahrhunderts", wohl ein
interessantes, kulturgeschichtliches Werk, aber
nichts weniger als ein Lobgesang auf die deutsche

*) „Alltagsleben einer deutschen Frau zu
Anfang des achtzehnten Jahrhunderts", von
Dr. Alwin Schultz. Mit 33 Abbildungen. (Leipzig,
Verlag von S. Hirzel.)
 
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