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Deutsches Archäologisches Institut / Abteilung Athen [Hrsg.]
Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Athenische Abteilung — 27.1902

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Dörpfeld, Wilhelm: Die Zeit des älteren Parthenon
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https://doi.org/10.11588/diglit.41308#0422

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W. DORPFELD

Aristoteles und Athen I, 115). Doch ist zu beachten, dass der
genaue Wortlaut des Beschlusses nicht urkundlich feststeht;
das Wort αρχαίος kann möglicherweise später hinzugefügt wor-
den sein. Die Bezeichnung αρχαίος νεώς für den «alten Athena-
Tempel» konnte jedenfalls zu der Zeit entstehen, als der grosse
neue Tempel begonnen wurde.
Der Tempelbau war noch nicht über die unteren Säulentrom-
meln und über die ersten Quadern der Innenwände hinausge-
kommen, als die Perser im Jahre 480 die Burg einnahmen und
mit den übrigen Gebäuden auch den von einem Gerüst umge-
benen Neubau einäscherten. Ob bei der zweiten Anwesenheit
der Perser im folgenden Jahre noch weitere Beschädigungen
des Tempels stattgefunden haben, entzieht sich unserer Kennt-
nis. Vermutlich hatte der Brand des Gerüstes im Jahre 480
genügt, um die Beschädigungen herbeizuführen, die wir jetzt
an den Stufen und Säulentrommeln sehen. Sie waren so bedeu-
tend, dass die grossen marmornen Trommeln für einen Wieder-
aufbau des Tempels unbrauchbar waren und daher zum Bau
der Burgmauer verwendet werden konnten.
Nach dem Abzüge der Perser machten die Athener sich so-
fort ans Werk, die Stadt und die Mauern wieder aufzubauen
(Thuk. I 89). Der alte Athena - Tempel, in welchem das Xoa-
non der Athena - Polias seit uralten Zeiten gestanden hatte,
wurde provisorisch in derselben Weise wiederhergestellt, wie
es nach Aussage der Ruinen mit dem Telesterion in Eleusis
und den Propyläen der Akropolis und nach Plutarch {Thein. 1)
auch mit dem ebenfalls von den Barbaren zerstörten Teleste-
rion in Phlye der Fall war.
Die Ringhalle des alten Tempels und den grossen neuen
Tempel liess man dagegen unaufgebaut liegen und verwendete
sogar ihre vom Feuer beschädigten Steine zum Neubau der
Ringmauer der Akropolis. Zur Erinnerung an den Frevel der
Perser baute man die marmornen Säulentrommeln und das
Gebälk der Ringhalle des alten Tempels so in die Mauer hinein,
dass sie als Bauglieder der zerstörten Tempel für immer kennt-
lich waren und tatsächlich bis heute sichtbar geblieben sind
(vgl. Thuk. I 90 und 93).'Man erwartete offenbar die Rückkehr
der Perser und dachte daher in erster Linie an den Bau von
 
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