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Allgemeine Kunstchronik: ill. Zeitschr. für Kunst, Kunstgewerbe, Musik, Theater u. Litteratur — 15.1891

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Allgemeine Kunst-Chronik. XV. Band Nr. 21
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https://doi.org/10.11588/diglit.73795#0629
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Allgemeine Kunst-Chronik.

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mann, A. von Ostade, Rembrandt, David Teniers,
Watteau und anderen bekannten Meistern auf.
Frankfurt a. M. Bei der am 14. v. M. erfolgten
Versteigerung der Gemäldesammlung „Manice" wurden
theilweise recht ansehnliche, wenn auch keine hohen Preise
erzielt. Das meiste Interesse konzentrirte sich auf das
Werk von Ludwig Knaus, das mit 22.700 M. der
Fleischmann'schen Kunsthandlung zugeschlagen wurde.
Ferner erzielte Schreyer's „Rapport an den Scheikh"
7900 M., ebenfalls Fleischmann. Es erzielten Benlliure
y Gil's „Spanische Schenke" 1700 M., Gregor v. Boch-
mann's „An der Tränke" 1000 M., desselben „Vor der
Schmiede" 1020 M., Boehm's „Kraftprobe" 1600 M.,
Tito Conti's „Studienkopf" 900 M., F. Defregger's
„Mädchenkopf" 1970 M., Grützner's „Klarer Wein"
2700 M., de Haas' „Ochsen" 1050 M., Jutz' „Enten"
1370 M., Lenbach's „Studienkopf" 1000 M., Lie r's
zwei Landschaften 2700 M. und 1700 M., G. Max' „Die
Waise" 1600 M., desselben „Faust und Gretchen im
Kerker" 2010 M., Seitz' „Jägers Einkehr" 5100 M.,
Verboekhoven's „Landschaft mit Vieh" 1530 M.
Ernst Zimmermann's zwei „Stilleben" (Fische) 1600 M.
und 1650 M., Israels' „Einholen des Ankers" 1550 M.,
Jacques Stall's „Interieur" 1150 M., Mesdag's „Marine"
2300 M. etc. Der Gesammterlös beziffert sich auf 89.186 M.
Vieles ging in den Besitz von Kunsthändlern über, doch
wurden auch für Frankfurter Sammlungen schöne Er-
werbungen gemacht.

Die Liebenden von Teruel.
Nachdem die Oper in der vorigen Woche die
hundertjährige Jubelfeier des Inslebentretens einer
der wunderlieblichsten Blüthen von Mozart's
Genius, der bei Jung und Alt zu allen Zeiten hoch-
beliebten „Zauberflöte", in würdiger Weise be-
gangen, hat sie uns die Bekanntschaft eines musik-
dramatischen Kunstwerkes vermittelt, das aus
einem in der neueren Musikliteratur ungekannten
und ungenannten Lande stammt und auf seinem
Siegeslauf von den Ufern des Ebro und Tajo her
bis zu uns gekommen. „Die Liebenden von Teruel",
eine Arbeit des Dichter-Komponisten Tomas
Breton, haben nun auch auf unserer Hofbühne
Fuß gefasst und dürften aller Wahrscheinlichkeit
nach nicht so bald verschwinden.
Seit Gomis, dem verdienstvollen Tonsetzer
des „Teufels in Sevilla", der von Paris aus seine
in französischer Sprache gedichteten Opern in die
Welt gesendet, ist kein Werk eines spanischen
Komponisten mehr in deutsche Lande gedrungen.
Dies wol hauptsächlich darum, weil die in den
Ländern der vereinigten Kronen Kastiliens und
Aragoniens schaffenden Tonkünstler, statt die
komische, romantische oder große Oper zu pflegen,
ihr Talent an dem kleinen nationalen Genre der
Zarzuelas verschwenden und somit selbstgenügsam
auf die Wirkung auf ein europäisches Publikum
verzichten. So war denn seit jeher die eigentliche
Oper in Spanien vollständig dem Einfluss der
Italiener ausgeliefert. Wollte ein Komponist Hö-

heres leisten, so musste er sich entweder, wie
Vinzenz Martin y Solar, der italienischen Schule
anschließen, oder wie der vorhin genannte Josef
Melchior Gomis in die Schar der französischen
dramatischen Tonsetzer einreihen. Breton hat
patriotischer gehandelt als die beiden Valenzianer.
Er hat seine Kunst seinem Vaterlande geweiht, in-
dem er die hier in Rede stehende, schon vor zehn
Jahren geschriebene, von ihm selbst in spanischer
Sprache gedichtete Oper in Barcelona zur Auf-
führung brachte und in der Musik an einzelnen
Stellen mit Glück den nationalspanischen Ton er-
klingen ließ. Es war nicht die erste Hervorbringung
des nunmehr vierzigjährigen Tonsetzers, der, zu
Salamanca geboren, anfangs als Kapellmeister an
verschiedenen kleinen Theatern Spaniens angestellt
war, dann als Dirigent der Gesellschaftskonzerte
in Madrid eine rühmliche Thätigkeit entfaltete,
insbesondere um die Einbürgerung Beethoven's in
Spanien sich große Verdienste erwarb und im Vor-
jahre in der Jameshall zu London zwei Konzerte
mit außerordentlichem Erfolge gab. Den Musik-
freunden des Pyrenäenlandes ist sein Name als
Komponist schon lange geläufig dank mehreren
Zarzuelas und der Oper „Guzman el Bueno". Einen
eigentlich entscheidenden Erfolg aber hatte er erst
durch die „Amantes de Teruel" errungen, die aucli
in Madrid viel Beifall und vor einem halben Jahre
in Prag lebhaft Anklang gefunden. Dieses Werk
muss vorläufig, da sein „Oratorium Apokalypsis",
das vor zwei Monaten mit günstigem Erfolge zur
Aufführung kam, einer anderen Gattung angehört
und seine neue vieraktige Oper „Fray Garin", an
deren dritten Akt er eben die letzte Hand anlegt,
noch nicht das Licht der Welt erblickte, als seine
bedeutendste Leistung auf dem Operngebiet gelten
und verdient auch in mehr als einem Punkte das
ihm entgegengebrachte Interesse.
Das nach dem bekannten Drama von Don
Juan Eugenio Hartzenbusch gemodelte Text-
buch, von Dr. Friedrich A dler in Prag trefflich ver-
deutscht, zeigt eine in Erzielung von Bühneneffekten
sichere Hand. Die an aufregenden Zwischenfällen
überreiche Handlung ist mit Geschick geführt und
hält das Interesse unausgesetzt wach. Wir be-
gegnen da Szenen von schlagkräftiger Bühnen-
wirkung und Bildern, die sich dem Gedächtnisse
einprägen. Der Inhalt der verwickelten Handlung
ist kurz folgender: Isabel, die Tochter Don Pedro's
di Segura, eines Schlossherrn in der Umgebung
von Teruel, ist in den edlen, aber armen Diego
Marsilla sterblich verliebt. Auch der reiche und
einflussreiche Don Rodrigo d'Azagra will die reizende
Schöne freien und wirbt um ihre Hand. Don Pedro
hilft sich mit dem Schiedsspruch aus der Klemme,
dass Marsilla in den Kampf gegen die Mauren ziehen
soll, während fünf Jahre hindurch Isabel der Rück-
kunft des Geliebten harren wird. Kehrt er bis dahin
nicht wieder, so soll Rodrigo ihr Gatte sein. Zu
Beginn des ersten Aktes treffen wir den kühnen,
jungen Spanier, der tapfer reiche Beute erkämpft,
als Gefangenen im Palaste des Emirs von Valenzia,
 
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