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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

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Preuner, Erich: Inschriften aus Akarnanien
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0355

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INSCHRIFTEN AUS AKARNANIEN

345

BCH 1900, 2411 * Hiller von Gärtringen bei Bechtel Att. Frauen-
namen 131 5.
Das Epigramm sticht gegen die übrigen von Thyrreion
durch grosse Unbeholfenheit ab. Es ist dem Verfasser offen-
bar nicht leicht geworden, die zwölf Verse herzustellen: δυστά-
νωι V. 2 und δΰστανον V. 6, βάς Άΐ'δαο δόμους V. 2 und V. 6
βάμεναι εις Άΐ'δαν, V. 3 όλέσας βίον und gleich darauf α με
βιαίως ώλεσε, μοίρα V. 5 und 12, θάλαμος V. 7 und 8, τον
σκοτερόν δ ερχόμενος θάλαμον und V. 9 ά ούτε πατρός μου, |
ου ματρός φωναν δ έ ρ κ ο μ α ι εις άκοάς. Ich glaube daher, dass
man sich über die Vermischung der Sinne des Gesichts und
des Gehörs in den zuletzt angeführten Worten — das klassische
Beispiel Aesch. Sept. 101 Kirchhoff κτύπον δέδορκα- πάταγος
οΰχ ενός δορός—nicht allzuviel Gedanken machen darf; als
ob der Verseschmied sich selbst über seine Kühnheit entsetzt
habe, klappt εις άκοάς nach, wie wenn etwa δέξομαι voraus-
gegangen wäre.
Für die Zeitbestimmung des Epigramms ist von Wichtigkeit,
dass bei V.l und 6 dem Steinmetzen oder sonst wem nachträg-
lich das Gewissen schlug, daher über λίπω und ις das E überge-
schrieben wurde, während παρακλείνεται stehen blieb. Vgl. über
den Übergang von ει in T, 1 in ει G. Meyer Griech. Grammatik3 *
180 ff., für Pergamon Schweizer Grammatik der perg. Inschrif-
te?i 52 ff., 74 f., für Attika Meisterhans Grammatik der att.
Inschriften3 48 ff., dazu Wilhelm Österr. Jahreshefte 1901, 72 f.
Bei dem Mangel an Vergleichsmaterial muss man bei einer
abseits gelegenen Landschaft wie Akarnanien doppelt vor-
sichtig sein und sich begnügen, als terminus post quem für das
Epigramm etwa das Jahr 100 v. Chr. anzusetzen und dieses
selber, wegen des sogar graphisch zum Ausdruck gebrachten,
unsicheren Schwankens zwischen ει und I, etwa der ersten
Hälfte des letzten Jahrhunderts v. Chr. zuzuweisen.

1 Vgl. Hiller von Gärtringen Hermes 1901, 452 ff., durch dessen Erklärung
die später erschienenen Bemerkungen von Dragumis BCH 1900, 524 ff. im vor-
aus erledigt waren. Κυφάρισσος in Kreta selbst BCH 1893, 121 f. ; 629 Nr. 1, 2
(Philol. 1895, 79) und κυφαρίσινον bereits in der Mnia-und Auzesia-Inschrift
von Aigina CIGPel I 1588 Z. 7.
 
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