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Allgemeine Kunstchronik: ill. Zeitschr. für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater u. Litteratur — 15.1891

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Allgemeine Kunst-Chronik. XV. Band Nr. 12
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https://doi.org/10.11588/diglit.73795#0370
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Allgemeine Kunst-Chronik.

braucht, sondern auch hier sein Sie volo, sic jubeo sprechen
kann. Nach dem Urtheile der hiesigen Kunstverständigen
würde Österreich vier Goldmünzen verdienen, und zwar
für Myslbek („Christus", der zwar im Bronzeguss nicht
besonders glücldich herausgekommen ist), Arthur Straßer
(Terrakotten), Weyr („Grillparzer"), W. Unger (Ra-
dirungen nach Rembrandt). Leider wird es aber wol bei
zwei großen Münzen sein Bewenden haben müssen.
Auf der Internationalen Kunstausstellung wurden
seit der Eröffnung u. a. folgende Kunstwerke angekauft:
Durch den Kaiser: Hertel Albert, Berlin, „Sarazenen-
thurm in der Bucht von Rapallo"; Röchling Carl,
Berlin, „Paroleausgabe"; F. Possart, Berlin, „Im Myrten-
hofe der Alhambra". Durch Private: Achenbach Oswald,
Düsseldorf, „Auf der Brücke zwischen Albana und
Ariccia bei Rom"; Baisch H., Karlsruhe, „Auf der
Höhe derDünen" ; Benlliurey Gil,Jos6, Rom, „Katechismus-
lehre"; Bröker Wilhelm, Berlin, Drei Landschaften;
Corelli Augusto, Rom, „Verrathen" und „Das Genie";
Ehrentraut Julius, Berlin, „Angefrühstückt"; Ferrer
y Corriol, Barcelona, „Das Mai - Kreuz"; Francke Carl,
Berlin, „Zitherspielerin"; Geets Willem, Malines, „Die
Beschwörung"; Herrmann Hans, Berlin, „Blumen-
markt in Amsterdam"; Marg. Hormuth- Kallmorgen,
Karlsruhe, „Rosen in einem Glase"; Lange Franz, Berlin,
Ideale Büste (Marmor); Latt Hans, Charlottenburg,
„Aphrodite" (Bronze); Mosler Henry, Paris, „Landschaft" ;
Pennacchini Domenico, Rom, „Eine Grasmücke"; Phillips
Lawrence B., London, „San Giorgio Maggiore"; Ritter
Caspar, Karlsruhe, „Im Garten"; Rohr Wilhelm, München,
„Fürst Bismarck"; Roig y Soler, Barcelona, „Strand von
Villaneva" und „Die Getreide - Börse von Palma auf
Mallorca"; Schweinitz R., Berlin, „Kaiser Friedrich III."
(Marmor); Unger Eduard, München, „Briefsteller für
Liebende"; Tiglhein B., München, „Schwerttänzerin", Auch
für die Verlosung wurde viel angekauft, darunter Dill,
L., München, „Frühling und Hafenarbeiter"; Kallmorgen
Fr., Karlsruhe, „Die Neugierigen"; Ury L., Florenz,
„Im Caf6".

Kunst-Versteigerungen.
Frankfurt a. M. Montag den 8. Juni findet bei
Rudolf Bangel die Versteigerung einer Gemäldesammlung
moderner Meister statt, in welcher u. A. sich Werke von
Chelminski, Cesare Vianiello, Gabriel Max, Adolf Menzel,
J. Koppay und A. Eberle befinden.
Köln. Aus dem Nachlasse der Herren Baumeister
Schulz in Düren, Rentner J. Halley in Geldern, Rentner
F. E. Richter in Leipzig gelangen vom 5. bis 13. Juni
Kupferstiche, Radirungen, Holzschnitte, Handzeichnungen
älterer und neuerer Meister, Grab Tichelblätter und moderne
Prachtblätter durch J. M. Heberle (H. Lempertz' Söhne)
zur Versteigerung. Der umfangreiche Katalog enthält
über 3000 Nummern und sind darin die besten der älteren
und modernen Meister vertreten.

Wiener Theater.
Im Burgtheater wurde den 27.Mai „Denise"
Schauspiel in 4 Akten von Alexander Dumas Sohn,
deutsch von Emerich Bukowics, aufgeführt. Die junge

Schauspielerin, welche als Emilia und Desdemona ein
recht beifällige Aufnahme gefunden hatte, genügte in
der Rolle der „Denise" in keiner Weise, weder in der
Erscheinung noch in der Sprache und im Spiel. Fräulein
Landori schlug gleich von Anfang einen viel zu
pathetischen Ton an, der durch seine andauernde Ein-
förmigkeit sehr bald Unbehagen und Langeweile erzeugte.
Die die Rede begleitenden Gesten, namentlich die sich
wiederholenden weit ausgreifenden Armbewegungen gaben
derselben etwas fast durchgehends Gespreiztes. Das dumpfe
Organ gestaltete sich nur äußerst selten zu einem innigen
das Herz des Hörers treffenden Ton. Leider entsprach
auch Frau Mitterwurzer als Frau von Thauzette
nicht den Erwartungen. Unbegreiflich. Diese Schau-
spielerin, welche sonst so allerliebst zu plaudern versteht
so leicht und doch so treffend kleine Bosheiten über
die Rampe zu werfen die Kunst besitzt, behandelte an
diesem Abend jedes Wort mit einem Gewicht, einer
Schwerfälligkeit, als wäre es vom Dichter dreimal unter-
strichen. Die ausgezeichneten Leistungen der Herren boten
uns aberreichen Ersatz für das, was uns die Damen schuldig
geblieben waren. Zuerst muss Herr Baumeister
genannt werden, der in der Rolle des Brissot, des Vaters
der Denise, geradezu überwältigend wirkte. Und wie
war hier die Größe mit Einfachheit gepaart! Das ist
eine Leistung ähnlich der des Erbförsters, des Richters
von Zalamea, wenn auch natürlich nicht so umfangreich
und stoffgewaltig. Vortrefflich waren auch die Herren
Robert, Lewinsky und Devrient. E. Bürde.
Den Hauptmagnet der letzten Spielwoche imOpern-
haus bildete die kraftdurchlohte Darstellung einiger Wag-
nei'schen Heldenweiberrollen durch die anmuthige Sän-
gerin Frau Ende-Andriessen. Dieselbe ungestüme
Gewalt der Empfindung wie neulich in Siegfried, nur hier
natürlich in anderem trüberem Sinne, entfaltete sie als
Gunthers schmählich erkapertes Weib in der Götterdäm-
merung. In dieser Leistung spürte man deutlich den
Atem wahrer Leidenschaft wehen. Das war kein blosser
Schein von Stärke, sondern wirklicher stürmischer Auf-
ruhr der Gefühle, welcher da austobte. In der unheimlich
grauenvollen Szene mit dem vermummten Siegfried in
der Felsenhöhle, im wildempörten Aufbrausen über den
an ihr verübten Verrath und vermeintlichen Meineid des
Geliebten, im verderbenbringenden Racheschwur gegen
Siegfried, aber auch im herzbrechenden Schmerzensausbruch
über den Tod des schuldlos schuldigen Wälsungensprossen
zeigte sie meisterhafte Vollendung. Ein nicht minderer
Hochgenuss war es, sie als Btünhilde in der Walküre
zu hören, die sie zum zweitenmale noch viel besser
sang und spielte als zuerst. Die eigenartige Walküren-
gestalt fand durch sie eine wirkungsvolle und zugleich
 
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